Einer der Wikipedia-Administratoren, zu deren Aufgaben die Qualitätssicherung gehört, ist Dirk Franke, der in seiner Promotion zu Politikwissenschaften steht. Entsprechend interessiert er sich vor allem für das Merkmal der Objektivität in den Beiträgen der freien Enzyklopädie. Dies ist umso brisanter, als es bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen zu heftiger Kritik an einzelnen Beiträgen gekommen war. Angesichts der vermutlich bevorstehenden Neuwahlen beobachtet Franke das Geschehen in Wikipedia besonders sorgfältig.
"Damals gab es eine Änderung in einem Artikel zu Jürgen Rüttgers. Dabei wurden kritische Äußerungen zu der Person entfernt. Es stellte sich dann heraus, dass diese Änderung aus dem Deutschen Bundestag heraus vorgenommen worden waren. Daraus entstand die Diskussion über die Gefahr einer Manipulation. Aber ich denke, dass sich gerade an diesem Beispiel zeigt, dass eine solche Manipulation nur sehr schwer durchzuführen ist. Die Änderung wurde damals sehr schnell wieder rückgängig gemacht und der Artikel stand anschließend unter intensiver Beobachtung. Der Beitrag über Jürgen Rüttgers ist überdies im Lauf der Wochen wesentlich besser geworden als er vorher war."
Dennoch war der Vorfall der Auftakt zu einem so genannten "Edit-War": Dabei änderten unterschiedliche Lager Beiträge und es kam zu heftigen Diskussionen und gar Streitigkeiten um Inhalte und ihre Darstellung. Dazu Franke:
"Der Vorgang um den Rüttgers-Artikel hatte ein breites Medienecho, wodurch sehr viele Leute aufmerksam wurden, die teilweise auch sehr starke Meinungen zu der Person hatten. Das führte zu heftigen Auseinandersetzungen, wie denn ein objektiver Artikel zu Jürgen Rüttgers aussehen sollte. Es dauerte ein paar Tage, bis das geschlichtet war und man sich zumindest auf ein Grundkonzept geeinigt hatte."
Doch nicht nur Wahlkämpfe gelten als kritisch und als mögliche Auslöser von "Edit-Wars", erläutert der Politikwissenschaftler:
"Es sind im Prinzip genau die Themen, die auch gesellschaftlich stark umstritten und emotional sehr besetzt sind. Dazu gehören politische, weltanschauliche und auch religiöse Fragen. In letzter Zeit ist etwa das Thema Islam besonders aktiv, aber auch grundsätzlich alles, was aktuell in den Medien stark vertreten und umstritten ist und wozu Menschen eine starke Meinung vertreten und auch versuchen, diese zu verkünden."
Die Arbeit eines Administrators dürfte dabei nichts für schwache Nerven sein. Sie kennen kritische Themen genau und behalten entsprechende Beiträge stets im Auge. Kommt es dann zu Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Autoren und Lesern, springen Franke und seine zahlreichen Mitstreiter bei und versuchen, die Wogen zu glätten und Streit zu schlichten.
"Merkt man dann, dass jemand nicht mit sich reden lässt, dann kann man diesen Benutzer notfalls auch aussperren oder einen Artikel zeitweise von Änderungen ausnehmen, bis eine Beruhigung eingetreten ist. Aber die Entfernung von aktiven Benutzern ist relativ selten. Dann gibt es noch die Möglichkeit, eine so genannte Neutralitätswarnung an den Anfang eines Beitrages zu stellen. Dann erkennt der Leser, dass er sich auf den Artikel nicht explizit verlassen kann. Außerdem wandert ein solches Stück auf eine Bearbeitungsliste, damit Experten ihn nochmals prüfen können."
Angesichts der aktuellen Fälle von platzierter Schleichwerbung im Fernsehen sind auch die Wikipedianer alarmiert. Doch noch sei es nur zu wenigen Versuchen gekommen, das Lexikon als Plakatseite zu missbrauchen, sagt Franke:
"Theoretisch halte ich das für ein großes Problem, praktisch aber sind wir auf dem Radar der Marketingwelt noch nicht groß genug aufgetaucht. Bei den wenigen Fällen zeigte sich, dass die Gemeinde der Leser sehr empfindlich auf die Sprache der Werbebranche reagiert. Dabei entstand stets sehr schnell ein Gegengewicht zu solchen Versuchen, Werbung in Artikeln einzubringen."
