"Wir werden zunächst am Luppe-Damm entlang gehen und Ihnen mal zeigen, was hier kaputt gemacht worden ist an der Aue und warum das so wichtig ist, dass wir uns hier engagieren. Dann gehen wir an die Lachen runter. Dort sind im Moment schon ganz schön viele Moorfrösche. Und wir hoffen, dass sie sich auch zeigen."
Samstagmorgen, kurz nach Zehn in Leipzig-Modelwitz , Am Storchennest. Obwohl es regnet und stürmt, kann Leonhard Kasek, der Vorsitzende des NABU-Kreisverbandes Leipzig, knapp 50 Naturfreunde zur Wanderung durch die Papitzer Lachen begrüßen. Hoch oben über den Versammelten, auf der alten Esse einer mittlerweile abgerissenen Ziegelei, thront das Storchenpaar, welches dem Treffpunkt im Leipziger Nordosten seinen Namen gegeben hat. Neugierig beäugen die beiden Störche die mit grauen NABU-Mützen und bunten Schirmen ausgerüstete Gruppe beim Abmarsch Richtung Aueland. Hinter einer kleinen Holzbrücke, die über die Weiße Elster führt, beginnt das Naturschutzgebiet der Luppeaue und der Papitzer Lachen. Die Weiße Elster war früher der Fluss, der das gesamte Gebiet regelmäßig unter Wasser gesetzt hat. Doch seitdem es die Neue Luppe gibt, eine künstliche und tiefer gelegte Wasserstraße, die mitten durch die Aue führt, wird der Landschaft kontinuierlich das Wasser entzogen, erklärt Naturschützer Ralf Mäkert.
"Wir stehen hier an der Neuen Luppe. Das ist ein neuer Flusslauf, der zwischen 1934 und '38 geschaffen wurde, von Leipzig bis an die Autobahn A9, mit dem Ziel, Land für Landwirtschaft zu gewinnen, auch Hochwasser abzuführen, gar kein Hochwasser mehr in die Aue zu lassen. Es sind also sehr hohe Deiche links und rechts, sieben bis acht Meter hoch. Die Neue Luppe hat also den negativen Effekt, Hochwasser abzuführen, und an verschiedenen Stellen besitzt sie Stromschnellen, die sich noch mehr vertiefen. Und diese Eintiefung in den letzten Jahrzehnten hat dazu geführt, dass die Entwässerung der Flächen links und rechts noch stärker geworden ist."
Hochwasserschutz, Städtebau und Landwirtschaft haben bis heute Priorität, mit verheerenden Folgen für die einzigartige Auenlandschaft. Es fehlt an nachhaltigen Lösungen, beklagt der NABU, etwa Staustufen oder ein Wehr, damit der Aue wieder regelmäßig Wasser zugeführt wird.
Die Gruppe verlässt den Damm und wandert weiter zu den Papitzer Lachen, dem Kerngebiet des Naturschutzgebiets Luppeaue. Insgesamt umfasst die Leipziger Auenlandschaft zirka 1000 Hektar. Sie beginnt im Süden der Stadt, zieht sich quer durch das Stadtgebiet und reicht im Nordosten bis zur sächsischen Landesgrenze. Viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten sind hier zu Hause, allein in den Papitzer Lachen leben 128 verschiedene Brutvögel, Fischotter und seltene Amphibien wie Molche und Frösche, die unter Naturschutz stehen.
"Das ist eines der Hauptlaichgebiete, die Lache Nummer sieben und die Lache Nummer acht. Da kann man im Frühjahr so zwischen 100 und 200 blaue Moorfroschmännchen beobachten. Der Moorfrosch gehört ja zu den Braunfröschen, und die wollen wir ihnen mal ganz kurz vorstellen. Es gibt also drei Arten Braunfrösche: Das ist der Grasfrosch, der Springfrosch und das ist der Moorfrosch."
