Dr. Gerhard Greif: "Antibiotikaeinsatz bei den Tieren dient sowohl dem Tierschutz - die Tiere gesund zu erhalten - als auch dem Verbraucherschutz, weil wir natürlich bakterielle Infektionen im Tier bekämpfen und damit aus der Lebensmittelkette fernhalten können."
Doch die Antibiotika werden nicht nur als Arzneimittel verwendet. Sie werden auch eingesetzt, weil die Produktivität der Mast damit gesteigert wird. Die Tiere setzen ihr Futter besser um. Befürworter dieser Nährstoffzusatzmittel reklamieren deshalb, dass damit auch die Umwelt geschont werde. Weniger Futter bei gleicher Fleischproduktion heißt auch weniger Gülle erklärt Professor Josef Kamphues von der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Professor Dr. Josef Kamphues: "Man setzt diese Mittel ein, damit ein Tier etwas mehr an Zunahme erreicht und damit das Tier das angebotene Futter etwas effizienter verwertet ... es gibt nur ganz wenige Substanzen, die so intensiv hinsichtlich ihres mode of Action untersucht sind."
Professor Kamphues kritisiert die von manchen Gegnern der Zusatzstoffe ins Feld geführte Praxis in Schweden. Dort werden Antibiotika nicht mehr als Zusatzstoffe verfüttert. Dafür werden dem Futter aber andere Mittel beigemengt, die den bei uns herrschenden Grenzwert um das zehnfache übersteigen.
Josef Kamphues befürwortet daher auch einen maßvollen Einsatz der zugelassenen Mittel. Er wehrt sich vor allem gegen Druck aus der Politik.
Professor Dr. Josef Kamphues: "Die Frage der Resistenz oder Resistenzinduktion, Resistenzförderung ist keine Frage an die Tierernährung sondern das ist die Frage an unabhängige Mikrobiologen und sonst gar nichts und wenn es da ein Risiko gibt, dann muss man das beachten und es ernst nehmen und dann gehört so eine Substanz raus, aber bitte erst dann, wenn solche Resistenzen oder Resistenzförderung und -induktion tatsächlich nachgewiesen sind."
Diese Resistenzen sind aber vielfach schon erreicht. 80 bis 90 % mancher Erreger in Schweinemastbetrieben sind schon immun gegen manche Mittel. Es ist also höchste Zeit zu handeln. Das Problem sehen alle Fachleute vor allem in der Bestandsdichte der Tierproduktion. Konkurrenzdruck macht eine tiergerechte Haltung unrentabel. Nur große Stückzahlen - vor allem in der Schweinemast - seine wirtschaftlich. Diese großen Bestände sind aber sehr krankheitsanfällig und deshalb müsse auf die Hilfe der Pharmazie zurückgegriffen werden.
Untersuchungen zeigen aber, dass bei einem Verzicht der Leistungsförderer der Kilopreis für Schweinefleisch nur um 10 Pfennig steigen würde. Das sollte den Verbrauchern ein Verzicht auf diese Mittel allemal wert sein.