Puerto Natales liegt an der Bucht der letzten Hoffnung. Milchig-türkis schimmert der Pazifik am südlichen Zipfel des amerikanischen Kontinents. Am Horizont ragen die scharfen Zacken der Torres del Paine aus den Anden. Gen Süden erstrecken sich die flachen endlosen Steppen Patagoniens: Heimat des Pinguins, des Vogel Strauß und ganz früher wohl auch des Mylodoms, eines Riesenfaultiers, das es sich hier in Höhlen gemütlich machte.
Puerto Natales, einst letzte Station für die Schafherden der Gegend - Fleischfabrik der Engländer - ist heute das Drehkreuz des Trekkingtourismus. Von hier geht es ins windzerzauste Feuerland, zu den gigantischen Gletschern der karstigen Bergregionen oder übers Wasser, in Richtung Puerto Montt, der Hauptstadt der fruchtbarsten Region Chiles.
Früh um sechs legt der zum Passagierschiff umgebaute Frachter in Puerto Natales ab. Am Abend zuvor haben sich dicke violette Wolken über dem Ort mit den rostigen Dächern aufgetürmt. Jetzt ist der Himmel klargespült. Die Ferdinand Magellan, nach dem Entdecker der Passage zwischen Atlantik und Pazifik benannt, tuckert gemächlich durch die Bucht. Zwischen mit zerzausten Zwergzypressen und windschiefen Buchen bewachsenen Inseln biegt es ein in die patagonischen Kanäle: Schmale Wasserstraßen, die an norwegische Fjorde erinnern. An manchen Stellen sind sie so eng, dass das Schiff kaum hindurchpasst. Carlos Moreno Olmedo, der Kapitän der Magellan, zeichnet auf einer Karte den zurückgelegten Weg nach.
" Das ist der Fjord Admiral Montt - das ist die engste Stelle hier in den Kanälen, nur 80 Meter - und das Schiff ist ja allein schon 30 Meter breit. Das heißt, ich hab nur 25 Meter auf beiden Seiten - die ganzen Zahlen hier zeigen die Tiefen der Kanäle an - hier ist es 150 Meter tief - morgen fahren wir durch einen Kanal mit 1500 Metern Tiefe. "
Der 61-jährige Olmedo fährt zur See seit er 15 ist, war schon in Hamburg und im Mittelmeer. Damals, als Chile noch Edelhölzer des Regenwaldes nach Europa exportierte. Heute fährt Olmedo nur noch die Küste seiner Heimat auf und ab, transportiert Touristen und Anwohner, Obst, Gemüse und junge Rinder. Egal, sagt er, Hauptsache Meer.
" Chile ist so schmal und so lang und wir sehen immer das Meer - das Meer zieht einen an, ich bin mit meinem Beruf wie einer Art einer Bestimmung gefolgt. Ich komme aus der Hafenstadt Valparasio und dann bin ich zur See gefahren wie mein Großvater und - mein Urgroßvater."
In grauem Strickpullover und dunkelblauer Hose steht der weißhaarige Mann auf der Kommandobrücke, kontrolliert Autopilot und Radarsystem. Vor ihm liegt dunkles spiegelglattes Wasser, die struppigen Nadelwälder der kleinen Inseln dampfen im morgendlichen Sonnenlicht.
"Für mich ist das ein schönes Land: Patagonien. Zwischen dem Golf de Penas bis nach Puerto Natales - das sind immerhin knapp 600 Kilometer - haben wir nur ein Dorf auf dem Weg - Puerto Eden mit 150 Einwohnern. Dann dieser undurchdringliche Regenwald hier, die Gletscher und das viele Wasser. In Chile sind die Klimazonen sehr unterschiedlich im Norden heiß und trocken - über den Süden gibt es den Witz: Es gibt nur zwei Stationen im Jahr - den Bahnhof und den Winter. Heute haben wir Glück: Es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint ein bisschen
An der Wand hinter Olmedo hängt ein Atlas des Himmels: Auf Fotos ist er mal hell- , mal dunkelblau, mit leichten Puffer- oder dicken Regenwolken. Wie ein Bilderbuch der Region wirkt das Standardwerk. Nirgendwo hat der Horizont so viele Farben wie hier. Das scharfe, klare Licht malt Landschaften so düster und beunruhigend wie Arnold Böcklin, so kontrastreich und spannend wie Casper David Friedrich.
" Wir fahren im Moment durch einen Fjord der früher gefroren war - Wissenschaftler sagen, es ist der längste Fjord der Welt."
Im Speisesaal weist die Besatzung die Touristen auf den Höhepunkt des Tages hin: den Amalia Gletscher
"Den sehen wir nur vom Schiff - er gehört zum südpatagonischem Eisfeld und fließt als lange Gletscherzunge ab in die Gewässer. Heute hat er eine Größe von 190 Quadratkilometern und bewegt sich immer stückweise nach vorne. 1926 hatte sich ein Wissenschaftler in der Nähe ein Haus gebaut um die Bewegung zu erforschen. Und jeden Tag wenn er das Fenster aufgemacht hat kam der Gletscher näher - und näher. Jeden Tag an die 20 Meter...."
