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WM 2018
Skandal um WM-Logo

Wenige Tage nach der Präsentation des Logos für die WM 2018 in Russland hat sich die Fifa für eine Videopanne entschuldigt. Im Film war eine Karte Russlands zu sehen – mit der Krim als Teil des Landes.

Von Gesine Dornblüth |
    Das Logo der Fußball-WM 2018 in Russland wird auf die Fassade des Bolschoi-Theaters in Moskau projiziert.
    Das Logo der Fußball-WM 2018 in Russland wurde bei der Präsentation auf die Front des Bolschoi-Theaters in Moskau projiziert. (picture alliance / dpa / Alexander Vilf)
    Es ist nur eine Sequenz von wenigen Sekunden. Als Russland am Dienstagabend das Logo der Fußball-WM 2018 präsentierte, übertrug nicht nur das russische Fernsehen live, sondern das Emblem wurde auch auf die Fassade des Bolschoi-Theaters in Moskau projiziert. Vorangestellt wurde ein kurzes Filmchen mit fliegenden Fußbällen, einem wackelnden Tor und einer Landkarte mit dem Umriss Russlands. Die Karte zeigte links unten ein separates, kleines Gebilde: Die Krim. Russland hat die ukrainische Halbinsel im Frühjahr völkerrechtswidrig annektiert. Gegen internationalen Protest. Die FIFA, so vermittelte es das Filmchen, rechnet die Krim Russland zu.
    Das ukrainische Außenministerium protestierte. Ein Sprecher der FIFA entschuldigte sich. Eine lokale Agentur habe den Werbefilm erstellt, man habe das Detail übersehen. Mittlerweile sei die Sequenz aus dem Film gelöscht. Russland reagierte gar nicht. Kritiker werfen FIFA-Präsident Sepp Blatter seit langem eine zu große Nähe zu den Mächtigen in Russland vor. Sie sahen sich Anfang der Woche bestätigt. Blatter war zur Präsentation des Logos nach Moskau gereist und stellte sich voll hinter die Organisatoren der WM. Die Vorbereitungen für 2018 liefen hervorragend, besser als seinerzeit in Brasilien. Boykottforderungen seien völlig unsinnig, so Blatter.
    "Ein Boykott führt zu nichts. Wir haben nichts mit Politik zu tun, wir machen Sport. In der FIFA haben wir keinerlei Zweifel daran, dass wir diese WM in Russland organisieren werden. Das ist unser Wille, ein Fakt."
    Er sei davon überzeugt, dass Russland eine großartige WM veranstalten werde. Schon die Präsentation des Logos war eine große Show mit viel Pathos. Wie bereits beim Fackellauf vor den Olympischen Winterspielen war die Internationale Raumstation ISS zugeschaltet. Der russische Kosmonaut Maksim Surajew meldete sich direkt aus dem All:
    "Von hier oben sehen wir, wie schön unser Planet ist. Von hier sieht man keine Grenzen. Genauso kennt Fußball keine Grenzen."
    Das Logo ist in Rot- und Blautönen und Gold gehalten und enthält Symbole des Kosmos, geschwungene Linien, blaue Bullaugen. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten. Russlands Staatssender RT trug die ausgefallensten Reaktionen zusammen. Einer fühlte sich an einen elektrischen Rasierapparat erinnert, ein anderer an Edward Munchs Gemälde "Der Schrei".
    Über den Skandal um die russische Landkarte in dem FIFA-Film wurde in Russland nicht berichtet. Kein Wunder, laut russischer Auffassung gehört die Krim zu Russland. Wer anderes behauptet, läuft Gefahr, wegen Separatismus angeklagt zu werden.