Wie viele und welche Suchtmittel Studierende in Deutschland konsumieren, dazu wurde bislang relativ wenig geforscht. Es existieren kaum Studien - Langzeitbeobachtungen überhaupt nicht. Es scheint, als erwache das Interesse an der Thematik erst langsam, sagt Professor Wolfgang Schulz von der Technischen Universität Braunschweig. Er hat den Alkoholgebrauch von Studierenden untersucht:
"Ich denke, wir haben uns mit dem Thema eigentlich nie intensiv beschäftigt. Dass man sich viel mit dem Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen beschäftigt hat - da haben wir eigentlich sehr genaue Daten, viele Zahlen, auch wissen wir bescheid, wie sich das in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Wir haben aber ganz, ganz wenig Daten über Alkoholkonsum von Studierenden."
Die Studie von Professor Schulz und eine weitere, noch größer angelegte Untersuchung von der Universität Bielefeld zeigen: Alkoholkonsum unter Studierenden ist weit verbreitet - zum Teil sogar massiv gestiegen.
"In der letzten Studie sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass in etwa 30 Prozent der Studierenden ein problematischer Alkoholkonsum zu verzeichnen ist. Es gibt noch andere Studien in der Bundesrepublik, die eigentlich zu sehr ähnlichen Zahlen kommen. Wir haben jetzt festgestellt in der Untersuchung 2006/2007 zu 2008 eine ganz deutliche Zunahme des Alkoholkonsums."
Was der Wissenschaftler meint, ist das sogenannte Binge-Drinking; bedeutet: Innerhalb sehr kurzer Zeiträume werden große Mengen Alkohol getrunken, um ein besonders intensives Rauscherlebnis zu erzeugen. Das Phänomen, das man von amerikanischen Universitäten bereits seit Jahrzehnten kennt, scheint mehr und mehr - besonders bei deutschen Studienanfängern - in Mode zu kommen:
"Bei den meisten von denen ist das aller Wahrscheinlichkeit nach ein vorübergehendes Phänomen. Bei einigen von denen kann sich das zu einem richtigen Alkoholmissbrauch, Alkoholabhängigkeit auswachsen. Und diese Gruppe müssen wir erkennen und für diese Gruppe müssen wir sicherlich auch was tun."
Warum mitunter heftiger Alkohol getrunken wird an deutschen Hochschulen, als früher - bislang gibt es dazu nur Vermutungen. Doch es liegt nach Ansicht der Experten nahe, den mutmaßlichen Trend zu etwas stärkerem Suchtmittelkonsum in den veränderten Studienstrukturen zu suchen. Studierende der kürzeren aber arbeitsintensiveren neuen Bachelorstudiengänge würden nämlich deutlich häufiger zur Flasche greifen, als jene, die in den alten Diplom- und Magisterstudiengängen eingeschrieben waren, sagt Professor Schulz.
"Erstens trinken sie mehr und zweitens ist das Binge-Drinking wesentlich verbreiteter. Wir haben also doppelt soviel sogenannte Heavy-User. Das heißt, das sind Studierende, die mindestens vier Mal im Monat fünf und mehr Einheiten Alkohol zu sich nehmen. Und eine Einheit wird formuliert als ungefähr zehn Gramm reinen Alkohol - und das ist ungefähr ein Viertelliter Bier."
Getrunken wurde zwar schon immer an Deutschlands Unis, dass aber Suchtmittel offenbar verstärkt genutzt werden, um Stress und Druck den Schrecken zu nehmen, ist aber auch für Wilfried Schumann neu. Er ist Berater in der psychosozialen Beratungsstelle vom Studentenwerk und der Universität Oldenburg:
"Da kann ich deutlich feststellen, dass wir deutlich mehr Studierende bei uns in Beratung haben, die mit Stresssymptomen zu kämpfen haben. Da ist es dann natürlich naheliegend, dass man dann Ventile braucht. Was ich beobachte über die letzten Jahre, ist - ja wirklich wie so ein Gruppenphänomen -, dass es verschiedene Cliquen gibt, die jedes Wochenende tatsächlich sich abschießen."
Ob auch der Missbrauch illegaler Drogen wie Amphetamine oder verschreibungspflichtiger Medikamente auf dem Vormarsch ist - wirklich verlässliche Zahlen gibt es dazu noch nicht. Dass Psychodrogen im großen Stil benutzt werden, um die geistige Leistungsfähigkeit zu erhöhen, wie es neuerdings in den Medien kursiert, könne er zumindest derzeit nicht erkennen, sagt Rafael Mikolajczyk von der Uni Bielefeld. Er hat Fragebögen von mehr als 3000 Studenten aus Nordrhein-Westfalen ausgewertet, in denen unter anderem nach dem Drogengebrauch gefragt wurde:
"Möglicherweise ist das studiengangabhängig. Dieser regelmäßige Missbrauch von Amphetaminen ist sehr selten. Bei Haschisch ist die Zahl schon höher. Was häufig ist, ist der Gebrauch von Schmerzmitteln. Das war erstaunlich hoch."