Es ist soweit, das Schiff passiert die Wand aus Eis. Die Touristen ziehen sich ihre Regenjacken über, gehen an Deck, machen Fotos. Wie gefrorene Lava schlängelt sich das Eisfeld die schneebedeckten Berge hinab zum Wasser. In seinen tiefen Spalten bricht sich das Licht leuchtend blau und türkis. Hin und wieder löst sich krachend ein Eisbrocken aus dem Gletscher, klatscht ins Wasser.
Isabel Tonko ist im Speisesaal sitzen geblieben. Sie hat den Gletscher schon tausendmal gesehen. Die kleine Indigena mit wettergegerbter Haut und schwarzem Haar ist in der Gegend zuhause: In Puerto Eden, dem letzten Rückzugsort der Ureinwohner Kaweskar.
" Kaweskar heißt unsere Sprache und auch unser Stamm. "
Isabel Tonko ist eine Art Botschafterin der ehemaligen Seenomaden. Noch vor ein paar Jahrzehnten waren die Kaweskar auf den Kanälen in Rinden-Kanus unterwegs - auf der Suche nach Seelöwen, Fischen oder Pinguinen..
"Ich reise fast das ganze Jahr, weil ich Seminare gebe, über unser Volk - wir kämpfen zum Beispiel um eine politische Vertretung der Ureinwohner. Wir versuchen auch an unsere Kultur zu erinnern - Und die Regierung in Chile respektiert diese Traditionen heute mehr als früher. Es gibt jetzt zum Beispiel ein Gesetz über indianische Sprachen, dass unsere Kinder die Möglichkeit haben auch ihren originale Sprachen zu lernen - in unserm Dorf kümmere mich zum Beispiel auch darum die Geschichte unseres Volks zu vermitteln."
Isabel Tonko kennt das ursprüngliche Leben ihres Stammes nur aus den Erzählungen ihrer Eltern. Sie selbst ist in Puerto Natales zur Schule gegangen, hat sie nie in Zelten gelebt, oder sich in Wolfsfelle gekleidet. Aber - trotz aller Zivilisationsbemühungen des chilenischen Volkes - gefällt ihr die Vorstellung davon.
"Die haben Kanus geschnitzt aus Baumstämmen und sind dann raus zum Fischen Manchmal haben sich auch Wale in diese Gegend verirrt, die wurden dann gefangen das hat dann mehrere Familien ernährt. Das was ich gehört habe war das sehr schön damals - vor zwei Jahren bin ich mal mit meiner Mutter und ihrem Freund rausgefahren - wir haben ein Zelt aus Zweigen gebaut - wie früher - auf einer dieser Inseln. Wir haben selbst gekocht und man braucht irgendwie nicht mehr als das, was da war - Nahrung und Haus. Man kann so leben und glücklich sein. "
Dennoch empfindet es sie als Segen, dass heute wenigstens ein Transportschiff wöchentlich die 1200 Kilometer lange Strecke zwischen Puerto Montt und Puerto Natales befährt.
"Der einzige Zugang zum Ort ist per Schiff weil Puerto Eden auf einer Insel liegt. Und das einzige Schiff, das einmal wöchentlich kommt und Passagiere transportiert das ist dieses Schiff hier. Es ist unser Transportmittel und auch unser Hospital, wenn Leute krank werden. Und das sage ich mit ganz viel Emotion, weil meine Mutter vor zwei Monaten sehr krank war - wir hätten sie fast verloren - In diesem Schiff konnte sie transportiert werden, sie ist gut verpflegt worden und alle haben sich um sie gekümmert."
Puerto Eden wird am nächsten Morgen angesteuert. Der Regenvorhang ist aufgezogen, gibt den Blick frei auf den winzigen Hafen mit dem paradiesischen Namen. Bunte Holzboote schaukeln auf dem Wasser. Neben den Häusern auf Stelzen hat sich eine kleine Menschengruppe versammelt. Olmedo, der Kapitän, ist schon seit ein paar Stunden an Deck. Konzentriert manövriert er das riesige Frachtschiff durch die Bucht. Millimeterarbeit.
"Das ist sehr eng hier weil es viele Untiefen gibt. Man muss immer ein bisschen schauen, welchen Weg man nimmt.
Wir kommen aus dem Süden deswegen fahren wir hier entlang."
Puerto Eden wurde 1930 als Stützpunkt der chilenischen Luftwaffe gegründet - für Wasserflugzeuge, die zwischen Puerto Montt und Puerto Natales unterwegs waren. Später wurde der Stamm der Kaweskar hier angesiedelt.
