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Migration
Wissenschaftler kritisieren neues europäisches Asylsystem

Führende Migrationsexperten halten das neue gemeinsame europäische Asylsystem - Geas - mit Blick auf Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte für problematisch. Die Herausgeber des Reports Globale Flucht und Migration 2024 warnen vor einer mit der Reform einhergehenden Gefährdung des Kindeswohls und mangelnden Rechtsgarantien in Grenzverfahren.

    Blick durch Stacheldraht in das Flüchltingscamp Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos
    Blick durch Stacheldraht in das Flüchltingscamp Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos (picture alliance / NurPhoto / Nicolas Economou)
    Zudem äußern sie erhebliche Zweifel an der Umsetzbarkeit von Geas. Der Osnabrücker Wissenschaftler Düvell, einer der Mitherausgeber der Studie, wandte sich auch gegen eine Verlagerung von Verfahren in Drittstaaten. Dort drohten teils schwere Menschenrechtsverletzungen. Die EU müsse sich auf menschenrechtliche Standards zurückbesinnen, statt sich auf Abschreckungsmaßnahmen zu konzentrieren, mahnte er. Außerdem benötige Europa dringend Arbeits- und Fachkräfte. Trotzdem würden abgelehnte Asylsuchende abgeschoben, auch wenn sie arbeiten oder sich in Ausbildung befinden.
    Das nach langen Verhandlungen in der EU beschlossene Asylsystem Geas sieht unter anderem vor, dass Asylverfahren an die EU-Außengrenzen verlagert werden, wo Geflüchtete - auch Familien mit Kindern - in Transitlagern unter haftähnlichen Bedingungen untergebracht werden sollen. Menschen mit geringen Aufnahmechancen sollen von dort direkt abgeschoben werden.
    Diese Nachricht wurde am 27.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.