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WM-Kartenvorverkauf äußerst schwach

Der Fußball-Weltverband steckt mit seinen WM-Tickets in großer Verkaufsnot. Offenbar hat er deshalb die Strategie gewechselt und verkündete, es seien bereits zwei Millionen der WM-Karten verkauft - demnach müsste sich der Verkauf binnen zwei Wochen verdoppelt haben.

Von Thomas Kistner | 29.01.2010
    Interne Papiere jedoch legen den Verdacht nahe, dass mit solchen Zahlen nur die schwierige Verkaufssituation übertüncht werden soll. So schickte das FIFA-Ticketing-Büro kürzlich einen Brief an Kartenagenten, in dem es hieß, es seien noch Tickets "für alle Spiele in allen Stadien" verfügbar. In der Branche sagt man, ein solcher Bittbrief relativ kurz vor einer WM sei bis vor Kurzem undenkbar gewesen.

    Ein düsteres Bild zeichnet auch ein vertrauliches Workshop-Papier des FIFA-Exklusivvermarkters Match an seine lizenzierten Unteragenten in aller Welt. Diese hatten viel Geld bezahlt, um die Luxusreisen verkaufen zu dürfen, die Edelfans in die gläsernen VIP-Logen der WM-Stadien führen; also jene sogenannten Hospitality-Pakete, zugeschnitten auf Firmen und Sponsoren. Die neue "Verkaufsstrategie" im Papier der Match AG klingt nun verzweifelt.

    Empfohlen wird den Verkäufern, hartnäckig an Firmen dranzubleiben, die schon abgewunken hätten, denn mit Näherrücken der WM könne sich die Ablehnung noch ändern. Auch sollten die Agenten ihre Zielgruppe auf "kleine und mittelgroße Firmen" ausweiten sowie auf "hochvermögende Einzelpersonen, inklusive Topmanager". Umgarnt werden sollen mit den teuren Paketen zudem "Spielerfamilien und Berater".

    Während die FIFA offiziell am explosionsartigen Anstieg der Verkaufszahlen festhält und auf Nachfrage erklärt, die Zahl von zwei Millionen bezöge sich auf tatsächlich regulär verkaufte Karten, sind laut vertraulichem Match-Papier von Mitte Januar selbst für das WM-Finale nur 61 Prozent Luxuslogen, die sogenannten "B Skyboxes", verkauft. Um die 2000 Plätze warteten noch auf ihre Abnehmer.

    Dieser negative Trend zieht sich durch das gesamte Dossier: Demnach waren an vielen Spielorten 60 bis nahezu 100 Prozent der Plätze in den Nobelboxen noch verfügbar. Aus den vertraulichen Zahlen lässt sich eine Fehlkapazität von 115.000 noch unverkauften Sitzen in den Luxuslogen errechnen.