"Da vorne ist der Marinestützpunkt - da ist die Polizei, die Schule und dann die Kirche mit dem grünen Dach - die Kaweskar mussten ja damals zur katholischen Kirche übertreten - die hatten zwar so einen eigenen Glauben, aber eben keine Religion. "
Die Magellan geht in der Bucht vor Anker - Holzkähne aus Puerto Eden tuckern heran, schnell wird die Fracht für den abgelegenen Ort entladen: Baumaterialien, Lebensmittel. Zum Schluss werden Isabel Tonko und die anderen heimkehrenden Dorfbewohner übergesetzt.
"Das ist der einzige Weg im Dorf - man kann nur zu Fuß gehen, Autos gibt es nicht, auch keine Fahrräder."
Behände flitzt sie über den glitschigen Steg, der Puerto Eden zusammenhält, läuft auf ein windschiefes Holzhaus am Hafen zu. Hier wohnt der Bürgermeister, sagt sie. Don José, in Pantoffeln und Morgenmantel, öffnet die Tür.
Don Joses Wohnzimmer ist zugleich Rathaus des Ortes. Auf dem rostigen Ofen dampft ein Wasserkessel, Wäsche hängt über der Leine. Isabel Tonko berichtet über ihre Reise nach Puerto Natales, überreicht Dokumente zu den Eigentumsrechten der Ureinwohner. Don José wirkt etwas zerstreut beim Zuhören. Das Problem der Einsamkeit.
" Wir leben hier sehr abgeschlossen von der Außenwelt. Wenn die Kinder zehn Jahre alt sind, dann gehen die woanders zur Schule und die meisten kommen auch nicht wieder zurück. Die bleiben In Puerto Natales oder Puerto Montt - Dort wo sie arbeiten können. Acht Prozent der Leute ziehen weg. Vor allem die Jungen, um woanders eine bessere Zukunft zu suchen "
Don José gießt sich einen weiteren Kaffee ein - der Tag des Bürgermeisters kommt langsam in die Gänge. Isabel Tonko macht sich auf den Weg zu ihrer Mutter. Entlang des schmalen Steges haben Verkäufer ihre Stände aufgebaut, versuchen alle das Gleiche an die Touristen der Magellan loszuwerden: Kleine Boote aus geflochtenen Binsen. Ein nicht sehr einträgliches Geschäft.
" Das ist meine Cousine hier - die verkauft auch die kleinen Boote. Aber heute verkaufen nicht mehr nur die Kaweskar Souvenirs sondern auch die zugezogenen Mapuche-Indianer. "
Sie steigt die glitschigen Holztreppen hoch zum Haus ihrer Mutter. Die gelbe Farbe blättert ab, dichte Vegetation umrankt die Stelzen, auf denen es über dem regendurchnässten Boden schwebt. Die Luftfeuchtigkeit in Puerto Eden liegt das ganze Jahr bei 80 Prozent.
Isabel Tonkos Mutter Gabriela sitzt am Esstisch des einzigen Raumes, flechtet eines der kleinen Souvenirboote. Eine rundliche alte Frau mit tiefen Falten im Gesicht. Ab und zu schlürft sie an ihrer Tasse Matetee, nimmt einen Zug aus einer knubbeligen Pfeife. Für ihren Stamm sieht sie keine Zukunft hier.
"Vom Fischen können wir nicht mehr leben wegen der giftigen Wasserblüte. Außerdem muss man jetzt am Marinehafen um Erlaubnis bitten, wenn man fischen will. Wir können uns schon lange nicht mehr so frei bewegen wie früher. Was uns bleibt, ist jetzt noch das Kunsthandwerk. Aber die wenigen Ausflugstouristen wollen die Souvenir-Boote auch nicht kaufen"
.
Frau Tonko hat sich nicht wirklich gewöhnt an ihr sesshaftes Leben. Der Alkohol ist für sie und ihre Nachbarn das Mittel zur Flucht. Und die Erzählungen von früher. In einem zugigen Haus über dem Wasser zu sitzen und nichts zu tun, war nie der Traum der ehemaligen Seenomadin.
"Als ich klein war waren wir nie hier in Puerto Eden. Wir waren immer auf den Kanälen unterwegs. Bei richtig schlechtem Wetter haben wir in so einer Art Camp gewohnt in Zelten aus Holzstämmen und Fellen - so bin ich aufgewachsen. Wir hatten da ein ordentliches Feuer drin, es war deutlich wärmer als hier in den Häusern."
Zurück auf der Magellan. Die Besatzung ist mit dem Verstauen eines drei Meter langen Einbaums beschäftigt. In groben Säcken wird das zentnerschwere Kanu in die hinteren Laderäume gezerrt. Es gehört Miguel Hechtenleitner, einem Fotografen aus Santiago de Chile. Vor zwei Jahren hat er eine Studie mit den verbliebenen Kaweskar der Region gemacht. Das Kanu wurde damals angefertigt, soll nun in einer Ausstellung in der Hauptstadt gezeigt werden.
