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Wissenschaftler rechnen mit regionaler Wasserverknappung durch Klimawandel

Drei Teile umfasst der aufrüttelnde Klimawandel-Report des International Panel on Climate Change (IPCC), einem internationalen von der UN beauftragten Wissenschaftlergremiums. Der erste Teil, Anfang Februar veröffentlicht, beschrieb die physikalischen Grundlagen und erläutert die bisherigen Forschungsergebnisse. Teil zwei, Karfreitag veröffentlicht, beschrieb die Auswirkungen des Klimawandels wie zum Beispiel die Zunahme drastischer Stürme und das Ansteigen der Meeresspiegel. Bislang öffentlich kaum thematisiert wurden die Folgen für die Wasserversorgung, die der Bericht auch analysiert.

Von Eva Bahner |
    Der Klimawandel wird Wasserkrisen verschärfen. Insgesamt wird es zwar in Zukunft mehr Regen geben, schätzen die Wissenschaftler des IPCC, des Klimaforschungsgremiums der Vereinten Nationen, und zwar dadurch, dass die steigenden Temperaturen und höheren Verdunstungsraten den globalen Wasserkreislauf ankurbeln. Doch in Regionen, wo es heute schon trocken ist, wird es mit der erwarteten Erderwärmung noch trockener, sagt Petra Döll, Professorin am Institut der Physischen Geographie an der Universität Frankfurt und Mit-Autorin des jüngsten Weltklimaberichts:

    " Viele Klimamodelle stimmen darin überein, dass gerade in den Gegenden, in denen heute schon wenig Wasser da ist, in Zukunft noch weniger Wasser da sein wird. Das heißt, in vielen der kritischen Gebiete heute wird in Zukunft noch weniger da sein und deshalb kann man schon sagen, es kommt zu einer Verknappung in den heute schon kritischen Gebieten. Das sind zum Beispiel Nordost-Brasilien, der Süden von Afrika und der Mittelmeerraum."

    Auch einige Gebiete Australiens, die schon heute mit langen Dürreperioden zu kämpfen haben, werden in Zukunft mit weniger Wasser rechnen müssen. Die erhöhte Niederschlagsvariabilität durch den erwarteten Temperaturanstieg bringt zwar kurzfristig mehr Wasser durch stärkere Regenfälle, gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass Hochwasserereignisse und Dürreperioden häufiger auftreten. In den mittleren Breiten sowie in tropischen Trockengebieten wird das Wasser knapp, auch weil die Speichermöglichkeit der Gletscher abnimmt:

    " Dadurch, dass in Zukunft die Temperatur höher sein wird, kann nicht mehr soviel Niederschlag in Form von Schnee und Gletschern im Winter gespeichert werden und das führt dann dazu, dass der Abfluss vorwiegend im Winter passiert und im Sommer, wenn dann tatsächlich Niedrigwasser herrscht, wird dann dieses Niedrigwasser noch tiefer sein als heute. Deshalb: Negative Auswirkungen auf die Wasserversorgung vor allem aber auch auf die Erzeugung von Energie in Wärmekraftwerken, weil die ja gekühlt werden müssen, und vielleicht als drittes Beispiel auf die Schifffahrt, die dann eben im Sommer oft vielleicht nicht mehr schiffbare Flüsse vorfinden wird."

    Nicht nur der Temperaturanstieg durch den Klimawandel hat in einigen Gebieten der Erde Auswirkungen auf die Ressource Wasser, auch der erwartete Meeresspiegelanstieg stellt eine Gefahr dar für die Trinkwasserversorgung, vor allem in den Küstengebieten, die ohnehin schon von Überflutung bedroht sind. Das Grundwasser weise in Zukunft voraussichtlich einen höheren Salzgehalt auf, erklärt Döll, da das Meerwasser eindringt:

    " Das führt zu einer Verringerung der Süßwasserressourcen gerade in besonders dicht besiedelten Gebieten, weil die Küsten ja eine höhere Bevölkerungsdichte haben als das Landesinnere. Besonders betroffen davon sind die kleinen Inseln, die umgeben sind von Meer. Und bevor diese Inseln wirklich überflutet sein werden, werden die schon Probleme haben mit der Trinkwasserversorgung, weil das Meerwasser von unten eindringt und es wird zuerst zu einer Versalzung der Grundwasserressourcen kommen, bevor man tatsächlich Überflutung oben entdeckt."

    Umso wichtiger sei es, sagt Petra Döll, schon heute die Belastung der Wasserressourcen durch die menschliche Nutzung zu minimieren, um sich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Zum Beispiel in der Landwirtschaft. Eine Ursache der Wasserknappheit sieht die Hydrologin in der Bewässerungspolitik einiger Länder. Fallen zu wenig Niederschläge, fließen bis 90 Prozent der Wasserressourcen in die Herstellung von Nahrungsmitteln.

    Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen beschäftigen die Wissenschaftler schon länger, auch in früheren IPCC- Berichten wurde die Wasserknappheit schon thematisiert. Allein die Dringlichkeit des Problems ist eine andere. Wolfgang Cramer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:

    " Das, was neu ist, ist, dass wir viele der Wirkungen jetzt schon beobachten können, und dass die Schwellenwerte, die man im Jahre 2001 noch vermutet hat, höchstwahrscheinlich niedriger liegen. Dass wir also schon näher am roten Bereich dieses berühmten Diagramms dran sind als wir damals dachten."

    Anfang Mai wird der dritte Teil des IPCC-Berichts veröffentlicht. Darin werden die Klima-Wissenschaftler aufzeigen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um den Klimawandel auszubremsen.