Die Papitzer Lachen entstanden teilweise durch Menschenhand. Zu DDR-Zeiten wurde hier für die nahe gelegene Ziegelei Lehm gestochen. Übrig blieben mehrere, etwa 20 Quadratmeter große und knapp einen Meter tiefe Lachen, die sich mit Wasser füllten und heute den Lurchen als Laichplätze dienen. Diese Lachen sind nicht nur von Wasserknappheit bedroht, sondern auch vom Düngemittel der Bauern, so Leonhard Kasek.
"Die bringen hier Gülle aus, davon kommt ein erheblicher Teil in die Gewässer. Und dort wird das Pflanzenwachstum angeregt, und dann verdrängen einige wenige, sehr starkwüchsige Pflanzen die ganzen geschützten Pflanzen. Und wenn das zuwuchert, dann verschwinden auch die Lurche, da haben die keinen Zugang mehr. Durch die Überdüngung verschwinden auch die ganzen Wiesenvögel. Das ist einer der Gründe, warum wir versuchen diese Wiesen zu kaufen, weil wir als Eigentümer die Spielregeln festlegen."
Die Spielregeln des NABU würden dann lauten: kein Dünger mehr auf den Wiesen, der in die Lachen gespült wird und die Pflanzen und Tiere massiv schädigt. Etwa acht Hektar Wald, Wasser und Wiesen haben sie bereits gekauft, weitere fünf Hektar könnten bald hinzukommen. Doch im Moment ist dafür kein Geld in der Vereinskasse. Jetzt sollen Spenden helfen. Mehrere Firmen in der näheren Umgebung der Aue hat NABU-Mitarbeiterin Christa Rasch bereits angeschrieben und um finanzielle Mittel gebeten.
"Wir wollen im nächsten Jahr Gelände hier in dem Bereich der Wiese zwischen der Lache fünf und dem Bruchwald kaufen. Das ist im Moment im Besitz der Stadt Leipzig und der BVVG GmbH. Dieses Gelände interessiert uns besonders, weil es zentral im Naturschutzgebiet liegt. Zirka 12.000 Euro soll das Gelände kosten."
Auch Führungen wie diese sollen potenzielle Geldgeber anlocken. Doch heute ist unter den Naturfreunden leider keiner, der das große Geld dabei hat. Aber vielleicht klappt es in wenigen Wochen. Denn schon am 16. April lädt der Leipziger NABU mit Vorträgen und Exkursionen zum alljährlichen Auwaldtag.
Samstagmorgen, kurz nach Zehn in Leipzig-Modelwitz , Am Storchennest. Obwohl es regnet und stürmt, kann Leonhard Kasek, der Vorsitzende des NABU-Kreisverbandes Leipzig, knapp 50 Naturfreunde zur Wanderung durch die Papitzer Lachen begrüßen. Hoch oben über den Versammelten, auf der alten Esse einer mittlerweile abgerissenen Ziegelei, thront das Storchenpaar, welches dem Treffpunkt im Leipziger Nordosten seinen Namen gegeben hat. Neugierig beäugen die beiden Störche die mit grauen NABU-Mützen und bunten Schirmen ausgerüstete Gruppe beim Abmarsch Richtung Aueland. Hinter einer kleinen Holzbrücke, die über die Weiße Elster führt, beginnt das Naturschutzgebiet der Luppeaue und der Papitzer Lachen. Die Weiße Elster war früher der Fluss, der das gesamte Gebiet regelmäßig unter Wasser gesetzt hat. Doch seitdem es die Neue Luppe gibt, eine künstliche und tiefer gelegte Wasserstraße, die mitten durch die Aue führt, wird der Landschaft kontinuierlich das Wasser entzogen, erklärt Naturschützer Ralf Mäkert.
"Wir stehen hier an der Neuen Luppe. Das ist ein neuer Flusslauf, der zwischen 1934 und '38 geschaffen wurde, von Leipzig bis an die Autobahn A9, mit dem Ziel, Land für Landwirtschaft zu gewinnen, auch Hochwasser abzuführen, gar kein Hochwasser mehr in die Aue zu lassen. Es sind also sehr hohe Deiche links und rechts, sieben bis acht Meter hoch. Die Neue Luppe hat also den negativen Effekt, Hochwasser abzuführen, und an verschiedenen Stellen besitzt sie Stromschnellen, die sich noch mehr vertiefen. Und diese Eintiefung in den letzten Jahrzehnten hat dazu geführt, dass die Entwässerung der Flächen links und rechts noch stärker geworden ist."