"Es gibt verschiedene Dinge, die mich daran interessieren, da sind einmal die Ursprünge des Landes, in dem ich lebe und dazu gehören natürlich die Urvölker. Und dann möchte ich in der Ausstellung zwei Technologien konfrontieren. Die digitale Welt mit Ton und Bild und die Technologie der Kaweskar in Form dieses Boots. Unsere Werkzeuge und ihre Werkzeuge. Das sind zwei extreme Kulturen - und ich glaube, die könnten sich ganz gut ergänzen. Es ist nur so gewesen, dass die Kaweskar bislang sehr schlechte Erfahrungen mit den Weißen gemacht haben. Im Süden wurden sie umgebracht wie eine Plage - heute sind sie zum Großteil Alkoholiker - was auch ganz schön brutal ist."
Hechenleitner hat die Kaweskar in ihrem natürlichen Element erlebt. Er war mit ihnen auf den Kanälen unterwegs, hat mit ihnen die Umgebung erkundet, gezeltet.
"Auf dem Wasser in den Fjorden verhalten die sich auf einmal ganz anders - die sind dann wie komplette Menschen, die sich nützlich fühlen, dazugehörig. In Puerto Eden - habe ich das Gefühl - fühlen sie sich nicht anerkannt und haben nur ein sehr begrenztes Selbstbewusstsein. Ich habe Bilder von der Gabriela zum Beispiel, wie sie lacht und glücklich ist, da draußen. Alles, was sie wissen, hat mit der Natur zu tun. Unnützes Wissen aus heutiger Sicht: Zum Beispiel wo findet man Vogeleier, wo sind die meisten Fische. Wie hält man das Zelt trocken. Wie sorgt man für Ventilation wenn es regnet? Die wissen perfekt wie man sich in der Natur verhält und können da überleben. In einer Stadt gehen sie ein."
Die Magellan legt ab, fährt weiter Richtung Norden. Langsam verschwinden die bunten Stelzenhäuschen aus dem Blickfeld. Hechenleitner hat viele, schöne Erinnerungen an seine Zeit in Puerto Eden. Er hat es in seiner ursprünglichsten Form erlebt.
"Zusammen die Nächte da draußen zu verbringen. selbst gemachtes Stockbrot zu essen und das im Feuer garen. Mate trinken und die Unterhaltungen. Das ist toll für jemanden der aus einer großen Stadt kommt. Ein sehr einfaches Leben, aber mit einer großen Spiritualität."
Die Magellan passiert einen, auf eine Sandbank aufgelaufenen Frachter. Ein paar Möwen umkreisen kreischend das rostige Wrack. Pünktlich zum Abendessen gesellt sich eine Gruppe Delfine zum Schiff. Ansonsten regiert die meditative Gleichförmigkeit Patagoniens. Das Panorama bleibt stundenlang unverändert: Wasser, kleine nebelumhüllte Inseln, wild bewucherte Andenausläufer. In der Bar gibt es schon seit dem Mittagessen Pisco Sour - das chilenische Mixgetränk aus Weinbrand und Limettensaft. Jeder zweite Tourist liest Bruce Chatwins Reiseklassiker "In Patagonien". Das wilde Land hat seine Anziehungskraft seit den 70ern nicht verloren.
"Patagonien ist eine Art Wüste - es ist das absolute Nichts - ein Ort mit einer sehr speziellen Atmosphäre. Hier fährt man stundenlang durch die Gegend und man weiß nie ob man irgendwo ankommt. In Europa kann man nicht fünf Kilometer weit fahren ohne ein Haus zu sehen - hier kann man 200, 300 Kilometer unterwegs sein ohne irgendwas zu sehen.
Ist vom Wasser umgeben, große Flächen und viel Einsamkeit. Das ist ein bisschen seltsam das Gefühl hier, zwischen sich sehr mächtig fühlen und sehr klein, klein gegenüber diesem riesigen Blau und dem Grün.
Patagonien schlägt alles, was ich jemals gesehen habe - ob neblig oder sonnig es ist es spektakulär, die Berge sind mystisch. Mit den Wolken und der endlosen Natur um einen herum. Ich war schon viel unterwegs aber nichts ist vergleichbar mit dieser komplett anderen Welt.
Der letzte Abend der drei Tage an Bord ist dem Lieblingsspiel des Südens gewidmet. Bingo. Man zieht eine Karte mit Zahlen, und wenn man Glück hat, stimmen sie mit denen der Bingo-Fee überein. Dann gibt es eine Flasche Jonny Walker.
Der Schiffs-DJ singt ein paar spanische Klassiker
Am nächsten Morgen läuft die Magellan in den Hafen von Puerto Montt ein. Im rauen Süden klingt der Name dieser Stadt wie ein Versprechen: Hier beginnt das saftige Weideland. Und die mit Begonien umrankten Häuser sehen aus wie in den Alpen. Kuchen steht an manchen von ihnen, auf Deutsch, ein Überbleibsel der ersten Siedler Ende des 19. Jahrhunderts.
