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WM 2022
Zwanziger vor Menschenrechtsausschuss des EU-Parlaments

Kein leichter Tag für Theo Zwanziger vor dem Menschenrechtsausschuss des Europäischen Parlaments. Das FIFA-Exekutivmitglied musste viele kritische Fragen zur Fußball-WM 2022 in Katar beantworten.

13.02.2014
    Zwanzigers Botschaft heute: man werde genau hinsehen, ob Katar die zugesagten Reformen auch einhalten werde: "Das ist das, was wir machen müssen. Verschärfte Kontrollen, unabhängige Kontrollen. Aber immer auch in enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen."
    Es war ein Bericht des britischen "Guardian", der auch den Weltfußballverband gehörig unter Druck gesetzt hatte. Denn laut "Guardian" sind in den letzten beiden Jahren fast 400 Arbeiter allein aus Nepal auf den zahlreichen Baustellen im Land ums Leben gekommen. Zwanziger betonte aber, dass die Arbeiten für die WM noch gar nicht richtig begonnen hätten – es bleibe also ausreichend Zeit zu reagieren. Einen komplette WM-Entzug, wie von manchen gefordert, lehnte der frühere Chef des Deutschen Fußballbundes klar ab: "Das wäre ja absolut kontraproduktiv. Wenn wir die WM von Katar jetzt wegnehmen würden. Auch rechtlich können wir das so ohne weiteres nicht. Was würde das denn heißen? Dann ginge der Zirkus dort weiter. Dann gehen die Menschenrechtsverletzungen dort weiter, ohne Beobachtung. Nein, wir haben eine Verpflichtung, die Entscheidung ist getroffen."
    Zumal Katar inzwischen neue Richtlinien für einen besseren Schutz der Arbeiter verabschiedet hat, etwa was die Arbeitsverträge, die Bezahlung, die medizinische Versorgung und die Lebensbedingungen angeht. Ein richtiger Schritt, meinte dazu die Ausschussvorsitzende Barbara Lochbihler von den Grünen. Und doch waren ihre Zweifel unüberhörbar: "Das liegt ja auch an der Umsetzung. Ob die Arbeitsinspektoren auch schauen, dass das, was jetzt vorgeschlagen wird – zur Unterbringung, zu den Löhnen der Arbeiter – ob das umgesetzt wird. Und natürlich auch weiter darauf drängt, dass es in der Migrationspolitik auch zu gesetzlichen Änderungen kommt."
    Denn besonders umstritten ist das sogenannte Kafala-System. Ausländische Leiharbeiter werden damit praktisch zu Leibeigenen ihrer Arbeitgeber. Sie müssen ihren Pass abgeben und dürfen das Land nur mit Erlaubnis des Arbeitgebers wieder verlassen. Auch der französische Fußballprofi Zahir Belounis war Opfer des Kafala-Systems – zwei Jahre wurde er in Katar festgehalten. Darunter leidet er bis heute: "Nach meiner Rückkehr nach Frankreich blieb die Angst. Ich war psychisch in einer sehr schwachen Verfassung. Ich habe sogar meine Karriere beendet, weil ich mental keine Kraft mehr hatte." Doch jetzt will Belounis nicht mehr länger schweigen. Doch klar ist auch: Das Kafala-System wird vorerst bleiben. Immerhin will die FIFA bei der nächsten WM Ausschreibung strengere Kriterien anlegen, stellte Zwanziger zumindest in Aussicht. Bei der Spiele-Vergabe für 2026 müssten dann auch Menschenrechtsfragen stärker im Blickpunkt stehen.