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Wölfe überall in Europa auf dem Vormarsch

Die Wiederansiedlung und die Ausbreitung der Wölfe in Europa löst durchaus gemischte Gefühle aus. In Niedersachsen zum Beispiel hofft man darauf, dass der Wolf bald wieder durch die Wälder Norddeutschlands streifen wird, während man sich in Sachsen schon darüber freuen kann, dass dieses Ziel bereits erreicht ist. In Norwegen dagegen ist kurzfristig sogar die Wolfsjagd wieder erlaubt worden, nachdem zu viele Wölfe Proteste der Landwirte zur Folge hatten und in Teilen Russlands gibt es sogar inzwischen Abschussprämien, weil die Wolfspopulation überhand genommen hat.

von: Ralf Streck |
    Die Wiederansiedlung und die Ausbreitung der Wölfe in Europa löst durchaus gemischte Gefühle aus. In Niedersachsen zum Beispiel hofft man darauf, dass der Wolf bald wieder durch die Wälder Norddeutschlands streifen wird, während man sich in Sachsen schon darüber freuen kann, dass dieses Ziel bereits erreicht ist. In Norwegen dagegen ist kurzfristig sogar die Wolfsjagd wieder erlaubt worden, nachdem zu viele Wölfe Proteste der Landwirte zur Folge hatten und in Teilen Russlands gibt es sogar inzwischen Abschussprämien, weil die Wolfspopulation überhand genommen hat.

    Auch in Spanien hatte der Wolf lange Zeit eher ein stilles Dasein geführt. Doch seit einigen Jahren hat er sich auch auf der iberischen Halbinsel stark ausgebreitet, vor allem im Norden, wodurch sich die dort ansässigen Bauern mit ihrer traditionellen Viehwirtschaft in ihrer Existenz bedroht sehen. Die Debatte über die Zukunft der Wölfe in Spanien ist heftig - ähnlich wie in Skandinavien und vielleicht auch eines Tages in Deutschland.

    Nun zeigen sich die Wölfe auch in der Provinz Alava. Die Bauernvereinigung EHNE hat Alarm geschlagen. Ihr Sprecher Jon Zuazabeitia erklärt:

    Das Problem mit den Wölfen ist tragisch, denn die Viehwirtschaft befindet sich in einer delikaten Lage. Statt einer stabilen Situation mit guten Aussichten in die Zukunft, liegt der Sektor am Boden. Die Anwesenheit der Wölfe kann dessen Tod bedeuten. Es ist hart für jene, die in vorderster Front stehen, täglich zu sehen, wie die Herde angegriffen wird. Die Lage wird tragisch, weil sich neben den Verlusten eine hoffnungslose Stimmung entwickelt, denn unter diesen Bedingungen sind keine jungen Leute mehr bereit die Landwirtschaft fortzusetzen.

    Etliche Male haben Bauern im letzten Jahr Angriffe der Wölfe angezeigt. In Alava seien 118 Schafe, 4 Ziegen und 2 Kühe getötet worden. Doch das ist nichts gegen die Attacken in der Nachbarprovinz, Kastilien – La Mancha, wo der Wolf nie ausgestorben war. Allein im Tal von Guadalajara seien mehr als 1000 Tiere gerissen worden, sagen die Behörden und entschädigen die Bauern großzügig, damit die nicht zur Selbsthilfe greifen. Statt 300 Wölfe, wie vor 30 Jahren, gehen die Experten nun von 2000 Exemplaren in Spanien aus.

    Der Biologe, Andrés Illana, ist Leiter einer Tierstation in Alava und Mitgründer einer Gruppe die sich für die Wölfe einsetzt. Illana macht zwei Faktoren für die Ausbreitung des Räubers verantwortlich:

    Mit dem Rückzug aus den Bergen und der Aufgabe ländlicher Zonen haben sich Wildschweine und Rehböcke spektakulär vermehrt. Die Wölfe sind diesen Tierarten gefolgt, die ihre Nahrung darstellen.

    Jetzt befürchten die Bauern in Alava, dass es zu noch häufigeren Attacken kommt. Ein Vorfall im Januar hat die Gemüter erhitzt. In der Nähe eines Dorfes sind 112 Schafe, offenbar auf der Flucht vor Wölfen, beim Sturz in eine Schlucht getötet worden.

    Die Bauernvereinigung fordert deshalb, die Wölfe ganz aus der Provinz zu verbannen. Ihr Sprecher Zuazabeitia:

    Die Weidewirtschaft mit Schafen und Rindern, aber besonders mit Schafe, weil sie öfter angegriffen werden, ist mit der Anwesenheit der Wölfe nicht vereinbar. Die Gesellschaft muss entscheiden, was sie will: Produzierende und lebende Dörfer die eine Kultur und die Umwelt in ihrem Zustand erhalten. Oder will man die Existenz von Wölfen in verwüsteten Zonen.

    Für den Biologen Illana ist die Vertreibung oder Tötung der Wölfe keine Lösung:.

    Dort wo es immer Wölfe gab, hat man einen Umgang damit gefunden und lässt das Vieh nicht schutzlos über Nacht auf der Weide, weil der schlaue Wolf die leicht Beute jagt.

    Es ginge es vielmehr darum, die Anwesenheit des Wolfs in seinen ursprünglichen Verbreitungsgebieten zu akzeptieren, in die er natürlich zurückkehre. Eine andere Möglichkeit bleibe ohnehin nicht:

    In den Bergen Gift zu streuen, um den Wolf zu eliminieren, wie in den 50er Jahren, damit tötet man auch die Geier und andere Tiere. Das ist heute nicht mehr hinzunehmen und verstößt gegen die Gesetze.

    Treibjagden blieben beim Wolf erfolglos und im Frühjahr seien davon nur all die Tiere betroffen, die dann gerade ihre Jungen aufziehen. Illana plädiert dafür, eine Art Nutzungsplan zu erstellen.

    Wir müssen den Wolf so natürlich wie den Regen ansehen, uns alle an einen Tisch setzen und einen Plan erarbeiten. Einige Rudel sollten sich in bestimmten Zonen fest ansiedeln, denn es ist bewiesen, dass die weniger Schaden anrichten. Wenn ein Wolf trotz Vorsichtsmaßnahmen, wie Hunden, viel Schaden anrichtet, muss man ihn vielleicht töten. Man muss dafür sorgen, dass die Verantwortung für die Anwesenheit der Wölfe sich auf die gesamte Gesellschaft verteilt und nicht nur auf den paar Betroffenen lastet. Diesen Familien muss soviel wie irgend möglich geholfen werden.