Die Beratungs- und Präventionsangebote müssen deutlich ausgebaut werden - darin sind sich die Experten der Braunschweiger Tagung einig. An Ideen, wie die Uni zu einem Ort werden kann, der nutzt und nicht schadet, mangelt es jedenfalls nicht.
"Ich denke, wir haben uns mit dem Thema eigentlich nie intensiv beschäftigt. Dass man sich viel mit dem Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen beschäftigt hat - da haben wir eigentlich sehr genaue Daten, viele Zahlen, auch wissen wir bescheid, wie sich das in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Wir haben aber ganz, ganz wenig Daten über Alkoholkonsum von Studierenden."
Die Studie von Professor Schulz und eine weitere, noch größer angelegte Untersuchung von der Universität Bielefeld zeigen: Alkoholkonsum unter Studierenden ist weit verbreitet - zum Teil sogar massiv gestiegen.
"In der letzten Studie sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass in etwa 30 Prozent der Studierenden ein problematischer Alkoholkonsum zu verzeichnen ist. Es gibt noch andere Studien in der Bundesrepublik, die eigentlich zu sehr ähnlichen Zahlen kommen. Wir haben jetzt festgestellt in der Untersuchung 2006/2007 zu 2008 eine ganz deutliche Zunahme des Alkoholkonsums."
Was der Wissenschaftler meint, ist das sogenannte Binge-Drinking; bedeutet: Innerhalb sehr kurzer Zeiträume werden große Mengen Alkohol getrunken, um ein besonders intensives Rauscherlebnis zu erzeugen. Das Phänomen, das man von amerikanischen Universitäten bereits seit Jahrzehnten kennt, scheint mehr und mehr - besonders bei deutschen Studienanfängern - in Mode zu kommen:
"Bei den meisten von denen ist das aller Wahrscheinlichkeit nach ein vorübergehendes Phänomen. Bei einigen von denen kann sich das zu einem richtigen Alkoholmissbrauch, Alkoholabhängigkeit auswachsen. Und diese Gruppe müssen wir erkennen und für diese Gruppe müssen wir sicherlich auch was tun."
Warum mitunter heftiger Alkohol getrunken wird an deutschen Hochschulen, als früher - bislang gibt es dazu nur Vermutungen. Doch es liegt nach Ansicht der Experten nahe, den mutmaßlichen Trend zu etwas stärkerem Suchtmittelkonsum in den veränderten Studienstrukturen zu suchen. Studierende der kürzeren aber arbeitsintensiveren neuen Bachelorstudiengänge würden nämlich deutlich häufiger zur Flasche greifen, als jene, die in den alten Diplom- und Magisterstudiengängen eingeschrieben waren, sagt Professor Schulz.
"Erstens trinken sie mehr und zweitens ist das Binge-Drinking wesentlich verbreiteter. Wir haben also doppelt soviel sogenannte Heavy-User. Das heißt, das sind Studierende, die mindestens vier Mal im Monat fünf und mehr Einheiten Alkohol zu sich nehmen. Und eine Einheit wird formuliert als ungefähr zehn Gramm reinen Alkohol - und das ist ungefähr ein Viertelliter Bier."
Getrunken wurde zwar schon immer an Deutschlands Unis, dass aber Suchtmittel offenbar verstärkt genutzt werden, um Stress und Druck den Schrecken zu nehmen, ist aber auch für Wilfried Schumann neu. Er ist Berater in der psychosozialen Beratungsstelle vom Studentenwerk und der Universität Oldenburg:
"Da kann ich deutlich feststellen, dass wir deutlich mehr Studierende bei uns in Beratung haben, die mit Stresssymptomen zu kämpfen haben. Da ist es dann natürlich naheliegend, dass man dann Ventile braucht. Was ich beobachte über die letzten Jahre, ist - ja wirklich wie so ein Gruppenphänomen -, dass es verschiedene Cliquen gibt, die jedes Wochenende tatsächlich sich abschießen."
Ob auch der Missbrauch illegaler Drogen wie Amphetamine oder verschreibungspflichtiger Medikamente auf dem Vormarsch ist - wirklich verlässliche Zahlen gibt es dazu noch nicht. Dass Psychodrogen im großen Stil benutzt werden, um die geistige Leistungsfähigkeit zu erhöhen, wie es neuerdings in den Medien kursiert, könne er zumindest derzeit nicht erkennen, sagt Rafael Mikolajczyk von der Uni Bielefeld. Er hat Fragebögen von mehr als 3000 Studenten aus Nordrhein-Westfalen ausgewertet, in denen unter anderem nach dem Drogengebrauch gefragt wurde:
"Möglicherweise ist das studiengangabhängig. Dieser regelmäßige Missbrauch von Amphetaminen ist sehr selten. Bei Haschisch ist die Zahl schon höher. Was häufig ist, ist der Gebrauch von Schmerzmitteln. Das war erstaunlich hoch."
Die Beratungs- und Präventionsangebote müssen deutlich ausgebaut werden - darin sind sich die Experten der Braunschweiger Tagung einig. An Ideen, wie die Uni zu einem Ort werden kann, der nutzt und nicht schadet, mangelt es jedenfalls nicht.