Patagonien ist viele hundert Kilometer weit weg, auch wenn es in Puerto Montt genauso oft regnet. Aber der Himmel sieht hier ganz anders aus. Sein Blau ist dunkler als das des Südens.
Puerto Natales, einst letzte Station für die Schafherden der Gegend - Fleischfabrik der Engländer - ist heute das Drehkreuz des Trekkingtourismus. Von hier geht es ins windzerzauste Feuerland, zu den gigantischen Gletschern der karstigen Bergregionen oder übers Wasser, in Richtung Puerto Montt, der Hauptstadt der fruchtbarsten Region Chiles.
Früh um sechs legt der zum Passagierschiff umgebaute Frachter in Puerto Natales ab. Am Abend zuvor haben sich dicke violette Wolken über dem Ort mit den rostigen Dächern aufgetürmt. Jetzt ist der Himmel klargespült. Die Ferdinand Magellan, nach dem Entdecker der Passage zwischen Atlantik und Pazifik benannt, tuckert gemächlich durch die Bucht. Zwischen mit zerzausten Zwergzypressen und windschiefen Buchen bewachsenen Inseln biegt es ein in die patagonischen Kanäle: Schmale Wasserstraßen, die an norwegische Fjorde erinnern. An manchen Stellen sind sie so eng, dass das Schiff kaum hindurchpasst. Carlos Moreno Olmedo, der Kapitän der Magellan, zeichnet auf einer Karte den zurückgelegten Weg nach.
" Das ist der Fjord Admiral Montt - das ist die engste Stelle hier in den Kanälen, nur 80 Meter - und das Schiff ist ja allein schon 30 Meter breit. Das heißt, ich hab nur 25 Meter auf beiden Seiten - die ganzen Zahlen hier zeigen die Tiefen der Kanäle an - hier ist es 150 Meter tief - morgen fahren wir durch einen Kanal mit 1500 Metern Tiefe. "
Der 61-jährige Olmedo fährt zur See seit er 15 ist, war schon in Hamburg und im Mittelmeer. Damals, als Chile noch Edelhölzer des Regenwaldes nach Europa exportierte. Heute fährt Olmedo nur noch die Küste seiner Heimat auf und ab, transportiert Touristen und Anwohner, Obst, Gemüse und junge Rinder. Egal, sagt er, Hauptsache Meer.
" Chile ist so schmal und so lang und wir sehen immer das Meer - das Meer zieht einen an, ich bin mit meinem Beruf wie einer Art einer Bestimmung gefolgt. Ich komme aus der Hafenstadt Valparasio und dann bin ich zur See gefahren wie mein Großvater und - mein Urgroßvater."
In grauem Strickpullover und dunkelblauer Hose steht der weißhaarige Mann auf der Kommandobrücke, kontrolliert Autopilot und Radarsystem. Vor ihm liegt dunkles spiegelglattes Wasser, die struppigen Nadelwälder der kleinen Inseln dampfen im morgendlichen Sonnenlicht.
"Für mich ist das ein schönes Land: Patagonien. Zwischen dem Golf de Penas bis nach Puerto Natales - das sind immerhin knapp 600 Kilometer - haben wir nur ein Dorf auf dem Weg - Puerto Eden mit 150 Einwohnern. Dann dieser undurchdringliche Regenwald hier, die Gletscher und das viele Wasser. In Chile sind die Klimazonen sehr unterschiedlich im Norden heiß und trocken - über den Süden gibt es den Witz: Es gibt nur zwei Stationen im Jahr - den Bahnhof und den Winter. Heute haben wir Glück: Es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint ein bisschen
An der Wand hinter Olmedo hängt ein Atlas des Himmels: Auf Fotos ist er mal hell- , mal dunkelblau, mit leichten Puffer- oder dicken Regenwolken. Wie ein Bilderbuch der Region wirkt das Standardwerk. Nirgendwo hat der Horizont so viele Farben wie hier. Das scharfe, klare Licht malt Landschaften so düster und beunruhigend wie Arnold Böcklin, so kontrastreich und spannend wie Casper David Friedrich.
" Wir fahren im Moment durch einen Fjord der früher gefroren war - Wissenschaftler sagen, es ist der längste Fjord der Welt."
Im Speisesaal weist die Besatzung die Touristen auf den Höhepunkt des Tages hin: den Amalia Gletscher
"Den sehen wir nur vom Schiff - er gehört zum südpatagonischem Eisfeld und fließt als lange Gletscherzunge ab in die Gewässer. Heute hat er eine Größe von 190 Quadratkilometern und bewegt sich immer stückweise nach vorne. 1926 hatte sich ein Wissenschaftler in der Nähe ein Haus gebaut um die Bewegung zu erforschen. Und jeden Tag wenn er das Fenster aufgemacht hat kam der Gletscher näher - und näher. Jeden Tag an die 20 Meter...."
