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Armenische Kirchen und Denkmäler
Wissenschaftler: Kulturerbe von Bergkarabach bedroht

Wissenschaftler haben vor einer Zerstörung des Jahrtausende alten armenischen Kulturerbes in der einstigen autonomen Republik Bergkarabach gewarnt. Eine erste armenische Kirche in Schuschi sei seit dem Frühjahr bereits nicht mehr auf Satellitenbildern zu sehen, was auf deren Zerstörung hindeute.

    Eine Klosterkirche mit großer zentraler Kuppel in armenischer Bauart
    Das armenische Kloster Gandzasar (Gandsassar) in Vank in der Region Bergkarabach (Archivbild) (picture alliance / ZB / Jens Kalaene)
    So zitiert der Evangelische Pressedienst die Leiterin des Konfessionskundlichen Institutes des Evangelischen Bundes im südhessischen Bensheim, Dagmar Heller. Auch eine freie wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema sei bedroht, fügte Heller hinzu. So konnte eine Buchpräsentation zum Kulturerbe von Bergkarabach im März dieses Jahres nach massiven Einschüchterungsversuchen nicht wie geplant stattfinden.
    Es sei inakzeptabel, wenn Vertreter Aserbaidschans derartigen Einfluss auf eine wissenschaftliche Veranstaltung nehmen können, hatte die Orthodoxie-Expertin Heller damals betont. Die Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung war wegen Sicherheitsbedenken danach ins Internet verlegt worden.

    Alle staatlichen Institutionen Bergkarabachs aufgelöst

    Zu Beginn des Jahres 2024 waren alle staatlichen Institutionen der international nicht anerkannten Autonomen Republik Bergkarabach aufgelöst worden. Nach der Kapitulation infolge der militärischen Auseinandersetzung mit Aserbaidschan 2023 haben den Angaben zufolge mehr als 100.000 Armenier und Armenierinnen das Land verlassen.
    In der Vergangenheit war die Zerstörung armenischen Erbes laut Heller bereits in der aserbeidschanischen Exklave Nachitschewan dokumentiert worden. Dies hätten Untersuchungen des US-Forschungsprogramm "Caucasus Heritage Watch" gezeigt. Die Archäologen der US-Universitäten Cornell und Purdue nutzen Satellitenbilder und Open-Source-Medien, um gefährdete und beschädigte Kulturgüter zu überwachen und zu dokumentieren.
    Diese Nachricht wurde am 17.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.