Bei staatlichen Stipendien, so das Resultat, gab es mitten im Untersuchungszeitraum einen Führungswechsel: Bis 1997 erhielten mehr Männer Fördergelder, ab 1998 lagen die Frauen vorn. Professorin Karin Flaake hat eine Erklärung:
Es gab 1997 einen Erlass vom Wissenschaftsministerium, der besagte, dass der Frauenanteil an den Geförderten genauso hoch sein soll wie der Männeranteil bei den Geförderten. Also ein deutlicher Einfluss Frauen fördernder Maßnahmen.
Ohne Frauenförderung wirkt dagegen oft ein unausgesprochener Männerbonus. Das gilt auch und gerade in der Wissenschaft:
Es gibt eine sehr interessante Untersuchung aus Schweden. Die beiden Wissenschaftlerinnen zeigen, dass bei der Bewertung von Anträgen das Geschlecht der Antragstellenden eine ganz entscheidende Rolle spielt. Diejenigen, die davon ausgehen, dass der Antrag von einer Frau gestellt wird, bewerten den gleichen Antrag schlechter als diejenigen, die davon ausgehen, ein Mann hat das gestellt.
Tief sitzende Klischees führen dazu, dass Männer bevorzugt werden: Ihnen wird mehr zugetraut! Männern gelingt es oft besser, sich in Szene zu setzen - auch bei den Studierenden. Sozialwissenschaftlerin Dorothee Noeres erinnert sich an ihr eigenes Studium:
Da ist mir in den Seminaren aufgefallen, dass Männer länger sprechen als Frauen und mehr Wissen ausgraben und Frauen eher schneller auf den Punkt kommen und sich vielleicht eher zurückhalten.
Männliches Imponiergehabe wirkt offenbar - auf die, ganz überwiegend männliche, Professorenschaft:
Das ist ein Ergebnis, das in vielen Untersuchungen immer wieder belegt wird: Männer, Professoren sehen häufiger die Studenten, die sich aktiv beteiligen, ermutigen eher Studenten als Studentinnen.
Folgerichtig wirkt der Männerbonus überall da, wo es keine festgelegten Absicherungen für Frauen gibt. Dafür liefert die Oldenburger Studie einen anschaulichen Beweis: Neben der Stipendienvergabe untersuchten die Wissenschaftlerinnen die Besetzung von Stellen für wissenschaftliche Mitarbeit, die eine Promotion absichern helfen. Diese Stellen sind eng an Professuren gebunden. Professoren und Professorinnen entscheiden fast im Alleingang, wer eine solche Stelle bekommt. Das führt dazu...
...dass an fast allen niedersächsischen Hochschulen der Männeranteil an diesen Stellen deutlich über dem Frauenanteil liegt. Also eine deutlich geschlechtsspezifische Vergabepraxis.
Interessant - und bisher keineswegs befriedigend erforscht: Diese subtile Frauendiskriminierung ist keineswegs zwangsläufig, auch nicht in männlich dominierten Gesellschaften - erklärt Dorothee Noeres:
Zum Beispiel zeigt sich in der Türkei, in Portugal, also in den Ländern, wo wir es am wenigsten vermuten, dass dort die Frauenanteile in der Wissenschaft, auch gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern, Mathematik zum Beispiel, Architektur, dass die Frauenanteile da sehr hoch sind.
Abhilfe gegen subtile Frauendiskriminierung in der Wissenschaft erhoffen sich die Oldenburger Forscherinnen von einem Anreiz-System: Wer Frauen fördert, bekommt mehr Mittel.