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Wohin mit den Energiesparlampen?

Umwelt. - Energiesparlampen dürfen anders als ihre vom verordneten Aussterben bedrohten Vorgänger, die Glühlampen, nicht in den Hausmüll, denn sie enthalten Quecksilber. Kaputte Lampen müssen also ordnungsgemäß entsorgt werden, doch noch ist das Netz der Sammelstellen löchrig.

Von Sönke Gäthke | 06.01.2010
    Bei aller Sparsamkeit hat die Energiesparlampe einen Nachteil: Ist sie kaputt, ist sie Sondermüll. Denn in jede Lampe haben die Hersteller eine kleine Menge Quecksilber gefüllt.

    "Das Quecksilber ist absolut wichtig dafür, dass die Energiesparlampe überhaupt funktioniert. Ohne Quecksilber funktioniert keine Energiesparlampe","

    ... so Andreas Scherer von der Transferstelle für rationelle und regenerative Energienutzung Bingen. Energiesparlampen sind Gasentladungslampen wie Leuchtstoffröhren. Werden sie eingeschaltet, entsteht ein Plasma. In diesem erzeugt das Quecksilber ultraviolettes Licht. Erst eine Beschichtung wandelt diese Strahlung in sichtbares Licht um. Daher müssen die Energiesparlampen wie Leuchtstoffröhren an besonderen Sammelstellen zurückgegeben werden. Das Problem ist jedoch: Die meisten Menschen wissen nicht, dass die Energiesparlampen diesen giftigen Stoff enthalten - und dass sie nicht in den Hausmüll gehören.

    ""Weil die Information auf den Packungen einfach fehlt, dass es sich hier teilweise um Lampen handelt, die umweltschädlich sind. Das heißt, die Information seitens der Verpackung fehlt einfach, die Leute wissen nicht, was sie kaufen, teilweise geht man in den Discounter, sage ich mal, für 1,50 Euro stellt man sich eine Lampe in den Wagen und hat überhaupt keine Ahnung, was man sich damit ins Haus holt."

    Die Folge ist, dass von den Gasentladungslampen - zu denen auch die Neonröhren zählen - in Deutschland weniger als 40 Prozent tatsächlich in den Sammelstellen abgegeben werden. Das geht aus einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Urbanistik hervor, die im Dezember veröffentlicht wurde. Wo die übrigen Lampen bleiben, ist unklar. Sicher sind nur die Verkaufszahlen: 2006 gingen in Europa 660 Millionen Energiesparlampen über den Ladentisch. Im Schnitt enthielt jede von ihnen 4,3 Milligramm Quecksilber, was sich zu 2,838 Tonnen summiert. Wahrscheinlich ist, dass viele in der Mülltonne landen. Weil sie, so Maic Verbücheln vom Institut für Urbanistik, "Tonnengängig" sind, sprich: in die Mülltonne passen.

    Aber selbst wenn der Besitzer um das Gift in der Lampe weiß, ist die Entsorgung umständlich: Um die Lampe abzugeben, muss er zuerst die nächste Sammelstelle suchen - zum Beispiel im Internet, unter www.lichtzeichen.de.
    "Das heißt, ich gebe meine Postleitzahl ein auf der besagten Homepage und bekomme dann angezeigt, wo die nächste Sammelstelle in meiner Nähe ist."

    In einer Stadt wie Köln liegt diese Sammelstelle im ungünstigen Fall nur abseits der täglichen Wege. Sie für eine oder zwei kaputte Lampen anzufahren, ist dann unbequem. In der Provinz aber sieht das oft deutlich schlechter aus:

    "Das sind meistens ungefähr zehn bis 15 Kilometer, die ich mindestens mal fahren muss, bis ich die Lampen los werde."

    Rückgabe und eingesparte Energie stehen in einem schlechten Verhältnis zueinander.

    "Deswegen muss das noch viel stärker ausgebaut werden, damit man die Lampen nicht rein aus Bequemlichkeit in den Hausmüll wirft."

    Sammelstellen in Einkaufszentren einzurichten - analog zur Batteriesammlung - könnte ein erster Schritt sein. Diese Sammelstellen müssten jedoch entweder Tonnen mit abgefederten Böden haben, oder aber spezielle Schachteln für die Rückgabe der Lampen ausgeben, wie etwa in Krefeld. Damit die Lampen nicht beim Sammeln kaputt gehen und das Quecksilber ausläuft.

    "Es gibt dann auch zum Beispiel sogenannte Fahrzeuge, die die Lampen abholen, das ist so ein quasi Lampenmobil, wenn ich das mal so sagen will, das ist aber noch die Seltenheit."

    Allerdings zeichnet sich bereits ab, dass die Energiesparlampe Konkurrenz erhalten wird - durch die Leuchtdiode.
    "Da in der LED kein Quecksilber enthalten ist, ist das weniger kritisch - klar sind zum Beispiel auch Bauteile in den LEDs enthalten, die der normalen Energiesparlampe sehr ähnlich sind, zum Beispiel habe ich ein Vorschaltgerät, der Recylingaufwand wäre da aber nicht in diesem Maße wie bei der Energiesparlampe, weil es einfach von den umweltgefährdenden Stoffen weit entfernt ist."

    Die Energiesparlampen werden aber noch auf Jahre hinaus in Europa leuchten - ein verbessertes Rückgabesystem ist daher trotz LED notwendig.