Es ist soweit, das Schiff passiert die Wand aus Eis. Die Touristen ziehen sich ihre Regenjacken über, gehen an Deck, machen Fotos. Wie gefrorene Lava schlängelt sich das Eisfeld die schneebedeckten Berge hinab zum Wasser. In seinen tiefen Spalten bricht sich das Licht leuchtend blau und türkis. Hin und wieder löst sich krachend ein Eisbrocken aus dem Gletscher, klatscht ins Wasser.
Isabel Tonko ist im Speisesaal sitzen geblieben. Sie hat den Gletscher schon tausendmal gesehen. Die kleine Indigena mit wettergegerbter Haut und schwarzem Haar ist in der Gegend zuhause: In Puerto Eden, dem letzten Rückzugsort der Ureinwohner Kaweskar.
" Kaweskar heißt unsere Sprache und auch unser Stamm. "
Isabel Tonko ist eine Art Botschafterin der ehemaligen Seenomaden. Noch vor ein paar Jahrzehnten waren die Kaweskar auf den Kanälen in Rinden-Kanus unterwegs - auf der Suche nach Seelöwen, Fischen oder Pinguinen..
"Ich reise fast das ganze Jahr, weil ich Seminare gebe, über unser Volk - wir kämpfen zum Beispiel um eine politische Vertretung der Ureinwohner. Wir versuchen auch an unsere Kultur zu erinnern - Und die Regierung in Chile respektiert diese Traditionen heute mehr als früher. Es gibt jetzt zum Beispiel ein Gesetz über indianische Sprachen, dass unsere Kinder die Möglichkeit haben auch ihren originale Sprachen zu lernen - in unserm Dorf kümmere mich zum Beispiel auch darum die Geschichte unseres Volks zu vermitteln."
Isabel Tonko kennt das ursprüngliche Leben ihres Stammes nur aus den Erzählungen ihrer Eltern. Sie selbst ist in Puerto Natales zur Schule gegangen, hat sie nie in Zelten gelebt, oder sich in Wolfsfelle gekleidet. Aber - trotz aller Zivilisationsbemühungen des chilenischen Volkes - gefällt ihr die Vorstellung davon.
"Die haben Kanus geschnitzt aus Baumstämmen und sind dann raus zum Fischen Manchmal haben sich auch Wale in diese Gegend verirrt, die wurden dann gefangen das hat dann mehrere Familien ernährt. Das was ich gehört habe war das sehr schön damals - vor zwei Jahren bin ich mal mit meiner Mutter und ihrem Freund rausgefahren - wir haben ein Zelt aus Zweigen gebaut - wie früher - auf einer dieser Inseln. Wir haben selbst gekocht und man braucht irgendwie nicht mehr als das, was da war - Nahrung und Haus. Man kann so leben und glücklich sein. "
Dennoch empfindet es sie als Segen, dass heute wenigstens ein Transportschiff wöchentlich die 1200 Kilometer lange Strecke zwischen Puerto Montt und Puerto Natales befährt.
"Der einzige Zugang zum Ort ist per Schiff weil Puerto Eden auf einer Insel liegt. Und das einzige Schiff, das einmal wöchentlich kommt und Passagiere transportiert das ist dieses Schiff hier. Es ist unser Transportmittel und auch unser Hospital, wenn Leute krank werden. Und das sage ich mit ganz viel Emotion, weil meine Mutter vor zwei Monaten sehr krank war - wir hätten sie fast verloren - In diesem Schiff konnte sie transportiert werden, sie ist gut verpflegt worden und alle haben sich um sie gekümmert."
Puerto Eden wird am nächsten Morgen angesteuert. Der Regenvorhang ist aufgezogen, gibt den Blick frei auf den winzigen Hafen mit dem paradiesischen Namen. Bunte Holzboote schaukeln auf dem Wasser. Neben den Häusern auf Stelzen hat sich eine kleine Menschengruppe versammelt. Olmedo, der Kapitän, ist schon seit ein paar Stunden an Deck. Konzentriert manövriert er das riesige Frachtschiff durch die Bucht. Millimeterarbeit.
"Das ist sehr eng hier weil es viele Untiefen gibt. Man muss immer ein bisschen schauen, welchen Weg man nimmt.
Wir kommen aus dem Süden deswegen fahren wir hier entlang."
Puerto Eden wurde 1930 als Stützpunkt der chilenischen Luftwaffe gegründet - für Wasserflugzeuge, die zwischen Puerto Montt und Puerto Natales unterwegs waren. Später wurde der Stamm der Kaweskar hier angesiedelt.
"Da vorne ist der Marinestützpunkt - da ist die Polizei, die Schule und dann die Kirche mit dem grünen Dach - die Kaweskar mussten ja damals zur katholischen Kirche übertreten - die hatten zwar so einen eigenen Glauben, aber eben keine Religion. "
Die Magellan geht in der Bucht vor Anker - Holzkähne aus Puerto Eden tuckern heran, schnell wird die Fracht für den abgelegenen Ort entladen: Baumaterialien, Lebensmittel. Zum Schluss werden Isabel Tonko und die anderen heimkehrenden Dorfbewohner übergesetzt.
