Vor dem schwarzen Brett in der Zentralmensa. Erstsemester Luka aus Sindelfingen studiert eifrig die kleinen, weißen Zettel im Glaskasten. Darauf: aktuelle Wohnungsangebote. Besondere Ansprüche an sein Quartier habe er nicht, sagt der Lehramtsanwärter:
"Ich will eigentlich einfach nur ein Zimmer finden, in dem ich schlafen kann. Vielleicht soll es auch noch eine Küche geben und irgendwo etwas zum Wäschewaschen - wäre auch nicht schlecht. Das ist dann in dem Fall jetzt schon Luxus eigentlich."
Bislang hat der 18-Jährige von seiner Heimatstadt aus via Internet den Wohnungsmarkt abgegrast - allerdings vergeblich:
"Das, was bis jetzt uns geboten wurde, hatte immer einen Haken: der Preis zu hoch, oder dass die Lage nicht gut genug war, dass man da ein Auto gebraucht hätte, und so weiter."
2.800 Anfragen auf 1.000 Plätze
Auch Jordanka überfliegt die Anzeigen. Die Bulgarin ist ebenfalls auf Zimmersuche. Noch hat sie eine Bleibe bei einem Austauschstudenten zur Untermiete, doch der kehre bald zurück, berichtet die Medizinstudentin. Also heißt es bald wieder Kofferpacken. Die Zimmer-Suche sei für sie aus verschiedenen Gründen extrem schwierig, sagt Jordanka:
"Von vielen Freunden weiß ich, wenn du kein Deutscher bist, ist es ein bisschen schwieriger. Wir können keine Bürgschaft kriegen und die Leute haben Vorurteile. Zum Beispiel gibt es eine bestimmte Grenze, so um die 700 Euro muss man haben zum Überleben, sagen die Leute. Aber die meisten von uns gehen mit 550! Und wenn die sehen, dass wir so wenig Geld haben, die meisten Leute treten zurück, leider."
Auch beim Studierendenwerk ist die Lage aussichtslos. Zwar verfügt die Einrichtung über insgesamt 4.700 Plätze, doch die Meldefrist sei längst abgelaufen, erklärt Geschäftsführerin Ulrike Leiblein. Gerade zum Beginn des Wintersemesters sei der Run auf die Zimmer besonders groß.
"Wir haben 2.800 Anfragen und nur 1.000 Plätze frei."
"Das heißt, im Hintergrund ist da ein Hauen und Stechen um die Plätze?"
"Ja, natürlich. Und wir müssen ja auch - und das tun wir auch - Härtefälle berücksichtigen, das ist ganz klar! Alleinerziehende haben immer Vorrang!"
"Das heißt, im Hintergrund ist da ein Hauen und Stechen um die Plätze?"
"Ja, natürlich. Und wir müssen ja auch - und das tun wir auch - Härtefälle berücksichtigen, das ist ganz klar! Alleinerziehende haben immer Vorrang!"
Wohnungen nicht nur für Studenten knapp
Durch den Abzug der Amerikaner seien in Heidelberg zwar freie Flächen vorhanden, heißt es im Rathaus. Aus alten Soldatenwohnungen wären teils auch schon zusätzliche Studenten-Wohnheime entstanden. Doch auch andere Bevölkerungsgruppen müssten zum Zug kommen, betont Stadtsprecher Timm Herre.
"Heidelberg ist eine Wissenschaftsstadt mit einem hervorragenden Ruf. Das heißt, die Nachfrage ebbt nicht ab. Also von daher: Es geht keinesfalls nur darum Wohnraum für Studierende zu schaffen, sondern auch für junge Familien und auch für Senioren. Also es gibt eigentlich keine Bevölkerungsgruppe, wo Angebot und Nachfrage zueinanderpassen!"
Trotz aller Widrigkeiten am Ball bleiben, empfiehlt Ulrike Leiblein vom Studierendenwerk. Mit ein bisschen Wartezeit, würden die meisten doch noch irgendwann fündig. Zumal die Fluktuation gerade bei jungen Leuten in Heidelberg extrem hoch sei. Kommen neue Erstsemester in die Stadt, würden fertige Absolventen auch wieder gehen. Außerdem:
"Wer so gar nichts gefunden hat, da bieten wir dann immer - ab Oktober - auch Notplätze an. Da stellen dann die Studierenden ihre Gemeinschaftsräume in den Wohnheimen zur Verfügung. Das ist dann mit Küche und Dusche und mit Feldbetten. Ich meine, das ist ein bisschen rustikal, aber immerhin. Das sind nicht so viele, das sind so ungefähr 25. Aber sie werden auch - in der Regel - bis in den Dezember genutzt."