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Wo die Liebe hinklickt: Loveletter

Informationssicherheit.- Der wohl bekannteste Computerwurm feiert heute quasi Geburtstag: Vor genau zehn Jahren breitete sich der Loveletter-Worm epidemieartig über das Internet aus. Seitdem wissen die meisten Computernutzer, dass E-Mails eine gefährliche Sache sein können.

Von Achim Killer | 04.05.2010
    Eine Mail von jemandem, den man kennt, vielleicht sogar heimlich anhimmelt – und dann noch im Mai. "I love you" – die Betreffzeile. "Loveletter" heißt das Attachment. Das ist doch auf jeden Fall einen Klick wert. Und dann verbreitet sich diese Botschaft um die ganze Welt. Am 4. Mai 2000 war das. Das Attachment: ein Wurm, und der hat sich nach dem Klick an alle Einträge aus dem jeweiligen Outlook-Adressbuch verschickt. Ein guter Trick, räumt auch Professor Fred Cohen ein. "Social Engineering" nennt sich das. Klar, jeder Mensch will halt geliebt werden:

    "Das klappte, weil die Nachricht von jemanden kam, den man kennt. Da schaut man drauf. Und wenn da steht: ich liebe dich, klick hier - dann klickt man eben drauf. Denn: Jeder will doch geliebt werden, oder?”"

    Ja, wo die Liebe hinklickt. Aber technisch, findet der Professor, war "I love you" kein großer Wurf:

    ""Er war dem Christmascard-Virus sehr ähnlich, der in den späten 80er-Jahren IBM-Großrechner befallen hatte. Technisch gesehen, stellte er keinen großen Fortschritt dar. Es war ein Visual-Basic-Script. Und die Vorgängerversion war in der Scriptsprache für Großrechner-Mail geschrieben. Also die waren sehr, sehr ähnlich."

    Und jetzt gibt's Noten für Originalität und Programmiertechnik. Eine 1 ist jedenfalls nicht dabei.

    "Für die Originalität gibt's eine 6. Technologie: 2 -. Also: Wenn einer meiner Studenten so etwas als Seminararbeit abgeben würde, dann wäre ich schon enttäuscht."

    Im Jahr 1999 - vor "I love you” - waren mehrere große Wurm-Attacken im Internet ausgebrochen. Es folgte eine mehrmonatige Pause, während der sich die Computernutzer in trügerischer Sicherheit wogen. Und dann brach, begleitet von einem großen Medienecho, der Loveletter-Wurm aus. Das hält Professor Cohen, der wissenschaftliche Entdecker der Computerviren, für bemerkenswert. Ansonsten aber sei das bekannteste Schadprogramm seiner Zeit ein äußerst mittelmäßiges Stück digitales Ungeziefer gewesen.

    "Außer dem ganzen Medienrummel und der Tatsache, dass vorher sechs Monate lang Ruhe war, gab es wirklich nichts Außergewöhnliches an I love you."