"Das ist der einzige Weg im Dorf - man kann nur zu Fuß gehen, Autos gibt es nicht, auch keine Fahrräder."
Behände flitzt sie über den glitschigen Steg, der Puerto Eden zusammenhält, läuft auf ein windschiefes Holzhaus am Hafen zu. Hier wohnt der Bürgermeister, sagt sie. Don José, in Pantoffeln und Morgenmantel, öffnet die Tür.
Don Joses Wohnzimmer ist zugleich Rathaus des Ortes. Auf dem rostigen Ofen dampft ein Wasserkessel, Wäsche hängt über der Leine. Isabel Tonko berichtet über ihre Reise nach Puerto Natales, überreicht Dokumente zu den Eigentumsrechten der Ureinwohner. Don José wirkt etwas zerstreut beim Zuhören. Das Problem der Einsamkeit.
" Wir leben hier sehr abgeschlossen von der Außenwelt. Wenn die Kinder zehn Jahre alt sind, dann gehen die woanders zur Schule und die meisten kommen auch nicht wieder zurück. Die bleiben In Puerto Natales oder Puerto Montt - Dort wo sie arbeiten können. Acht Prozent der Leute ziehen weg. Vor allem die Jungen, um woanders eine bessere Zukunft zu suchen "
Don José gießt sich einen weiteren Kaffee ein - der Tag des Bürgermeisters kommt langsam in die Gänge. Isabel Tonko macht sich auf den Weg zu ihrer Mutter. Entlang des schmalen Steges haben Verkäufer ihre Stände aufgebaut, versuchen alle das Gleiche an die Touristen der Magellan loszuwerden: Kleine Boote aus geflochtenen Binsen. Ein nicht sehr einträgliches Geschäft.
" Das ist meine Cousine hier - die verkauft auch die kleinen Boote. Aber heute verkaufen nicht mehr nur die Kaweskar Souvenirs sondern auch die zugezogenen Mapuche-Indianer. "
Sie steigt die glitschigen Holztreppen hoch zum Haus ihrer Mutter. Die gelbe Farbe blättert ab, dichte Vegetation umrankt die Stelzen, auf denen es über dem regendurchnässten Boden schwebt. Die Luftfeuchtigkeit in Puerto Eden liegt das ganze Jahr bei 80 Prozent.
Isabel Tonkos Mutter Gabriela sitzt am Esstisch des einzigen Raumes, flechtet eines der kleinen Souvenirboote. Eine rundliche alte Frau mit tiefen Falten im Gesicht. Ab und zu schlürft sie an ihrer Tasse Matetee, nimmt einen Zug aus einer knubbeligen Pfeife. Für ihren Stamm sieht sie keine Zukunft hier.
"Vom Fischen können wir nicht mehr leben wegen der giftigen Wasserblüte. Außerdem muss man jetzt am Marinehafen um Erlaubnis bitten, wenn man fischen will. Wir können uns schon lange nicht mehr so frei bewegen wie früher. Was uns bleibt, ist jetzt noch das Kunsthandwerk. Aber die wenigen Ausflugstouristen wollen die Souvenir-Boote auch nicht kaufen"
.
Frau Tonko hat sich nicht wirklich gewöhnt an ihr sesshaftes Leben. Der Alkohol ist für sie und ihre Nachbarn das Mittel zur Flucht. Und die Erzählungen von früher. In einem zugigen Haus über dem Wasser zu sitzen und nichts zu tun, war nie der Traum der ehemaligen Seenomadin.
"Als ich klein war waren wir nie hier in Puerto Eden. Wir waren immer auf den Kanälen unterwegs. Bei richtig schlechtem Wetter haben wir in so einer Art Camp gewohnt in Zelten aus Holzstämmen und Fellen - so bin ich aufgewachsen. Wir hatten da ein ordentliches Feuer drin, es war deutlich wärmer als hier in den Häusern."
Zurück auf der Magellan. Die Besatzung ist mit dem Verstauen eines drei Meter langen Einbaums beschäftigt. In groben Säcken wird das zentnerschwere Kanu in die hinteren Laderäume gezerrt. Es gehört Miguel Hechtenleitner, einem Fotografen aus Santiago de Chile. Vor zwei Jahren hat er eine Studie mit den verbliebenen Kaweskar der Region gemacht. Das Kanu wurde damals angefertigt, soll nun in einer Ausstellung in der Hauptstadt gezeigt werden.
