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WM-Dopingproben werden in Lausanne analysiert

Nach dem Entzug der WADA-Akkreditierung für das Doping-Kontroll-Labor in Rio de Janeiro suchen die Verantwortlichen in Brasilien jetzt ausländische Hilfe. Denn bis zur WM 2014 wird das Institut seine Akkreditierung nicht zurückerhalten. Jetzt beraten die FIFA und die Welt-Antidoping-Agentur, wo die etwa 900 Proben vor und während des Turniers analysiert werden sollen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 28.09.2013
    Der Fußball-Weltverband FIFA will jetzt die Urin- und Blutproben in anderen akkreditierten Laboratorien analysieren lassen. Zwar gibt es noch Gespräche mit der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, aber diese Lösung wird von FIFA-Chefmediziner Professor Jiri Dvorak favorisiert:

    "Dass wir während der Weltmeisterschaft in Brasilien, also während und auch vor eine Lösung finden, dass wir die Qualität gewährleisten können. Und das geht in die Richtung, dass wir die Urin- und Blutproben in ein auswärtiges Labor verschicken werden, so dass wir auch kompetente Resultate bekommen."

    Das hatte die FIFA schon bei der U17 WM 2011 in Mexiko praktiziert. Damals war das Labor in Mexiko noch nicht akkreditiert und die Proben wurden im Institut in Los Angeles untersucht. Bei der WM 2014 bevorzugt Dvorak Europa.

    "Wir werden in ein bewährtes Labor gehen, das auch entsprechende Erfahrungen hat mit den neuen biologischen Profilen. Überwiegend werden wir wahrscheinlich nach Lausanne gehen."

    In Brasilien hatte man auf eine temporäre Akkreditierung gehofft. Marco Aurelio Klein, der Chef der brasilianischen Anti-Doping-Agentur, hatte WADA und FIFA vorgeschlagen, dass das Anti-Doping-Labor aus Lausanne die Aufsicht über die Blutkontrollen übernehmen könnte. Institute aus Europa und den USA könnten dies für die Urinkontrollen übernehmen. Die Kontrollen selbst sollten jedoch mit brasilianischem Equipment durchgeführt werden. Ein übliches Verfahren, meint Hans Geyer, stellvertretender Leiter des Kölner Instituts für Biochemie:

    "Ja die ausländischen Experten sind akkreditiert oder kommen von akkreditierten Labors, es werden dann deren akkreditierte Methoden im Labor installiert. Die Abläufe laufen so wie in den akkreditierten Labors, das wird häufig gemacht bei Erdteilspielen oder bei suspendierten Laboratorien."

    Bei den panamerikanischen Spielen 2011 im mexikanischen Guadalajara war es ähnlich. Da reisten Mitarbeiter des Labors aus Barcelona an und beaufsichtigten die Analysen. Wenn die FIFA nun die Proben ausfliegen will, deutet dies auf schwerwiegende Mängel hin. Häufige Stromausfälle in Rio führen zu Schäden an den hochsensiblen teuren Apparaturen.

    "Bei solchen schwerwiegenden Problemen wird natürlich ein anderes akkreditiertes Labor dann für einen wichtigen Wettkampf gewählt. Allerdings wenn nur die Qualität der Mitarbeiter, die Qualität der verwendeten Methoden nicht in Ordnung ist, dann kann eine temporäre Akkreditierung im Gastgeberlabor durchgeführt werden."

    Festgestellt wurden diese Mängel bei der regelmäßigen Überprüfung durch die WADA. Dabei werden die Laboratorien, ihr Personal und die Anwendung der Methoden in Augenschein genommen. Hans Geyer, erläutert das Prozedere:

    "Wir haben drei Testrunden mit sechs bis acht Testproben, die Dopingsubstanzen enthalten, die müssen wir dann finden. Da gibt es dann auch Leeproben dabei, die nichts enthalten. Wir müssen diese Substanzen identifizieren, quantifizieren und dürfen natürlich nichts in den Leerproben finden."

    Unterlaufen dem Labor dabei zu viele Fehler, wird die Akkreditierung entzogen. Zusätzlich werden außerhalb dieser Tests immer wieder so genannte "Blindproben" von der WADA an die Institute geschickt. Diese Tests hat Rio nicht bestanden, und das nicht zum ersten Mal. Im vergangenen Jahr wurde dem Institut unter Leitung von Professor Radler für neun Monate die Akkreditierung für die Isotopen-Massenspektrometrie entzogen. Aber der Warnschuss zeigte keine Wirkung, jetzt ist das Labor vollständig suspendiert. Und eine Wieder-Akkreditierung ist sehr aufwendig und zeitraubend, erläutert Hans Geyer:

    "Dies bedeutet, dass man den kompletten Akkreditierungsvorgang noch einmal wiederholen muss, das ist also ein schwieriges Unterfangen, weil man sehr viele Proben messen muss. Man muss mehrere Runden an Testproben überstehen und das ganze System wird noch einmal überprüft, das ganze Labor überprüft, die Qualität der Mitarbeiter, ein sehr schwieriger und langwieriger Vorgang."

    Dann dürfen keine Fehler mehr passieren. Normalerweise dauert dieses Verfahren drei Jahre, die WADA-Exekutive hat aber ein beschleunigtes Verfahren zugelassen. Das bedeutet nicht weniger Proben, diese aber in einem kürzeren Zeitraum. Aber auch das beschleunigte Verfahren dauert wenigstens ein Jahr. Für die Fußball-WM im kommenden Jahr ist es auf jeden Fall zu spät. Der Neubau für das künftige Labor wird Mai 2014 fertig, erst dann kann der Akkreditierungsprozess abgeschlossen werden. Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 sollen dann die Dopingproben in Rio analysiert werden.