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Wirtschaftswachstum dank heißer Luft

Im mecklenburgischen Neustadt-Glewe versorgt das erste deutsche Geothermie-Kraftwerk rund 500 Haushalte mit Strom aus Erdwärme. Dieses Verfahren steht noch am Anfang seiner Entwicklung, denn bisher nutzte man heißes Wasser aus tieferen Erdschichten vor allem zum Heizen von Häusern. Erdwärme oder Geothermie gehört zu den unerschöpflichen Energien, die auf der Bonner Konferenz in diesen Tagen diskutiert werden. Experten sagen ihr eine große Zukunft voraus. Island zum Beispiel, wo das heiße Wasser an vielen Stellen von selbst an die Oberfläche steigt, deckt fast seinen gesamten Energiebedarf mit Erdwärme. Sie lässt sich natürlich dort am wirtschaftlichsten nutzen, wo Erdwärmefelder nahe an der Oberfläche liegen. Zum Beispiel im Rift Valley, dem ostafrikanischen Grabenbruch. Kenia hat das Potential dieser lokalen erneuerbaren Energiequelle bereits für sich entdeckt.

Von Ralph Ahrens |
    Kenias Regierung hofft, das der Energiebedarf steigen wird: Denn die Wirtschaft soll wachsen und das nationale Leitungsnetz wird ausgebaut, um immer mehr Menschen mit Strom zu versorgen. Den zunehmenden Bedarf will das Land in erster Linie mit Erdwärme decken. Die Ausgangslage dafür ist günstig: Denn am afrikanischen Grabenbruch lässt sich die Wärme aus dem Erdinnern relativ leicht anzapfen. Ochillo Ayacko, Kenias Energieminister:


    Wir sind sehr glücklich über die Erdwärme. Die Erdwärmekapazitäten in unserem Land betragen - nach konservativen Schätzungen - mehr als 2000 Megawatt. Und wir nutzen zurzeit nur 127 Megawatt davon, also weniger als zehn Prozent des technisch Machbaren. Und von diesem Potenzial wollen wir stärker profitieren - denn es ist die einzige natürliche Ressource, über die wir in ausreichendem Maße verfügen.

    Geothermie, die Nutzung der Erdwärme zur Stromproduktion, ist in Kenia nicht neu: Seit 1981 wird in Olkaria - 90 Kilometer nordwestlich von Nairobi - heißer Dampf aus der Erde genutzt, um mittels Turbine und Generator Strom zu produzieren. Heute arbeiten dort bereits drei Erdwärmekraftwerke. Das aber sei erst der Anfang einer Erfolgsgeschichte, meint Eddy Njoroge vom kenianischen Energieerzeuger 'Kenyan Electricity Generating Company’, kurz KenGen.

    Zurzeit erweitern wir das zweite Erdwärmekraftwerk in Olkaria. Außerdem erkunden wir weitere 13 Standorte nach deren Potenzial für Erdwärme, um zielgerichtet bohren und die Energie gewinnbringend nutzen zu können.

    Das Ziel: In 15 Jahren will Kenia bereits ein Drittel seines gesamten Energiebedarfs mit Erdwärme decken. Für den schnellen Ausbau der Geothermie fehlen dem Land aber die finanziellen Möglichkeiten. Denn neue Erdwärmefelder zu erschließen, kostet Geld.
    Andreas Fikre-Mariam von der Kreditanstalt für Wiederaufbau, der KfW:

    Die Bohrungen, die sind sehr teuer. Die kosten also bei einer Bohrtiefe von 2000 Metern - dass ist das, was man in Ostafrika braucht - etwa zwei bis drei Millionen US-Dollar pro Brunnen. Wenn man jetzt so einen Brunnen bohrt, dann kann man unter Umständen am Ende feststellen: nicht ergiebig. Für die Produktion nicht nutzbar. Dann hat man zwei bis drei Millionen US-Dollar in den Sand gesetzt.

    Dieses finanzielle Risiko können Entwicklungshilfebanken übernehmen. So erhält Kenia von der KfW sowohl einen Zuschuss, als auch einen günstigen Kredit, um ein viertes Erdwärmefeld bei Olkaria zu erschließen. Der schrittweise Ausbau der Geothermie in Kenia gilt als vorbildlich. Die KfW hat daher mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen und dem Globalen Umweltförderprogramm GEF ein Projekt gestartet, um die Nutzung der Erdwärme auch in den anderen Ländern Ostafrikas - also Äthiopien, Eritrea, Dschibuti, Tansania und Uganda - zu fördern.