"Es gibt verschiedene Dinge, die mich daran interessieren, da sind einmal die Ursprünge des Landes, in dem ich lebe und dazu gehören natürlich die Urvölker. Und dann möchte ich in der Ausstellung zwei Technologien konfrontieren. Die digitale Welt mit Ton und Bild und die Technologie der Kaweskar in Form dieses Boots. Unsere Werkzeuge und ihre Werkzeuge. Das sind zwei extreme Kulturen - und ich glaube, die könnten sich ganz gut ergänzen. Es ist nur so gewesen, dass die Kaweskar bislang sehr schlechte Erfahrungen mit den Weißen gemacht haben. Im Süden wurden sie umgebracht wie eine Plage - heute sind sie zum Großteil Alkoholiker - was auch ganz schön brutal ist."
Hechenleitner hat die Kaweskar in ihrem natürlichen Element erlebt. Er war mit ihnen auf den Kanälen unterwegs, hat mit ihnen die Umgebung erkundet, gezeltet.
"Auf dem Wasser in den Fjorden verhalten die sich auf einmal ganz anders - die sind dann wie komplette Menschen, die sich nützlich fühlen, dazugehörig. In Puerto Eden - habe ich das Gefühl - fühlen sie sich nicht anerkannt und haben nur ein sehr begrenztes Selbstbewusstsein. Ich habe Bilder von der Gabriela zum Beispiel, wie sie lacht und glücklich ist, da draußen. Alles, was sie wissen, hat mit der Natur zu tun. Unnützes Wissen aus heutiger Sicht: Zum Beispiel wo findet man Vogeleier, wo sind die meisten Fische. Wie hält man das Zelt trocken. Wie sorgt man für Ventilation wenn es regnet? Die wissen perfekt wie man sich in der Natur verhält und können da überleben. In einer Stadt gehen sie ein."
Die Magellan legt ab, fährt weiter Richtung Norden. Langsam verschwinden die bunten Stelzenhäuschen aus dem Blickfeld. Hechenleitner hat viele, schöne Erinnerungen an seine Zeit in Puerto Eden. Er hat es in seiner ursprünglichsten Form erlebt.
"Zusammen die Nächte da draußen zu verbringen. selbst gemachtes Stockbrot zu essen und das im Feuer garen. Mate trinken und die Unterhaltungen. Das ist toll für jemanden der aus einer großen Stadt kommt. Ein sehr einfaches Leben, aber mit einer großen Spiritualität."
Die Magellan passiert einen, auf eine Sandbank aufgelaufenen Frachter. Ein paar Möwen umkreisen kreischend das rostige Wrack. Pünktlich zum Abendessen gesellt sich eine Gruppe Delfine zum Schiff. Ansonsten regiert die meditative Gleichförmigkeit Patagoniens. Das Panorama bleibt stundenlang unverändert: Wasser, kleine nebelumhüllte Inseln, wild bewucherte Andenausläufer. In der Bar gibt es schon seit dem Mittagessen Pisco Sour - das chilenische Mixgetränk aus Weinbrand und Limettensaft. Jeder zweite Tourist liest Bruce Chatwins Reiseklassiker "In Patagonien". Das wilde Land hat seine Anziehungskraft seit den 70ern nicht verloren.
"Patagonien ist eine Art Wüste - es ist das absolute Nichts - ein Ort mit einer sehr speziellen Atmosphäre. Hier fährt man stundenlang durch die Gegend und man weiß nie ob man irgendwo ankommt. In Europa kann man nicht fünf Kilometer weit fahren ohne ein Haus zu sehen - hier kann man 200, 300 Kilometer unterwegs sein ohne irgendwas zu sehen.
Ist vom Wasser umgeben, große Flächen und viel Einsamkeit. Das ist ein bisschen seltsam das Gefühl hier, zwischen sich sehr mächtig fühlen und sehr klein, klein gegenüber diesem riesigen Blau und dem Grün.
Patagonien schlägt alles, was ich jemals gesehen habe - ob neblig oder sonnig es ist es spektakulär, die Berge sind mystisch. Mit den Wolken und der endlosen Natur um einen herum. Ich war schon viel unterwegs aber nichts ist vergleichbar mit dieser komplett anderen Welt.
Der letzte Abend der drei Tage an Bord ist dem Lieblingsspiel des Südens gewidmet. Bingo. Man zieht eine Karte mit Zahlen, und wenn man Glück hat, stimmen sie mit denen der Bingo-Fee überein. Dann gibt es eine Flasche Jonny Walker.
Der Schiffs-DJ singt ein paar spanische Klassiker
Am nächsten Morgen läuft die Magellan in den Hafen von Puerto Montt ein. Im rauen Süden klingt der Name dieser Stadt wie ein Versprechen: Hier beginnt das saftige Weideland. Und die mit Begonien umrankten Häuser sehen aus wie in den Alpen. Kuchen steht an manchen von ihnen, auf Deutsch, ein Überbleibsel der ersten Siedler Ende des 19. Jahrhunderts.
Patagonien ist viele hundert Kilometer weit weg, auch wenn es in Puerto Montt genauso oft regnet. Aber der Himmel sieht hier ganz anders aus. Sein Blau ist dunkler als das des Südens.