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Wirtschaftswissenschaftler fordert härtere Auflagen für Banken

Ekkehard Wenger, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität in Würzburg, hält einen "Kodex für internationale Banken" für überfällig. Außerdem müsste der Staat dringend den "Aderlass der Banken zugunsten ihrer Führungskräfte" stoppen. Schädlich sei, dass Milliarden an Boni an Investmentbänker abflössen, sagte Wenger.

Moderation: Elke Durak |
    Durak: "Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht schließt Weserbank!" Diese Meldung des Morgens hat uns schon etwas überrascht und der erste Gedanke dazu war "Die Nächste bitte?", wieder ein Opfer der Immobilien- und Finanzkrise. Der zweite Gedanke: "Wer ist eigentlich die Weserbank?" Beidem gehen wir jetzt nach.

    Diese kleine Privatbank Weserbank ist wohl nicht die einzige, die geschlossen wurde, in den letzten Jahren jedenfalls. Das hat es immer mal wieder gegeben wegen Überschuldung. Aber wir haben auch gehört, der Bankenchef hat gesagt, hätte es die internationale Finanz- und Immobilienkrise nicht gegeben, hätte die Bank nicht geschlossen werden müssen. Also ist die Bank eventuell doch ein Opfer dieser Krise. - Ich will darüber und über den Kodex des internationalen Bankenverbandes sprechen mit Professor Ekkehard Wenger, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität in Würzburg. Guten Tag Herr Wenger!

    Wenger: Guten Tag!

    Durak: Inwieweit unterliegen denn Privatbanken - eine solche ist ja die Weserbank - öffentlicher Kontrolle?

    Wenger: Sie haben es ja in dem Bericht richtig dargestellt. Alle Banken, die unter das Kreditwesengesetz fallen, unterliegen der Kontrolle der Bankenaufsicht und die Bankenaufsicht kann, wenn bestimmte negative Ereignisse eintreten, diese Banken schließen, wie das im vorliegenden Fall ja offenbar geschehen ist.

    Durak: Ist das zu spät geschehen?

    Wenger: Das lässt sich jetzt schwer sagen. Es ist natürlich denkbar, dass sich aufgrund der Veränderung der Marktbedingungen in den letzten Wochen die Liquiditätslage der Bank deutlich verändert hat - und zwar zum negativen - und dass das dann letzten Endes der Auslöser dafür war, dass diese kleine Bank geschlossen worden ist.

    Durak: Herr Wenger, an anderem Ort heute in Frankfurt am Main am Nachmittag will der Internationale Bankenverband einen Kodex vorstellen, einen "Kodex für internationale Banken" mit Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise. Und da muss man wissen, dass etwa 370 internationale Banken in dem Verband vertreten sind. Man will vielleicht die Märkte nur beruhigen?

    Wenger: Das bleibt abzuwarten. Eine entscheidende Maßnahme, die hier dringend erforderlich wäre - und ob die heraus kommt, das werden wir sehen -, würde darin bestehen, dass man die Gehälter der Zocker in den Banken mindestens um den Faktor zehn reduziert, weil die Banken leiden natürlich darunter, dass Milliarden und Abermilliarden an Boni an Investmentbänker abfließen und für die Aktionäre bleibt nichts übrig.

    Durak: Das ist also so etwas wie ein Selbstrettungsversuch unter Leuten, die ansonsten vor Unabhängigkeit nur so strotzen?

    Wenger: Die Unabhängigkeit endet dann, wenn man in Schwierigkeiten ist. Dann ruft man nach dem Staat, wie das Herr Ackermann getan hat - angeblich ja nur für die USA, aber es spielt keine Rolle. Wenn hier nach dem Staat gerufen wird, dann sollte der Staat auch das machen, was dringend notwendig wäre, nämlich den Aderlass der Banken zugunsten ihrer Führungskräfte zu stoppen. Was hier an Milliarden durch den Schornstein gegangen ist beziehungsweise in die Taschen der Investmentbänker geflossen ist, ist eine der Ursachen für diese Krise - wahrscheinlich sogar die wichtigste. Denn natürlich wird mit diesen Vergütungen auch der Anreiz zum Zocken gesteigert und wo das hinführt, das sehen wir gerade im Moment.

    Durak: Es heißt auch, mit diesem Kodex wolle man gesetzlichen Vorgaben zuvor kommen. Welche könnten das denn sein?

    Wenger: Es wird ja in der politischen Diskussion jetzt ab und zu nach Gehaltsbegrenzungen gerufen - nicht zu Unrecht. Ich bin der Meinung, dass das in der Tat keine Veranstaltung für die Politik ist. Die Politik muss dafür sorgen, dass andere Anreizbedingungen in den Banken herrschen, besonders was das Abstimmungsverhalten von institutionellen Anlegern betrifft, die in der Vergangenheit dieser Gehaltsexplosion und den damit verbundenen Anreizen zum Zocken immer schön zugestimmt haben. Diese Leute müssten in Zukunft damit rechnen, dass sie in den Knast wandern, wenn sie weiterhin diesen exzessiven Vergütungen ihren Segen geben. Das ist der Schlüssel zur Lösung der Krise.

    Durak: Danke schön! - Professor Ekkehard Wenger, Wirtschaftswissenschaftler der Universität Würzburg war bei uns hier im Gespräch. Er sitzt zurzeit in der Hauptversammlung von Daimler. Darüber werden wir in unseren anderen Sendungen - in der Wirtschaftssendung beispielsweise - berichten. Danke schön Herr Wenger!

    Wenger: Auf Wiederhören!