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Wohl und Wehe der MKS-Impfung

Medizin. - Dresden ist in diesem Jahr der Tagungsort der Deutschen Gesellschaft für Virologie. Vom 14. bis 17 März präsentieren Mediziner aus Deutschland , der Schweiz und Österreich den aktuelle Stand des Faches und erörtern neue Therapien. Heißes Thema ist dabei auch die akute Bedrohung durch die aus England inzwischen auf den Kontinent übergetretene Maul- und Klauenseuche. So wird eine Massenimpfung der Tiere für den Fall erwogen, dass sich der Erreger nicht durch Quarantänemaßnahmen eindämmen lässt. Doch ob das Virus damit zu besiegen ist, bleibt fraglich.

    Ausgerechnet mit der Maul- und Klauenseuche (MKS) beginnt die auch die Geschichte der Virologie: Vor rund einhundert Jahren entdeckten Forscher das Virus und entwickelten im Auftrag des preußischen Kultusministeriums einen Impfstoff gegen die Seuche, die bereits damals der Landwirtschaft schweren Schaden zufügte. Seit zehn Jahren wird europaweit nicht mehr gegen die Krankheit geimpft, doch ob die Prävention die derzeitige Epidemie hätte verhindern können, ist fraglich: "Ein Grund für die Abschaffung der Impfung besteht darin, dass geimpfte Tiere nicht von infizierten unterschieden werden können, denn der Nachweis besteht im Aufzeigen von Antikörpern gegen den Erreger", erläutert Professor Thomas Mettenleiter, Präsident der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere. Daher könne nicht bestimmt werden ob ein positiv getestetes Tier auch eine Gefahr für andere darstelle.

    Weitere Gründe gegen die Impfung sind nicht zuletzt die Kosten für eine umfassende Immunisierung sowie die potenzielle Gefahr bei der Herstellung des Serums, denn dazu müssen große Mengen der hochinfektiösen Erreger gezüchtet werden. "Außerdem hat sich gezeigt, dass genau jene Länder, die nicht impften, weniger Ausbrüche der Seuche erlebten, als jene, in denen die Immunisierung durchführten", fügt Mettenleiter hinzu.

    Doch auch ein anderes heißes Eisen beschäftigt die Wissenschaftler in Dresden: Während die Viruserkrankung rasch und einfach diagnostiziert werden kann, bereitet die Erkennung von BSE den Experten auch weiterhin erhebliches Kopfzerbrechen, denn noch immer kann die Erkrankung nur an toten Rindern nachgewiesen werden. "Bei der Suche nach Testmethoden am lebenden Tier verfolgen einige Entwicklungen den Ansatz, nicht unbedingt den Erreger selbst nachzuweisen, sondern versuchen, bestimmte so genannte Surrogatmarker aufzuspüren", berichtet der Forscher. Solche Marker entstehen aus einer direkten Wirkung des Erregers auf eine bestimmte Körperfunktion des Tieres. Allerdings muss gewährleistet sein, dass die Anzeichen zuverlässig nur bei einer BSE-Infektion auftreten, nicht aber bei anderen Krankheiten. Mit einer Zulassung solcher Testverfahren sei jedoch nicht vor Ablauf des nächsten Jahres zu rechnen, meint Professor Mettenleiter.

    [Quelle: Uta Bilow]