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Woher kommen die Buchenflecken?

Die Bäume im Wald sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor für die Forstwirtschaft. Nach der extremen Trockenheit des vergangenen Sommers aber sind einige Baumarten in Gefahr. Besonders die Eiche, die Fichte und die Buche machen nach Ansicht der Technischen Universität Berlin beispielsweise Sorgen. Gerade bei der Buche, die sehr langsam wächst und deren Verbreitungsgebiet auf Mittel- und Süd-Ost-Europa beschränkt ist - das Kernland ist vor allem Deutschland -, gerade bei der Buche sind es zwei Faktoren, die dem Baum zu schaffen machen: zum einen ein Pilzbefall, zum anderen schwarze Flecken im Buchenholz, die von außen nicht erkennbar sind. Diese schwarzen Flecken erschweren natürlich die Vermarktung des Holzes, und deshalb wird im Saarland nach den Ursachen geforscht.

Von Tonia Koch |
    Mathias Becker schneidet eine Scheibe vom Stamm einer etwa 80 Jahre alten Buche. Im Holz sind schwarze Flecken zu sehen, die meisten nicht größer als ein Stecknadelkopf. Mathias Becker, der seit langen Jahren beim Saarforst beschäftigt ist, hat diese Flecken, die willkürlich angeordnet sind, schon oft bemerkt. Noch deutlicher treten sie zu Tage, wenn das Holz gespalten wird:

    Wenn man es im Anschnitt sieht, also Längsspaltung, dann zeigen sie sich als schwarze Streifen.

    Diese Flecken habe es in saarländischen Buchenbeständen schon immer gegeben. Dennoch ist Joachim Stelzer, Leiter der Forstplanung, alarmiert:

    Im Moment ist es so, dass wir in den letzten 4-5 Jahren verstärkt mit der Problematik konfrontiert werden und mittlerweile kein Revier im Saarland – mit Ausnahme der Muschelkalk-Böden – verschont ist und die Tendenz stark zunehmend ist.

    Inzwischen weisen Buchenbestände auch in anderen Bundesländern wie in Hessen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz an manchen Orten schwarze Flecken auf. Was dazu geführt hat, dass die Universität des Saarlandes im Auftrag der forstwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Trippstadt das Phänomen inzwischen wissenschaftlich untersucht. Prof. Jochen Kubiniok hat im Saarforst schon eine Reihe von Bodenproben genommen. Er nimmt an, dass die Flecken mit den übersäuerten Waldböden in Zusammenhang stehen:

    Es ist eine Möglichkeit, dass bei den PH-Bedingungen , die wir inzwischen in saarländischen Wäldern erreichen, Mangan mobil wird und dann wie andere Nährstoffe auch vom Baum aufgenommen wird und bei Sauerstoffzufuhr ausfällt. Ob der Mechanismus so einfach ist, da sind wir noch nicht sicher. Und ob er überhaupt so funktioniert, wissen wir natürlich auch nicht.

    Im Moment ist es noch eine Arbeitshypothese, dass es Umwelteinflüsse sind, die der Buche so zusetzen. Doch einiges spricht dafür. In den vergangenen 10 Jahren hat die Versauerung der saarländischen Waldböden um das Zehnfache zugenommen. Jochen Kubiniok:

    Es gibt erste Hinweise darauf, dass die Standorte, die aufgrund ihres Ausgangsgestein gut abgepuffert sind, also hohe PH-Werte ausweisen, da finden wir kaum Flecken, während wir auf den saueren Standorten wie im Buntsandstein eine Massierung der Flecken erkennen.

    Im Saarland sind die Forstleute für die Problematik inzwischen sensibilisiert. Obwohl die Flecken keinerlei Auswirkungen auf die Qualität des Holzes haben, bleibt es ein ästhetisches Problem, das durchaus wirtschaftliche Folgen nach sich zieht. Joachim Stelzer:

    Bei uns ist es so, dass wir bei manchen Schlägen 30 – 40 Prozent dessen, was normal weiß sein sollte, mit diesen Flecken haben. Und wenn man sich überlegt, dass wir bei älteren Buchen bereits die Problematik Rotkern haben und die Flecken dazu kommen, dann wird es problematisch. Die Buche ist unserer Brotbaumart und wenn sie im Preis fällt, fällt das Gesamtergebnis, und dann haben wir betriebswirtschaftliche Probleme.

    Es ist daher im eigenen Interesse der Forstleute, den Ursachen der winzigen schwarzen Flecken auf die Spur zu kommen, denn sie lassen sich weder bleichen noch mit anderen technischen Hilfsmitteln beseitigen.