
Der Fischereiwissenschaftler Rainer Froese fordert die Politik auf, den Fang von Dorsch und Hering in der Ostsee für mindestens ein Jahr zu stoppen. Der Forscher vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel sagte der Deutschen Presse-Agentur, besser wären zwei bis drei Jahre. In diesem Zeitraum dürften die Arten auch nicht angelandet und verkauft werden.
Froese betonte: "Wir machen so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann in der Ostsee". Fische würden gefangen, bevor sie sich fortpflanzen können. Grundschleppnetze zerstörten zudem die Futter- und Laichgebiete der Arten. Überdüngung führe zum Schrumpfen ihrer Lebensräume, da in vielen Meeresgebieten Sauerstoffmangel herrsche. Deshalb seien die Dorschbestände in der zentralen und westlichen Ostsee sowie die Heringsbestände im Westen eingebrochen.
EU-Ministertreffen am Montag
Am Montag beraten die Agrar- und Fischereiminister der Europäischen Union über die Höchstfangmengen für das kommende Jahr in der Ostsee. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, die Höchstmengen für Dorsch und den westlichen Ostseehering zu senken. Durch erlaubte Beifangmengen können Fischarten weiterhin legal verkauft werden. Die Kommission will aber auch Ausnahmen kippen, die weiterhin eine gezielte Heringsfischerei in begrenztem Maß in der westlichen Ostsee ermöglicht.
Warnung vor Herings-Fangstopp
Der Leiter des Rostocker Thünen-Instituts für Ostseefischerei, Christopher Zimmermann, warnte davor, diese Ausnahmen aufzuheben. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur, dies wäre eine "blanke Katastrophe". Die hiesigen Fischer hätten dann nur noch "ein bisschen Hornhecht und wenige Plattfische. Aber im Grunde ist alles, womit die wirklich Geld verdienen, dann vorbei".
Bisher dürfen deutsche Fischer mit kleinen Booten und passivem Fanggerät wie Stellnetzen Hering in geringem Maß gezielt fangen. "Ob wir das nun einstellen oder nicht, hat für die Bestandsentwicklung überhaupt keine Auswirkung", sagte Zimmermann. Er ist Mitglied des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) und berät die EU-Kommission bei der Festsetzung der Fanghöchstmengen.
Diese Nachricht wurde am 26.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
