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WM-Qualifikation 2014
Fußball-WM in Rio: Teilnehmerfeld komplett

"Alle Mann an Bord" hieß es bei der ersten Fußball-Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay, als die Mannschaften von anderen Kontinenten noch mit dem Schiff anreisten. "Boarding Completed" war bereits der Slogan bei der ersten WM in Brasilien 1950, denn solange schon fliegen die Teilnehmer rund um den Globus, um beim größten und bedeutendsten Fußballturnier der Welt dabei zu sein.

Von Thomas Wheeler |
    13 Europäer, sechs Südamerikaner, inklusive der Gastgeber, fünf Afrikaner, vier Asien-Ozeanien Vertreter und vier Nationen aus der Karibik- bzw. Nord- und Mittelamerikazone spielen vom 12. Juni bis 13. Juli nächsten Jahres den neuen und möglicherweise alten Weltmeister aus. Vorausgesetzt die Spanier verteidigen den Titel. Womit wir auch schon bei den Favoriten wären. Zwar nervt der Welt- und Europameister schon seit längerem mit seinem gepflegten Tiki-Taka-Kurzpass-Spiel die Konkurrenz. Aber dies ist nunmal derart erfolgreich, dass immer mehr Länder versuchen, es auf ihre Art nachzuahmen. Mehr als Ansätze davon finden sich inzwischen auch im deutschen Spiel, sicherlich auch, weil einer der Perfektionisten dieses Systems, Trainer Pep Guardiola, seit Sommer den FC Bayern trainiert.
    Mit der hohen spielerischen Qualität des Münchner Blocks im Nationaltrikot, kombiniert mit den besten Dortmundern und Auslandsprofis wie Mesut Özil ist die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw ein heißer Titelanwärter. Vorausgesetzt: in den entscheidenden Spielen, Halbfinale oder Finale, ist diesmal die Cleverness da, die ein großes Team auszeichnet. Deshalb Ball flach halten, nicht schon wieder zu laut vom großen Triumpf sprechen. Träumen ist erlaubt. Mehr nicht. Denn vor dem Titelgewinn könnten wieder einmal die Italiener stehen. Für DFB-Mannschaften bekanntlich wie eine Gruselfigur für Kinder. Der viermalige Weltmeister ist unter Cesare Prandelli deutlich offensiver geworden. Dazu kommt eine gnadenlose Effektivität.
    Wer kommt noch für den Gewinn des Weltpokals in Frage? Natürlich die Brasilianer. Zwei Jahre herrschte Chaos und Reformstau bei ihnen. Doch seitdem Luiz Felipe Scolari wieder Regie führt, 2002 holte er mit der Selecao im Finale gegen Deutschland schon einmal den WM-Titel, geht es aufwärts. Mit ihm hat der Rekord-Weltmeister einen Plan, was teilweise auch schon beim Gewinn des Konföderationen-Pokals in diesem Sommer zu sehen war.
    Ein Plakat mit der Aufschrift "Rio 2014" hängt im Maracana-Fußballstadion in Rio de Janeiro.
    Wer hat 2014 Chancen auf den Titel? (dpa/epa/efe/Marcelo Sayao)
    Und die Anderen? Einige, die denken, dass sie die Größten sind, können froh sein überhaupt dabei zu sein. Zum Beispiel Frankreich. Bayern-Star Franck Ribéry sprach von einer Katastrophe, sollte die Équipe Tricolore sich nicht qualifizieren. Warum eigentlich? Große Kunststücke haben unsere Nachbarn in Sachen Fußball doch schon lange nicht mehr vollbracht. Nun gegen die Ukraine haben sie es ja gerade noch mal gedreht. Dass der französische Verband deshalb gleich den Vertrag von Trainer Didier Deschamps bis 2016 verlängert, erschließt sich nur ansatzweise. Höchstwahrscheinlich soll das Ruhe in die Mannschaft bringen und Autorität vermitteln, nachdem „les Bleues“ bei der letzten WM 2010 in Südafrika unter Raymond Domenech ja die Lachnummer des Turniers waren.
    Ach, und dann war ja da auch noch das portugiesische Fotomodell Cristiano Ronaldo. Das Duell der Egos gegen den Schweden Zlatan Ibrahimovic hat Ronaldo eindeutig zu seinen Gunsten entschieden. Ob er aber endlich auch bei einer Weltmeisterschaft über sich hinauswächst, wage ich trotz seines besonderen Könnens zu bezweifeln. Denn bisher hat er in den entscheidenden Spielen für die Nationalmannschaft kaum das gebracht, was ihn bei Real Madrid und Manchester United zum Superstar gemacht hat.