Hochwasserschutz, Städtebau und Landwirtschaft haben bis heute Priorität, mit verheerenden Folgen für die einzigartige Auenlandschaft. Es fehlt an nachhaltigen Lösungen, beklagt der NABU, etwa Staustufen oder ein Wehr, damit der Aue wieder regelmäßig Wasser zugeführt wird.
Die Gruppe verlässt den Damm und wandert weiter zu den Papitzer Lachen, dem Kerngebiet des Naturschutzgebiets Luppeaue. Insgesamt umfasst die Leipziger Auenlandschaft zirka 1000 Hektar. Sie beginnt im Süden der Stadt, zieht sich quer durch das Stadtgebiet und reicht im Nordosten bis zur sächsischen Landesgrenze. Viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten sind hier zu Hause, allein in den Papitzer Lachen leben 128 verschiedene Brutvögel, Fischotter und seltene Amphibien wie Molche und Frösche, die unter Naturschutz stehen.
"Das ist eines der Hauptlaichgebiete, die Lache Nummer sieben und die Lache Nummer acht. Da kann man im Frühjahr so zwischen 100 und 200 blaue Moorfroschmännchen beobachten. Der Moorfrosch gehört ja zu den Braunfröschen, und die wollen wir ihnen mal ganz kurz vorstellen. Es gibt also drei Arten Braunfrösche: Das ist der Grasfrosch, der Springfrosch und das ist der Moorfrosch."
Die Papitzer Lachen entstanden teilweise durch Menschenhand. Zu DDR-Zeiten wurde hier für die nahe gelegene Ziegelei Lehm gestochen. Übrig blieben mehrere, etwa 20 Quadratmeter große und knapp einen Meter tiefe Lachen, die sich mit Wasser füllten und heute den Lurchen als Laichplätze dienen. Diese Lachen sind nicht nur von Wasserknappheit bedroht, sondern auch vom Düngemittel der Bauern, so Leonhard Kasek.
"Die bringen hier Gülle aus, davon kommt ein erheblicher Teil in die Gewässer. Und dort wird das Pflanzenwachstum angeregt, und dann verdrängen einige wenige, sehr starkwüchsige Pflanzen die ganzen geschützten Pflanzen. Und wenn das zuwuchert, dann verschwinden auch die Lurche, da haben die keinen Zugang mehr. Durch die Überdüngung verschwinden auch die ganzen Wiesenvögel. Das ist einer der Gründe, warum wir versuchen diese Wiesen zu kaufen, weil wir als Eigentümer die Spielregeln festlegen."
Die Spielregeln des NABU würden dann lauten: kein Dünger mehr auf den Wiesen, der in die Lachen gespült wird und die Pflanzen und Tiere massiv schädigt. Etwa acht Hektar Wald, Wasser und Wiesen haben sie bereits gekauft, weitere fünf Hektar könnten bald hinzukommen. Doch im Moment ist dafür kein Geld in der Vereinskasse. Jetzt sollen Spenden helfen. Mehrere Firmen in der näheren Umgebung der Aue hat NABU-Mitarbeiterin Christa Rasch bereits angeschrieben und um finanzielle Mittel gebeten.
"Wir wollen im nächsten Jahr Gelände hier in dem Bereich der Wiese zwischen der Lache fünf und dem Bruchwald kaufen. Das ist im Moment im Besitz der Stadt Leipzig und der BVVG GmbH. Dieses Gelände interessiert uns besonders, weil es zentral im Naturschutzgebiet liegt. Zirka 12.000 Euro soll das Gelände kosten."
Auch Führungen wie diese sollen potenzielle Geldgeber anlocken. Doch heute ist unter den Naturfreunden leider keiner, der das große Geld dabei hat. Aber vielleicht klappt es in wenigen Wochen. Denn schon am 16. April lädt der Leipziger NABU mit Vorträgen und Exkursionen zum alljährlichen Auwaldtag.