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WM 2014
"Taktik ist Löws Metier"

Die Spielweise der Spanier sei nicht mehr zeitgemäß, das Spiel um Platz drei "qualvoll", und im Finale gegen Argentinien müsse die DFB-Elf Geduld zeigen, meint der langjährige DFB-Trainer Erich Rutemöller.

Erich Rutemöller im Gespräch mit Marina Schweizer | 12.07.2014
    Erich Rutemöller
    Erich Rutemöller (Deutschlandradio /Moritz Küpper )
    "Das Tiki Taka Spaniens ist sicherlich out", sagt Erich Rutemöller im Deutschlandfunk auf die Frage, welcher Stil die WM in Brasilien geprägt habe. Es müsse dahin gehen, bei Ballbesitz schnell umzuschalten, nach vorne zu spielen und die Entscheidung zu suchen. Das Umschaltspiel in beide Richtungen zur Abwehr und in den Angriff sei ein ganz wichtiger, aber nicht neuer Punkt.
    Der frühere Trainer des 1. FC Köln und von Hansa Rostock war lange Zeit auch Chefausbilder des DFB. Für ihn sei im Finale gegen Argentinien vor allem Geduld gefragt. Ein frühes Tor sei nicht zu erwarten. "Wir brauchen vielleicht auch einen guten Standard, der zum Tor führt." Der 69-Jährige äußerte sich zuversichtlich, "dass wir mit unseren Offensivkräften immer in der Lage sind, gegen Argentinien Chancen herauszuspielen." Das habe bisher jede Mannschaft geschafft. Was bloß nicht passieren sollte, dass die deutsche Mannschaft in Rückstand gerate. "Wenn die führen, wird es richtig schwer".
    Zur Stimmung im deutschen Team vor dem Finale meinte Rutemöller, die Spieler verspürten keine Angst, sondern Freude und eine positive Anspannung, die leistungssteigernd wirken könnte. "Da werden Kindheitsträume wahr. Das sind Träume, die man verwirklichen kann." Unmittelbar vor dem Spiel gebe es kaum Motivationsreden, so Rutemöller weiter, in erster Linie gehe es um klare taktische Absprachen.
    Bundestrainer Joachim Löw kennt Rutemöller bereits seit dessen Trainerausbildung beim DFB. "Was er geleistet hat, ist aller Ehren wert." Löw sei in der Lage, sich zu verändern und dazuzulernen und offener geworden. "Er hört zu, bespricht sich nicht nur mit dem Kapitän und dem Spielerrat. Er weiß auch, dass es nur über diese Kooperation geht."
    Schon zu Jürgen Klinsmanns Zeiten sei Löw der Taktikchef gewesen. "Das ist sein Metier." Gut sei, so Rutemöller im DLF, dass Löw jetzt nicht mehr meine, sich beim nächsten Spiel unbedingt auf den Gegner einstellen zu müssen wie noch bei der EM 2012. "Was gut war wie gegen Frankreich hat er gegen Brasilien beibehalten. Und das wird er auch gegen Argentinien tun."
    Das Spiel um Platz 3 hält Rutemöller für "qualvoll". Die Spieler hätten ein "lebenswichtiges" Spiel im Halbfinale verloren und würden nur noch an Urlaub, Familie oder die neue Saison denken.
    Unverständnis äußerte Rutemöller zur heftigen Kritik im WM-Gastgeberland an Brasiliens Trainer Filipe Scolari, der als Trainer mit Brasilien 2002 Weltmeister geworden ist und mit Portugal das Finale erreicht hatte.
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 12. Januar 2015 als Audio-on-demand abrufen.