"Damals gab es eine Änderung in einem Artikel zu Jürgen Rüttgers. Dabei wurden kritische Äußerungen zu der Person entfernt. Es stellte sich dann heraus, dass diese Änderung aus dem Deutschen Bundestag heraus vorgenommen worden waren. Daraus entstand die Diskussion über die Gefahr einer Manipulation. Aber ich denke, dass sich gerade an diesem Beispiel zeigt, dass eine solche Manipulation nur sehr schwer durchzuführen ist. Die Änderung wurde damals sehr schnell wieder rückgängig gemacht und der Artikel stand anschließend unter intensiver Beobachtung. Der Beitrag über Jürgen Rüttgers ist überdies im Lauf der Wochen wesentlich besser geworden als er vorher war."
Dennoch war der Vorfall der Auftakt zu einem so genannten "Edit-War": Dabei änderten unterschiedliche Lager Beiträge und es kam zu heftigen Diskussionen und gar Streitigkeiten um Inhalte und ihre Darstellung. Dazu Franke:
"Der Vorgang um den Rüttgers-Artikel hatte ein breites Medienecho, wodurch sehr viele Leute aufmerksam wurden, die teilweise auch sehr starke Meinungen zu der Person hatten. Das führte zu heftigen Auseinandersetzungen, wie denn ein objektiver Artikel zu Jürgen Rüttgers aussehen sollte. Es dauerte ein paar Tage, bis das geschlichtet war und man sich zumindest auf ein Grundkonzept geeinigt hatte."
Doch nicht nur Wahlkämpfe gelten als kritisch und als mögliche Auslöser von "Edit-Wars", erläutert der Politikwissenschaftler:
"Es sind im Prinzip genau die Themen, die auch gesellschaftlich stark umstritten und emotional sehr besetzt sind. Dazu gehören politische, weltanschauliche und auch religiöse Fragen. In letzter Zeit ist etwa das Thema Islam besonders aktiv, aber auch grundsätzlich alles, was aktuell in den Medien stark vertreten und umstritten ist und wozu Menschen eine starke Meinung vertreten und auch versuchen, diese zu verkünden."
Die Arbeit eines Administrators dürfte dabei nichts für schwache Nerven sein. Sie kennen kritische Themen genau und behalten entsprechende Beiträge stets im Auge. Kommt es dann zu Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Autoren und Lesern, springen Franke und seine zahlreichen Mitstreiter bei und versuchen, die Wogen zu glätten und Streit zu schlichten.
"Merkt man dann, dass jemand nicht mit sich reden lässt, dann kann man diesen Benutzer notfalls auch aussperren oder einen Artikel zeitweise von Änderungen ausnehmen, bis eine Beruhigung eingetreten ist. Aber die Entfernung von aktiven Benutzern ist relativ selten. Dann gibt es noch die Möglichkeit, eine so genannte Neutralitätswarnung an den Anfang eines Beitrages zu stellen. Dann erkennt der Leser, dass er sich auf den Artikel nicht explizit verlassen kann. Außerdem wandert ein solches Stück auf eine Bearbeitungsliste, damit Experten ihn nochmals prüfen können."
Angesichts der aktuellen Fälle von platzierter Schleichwerbung im Fernsehen sind auch die Wikipedianer alarmiert. Doch noch sei es nur zu wenigen Versuchen gekommen, das Lexikon als Plakatseite zu missbrauchen, sagt Franke:
"Theoretisch halte ich das für ein großes Problem, praktisch aber sind wir auf dem Radar der Marketingwelt noch nicht groß genug aufgetaucht. Bei den wenigen Fällen zeigte sich, dass die Gemeinde der Leser sehr empfindlich auf die Sprache der Werbebranche reagiert. Dabei entstand stets sehr schnell ein Gegengewicht zu solchen Versuchen, Werbung in Artikeln einzubringen."