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Wolfgang Amadeus Mozart - Klavierkonzerte Nr. 22 und 27

Heute mit zwei Klavierkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart in einer Neuaufnahme mit Alfred Brendel und dem Scottish Chamber Orchestra unter der Leitung von Charles Mackerras. * Musikbeispiel: W.A. Mozart - 1. Satz (Ausschnitt) aus: Klavierkonzert Nr. 22 1998 konnte Alfred Brendel auf 50 Jahre Konzerttätigkeit zurückblicken, und auch in diesem Jahr gab es wieder etwas Rundes zu feiern: der nach Kritikermeinung "tiefsinnigste Pianist unserer Tage" wurde im Januar 70 Jahre alt. Aus diesem Anlass luden ihn die großen Konzerthäuser in London, Paris, Wien, Tokio, Köln, Amsterdam, Brüssel und Frankfurt als "Artist in Residence" ein, und seine langjährige Schallplattenfirma Philipps brachte mehrere neue CDs mit ihm heraus, manche mit etwas älterem Aufnahmedatum, anderes aber auch neu, wie die Schubert-Sonaten vom Januar und die heute hier vorgestellte Mozart-Platte, die im September 2000 in Schottland entstand und jetzt im Sommer auf dem Markt erschien. Brendel hat im Laufe seines Lebens das Klavierwerk von Mozart, Haydn, Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms und Liszt zum Teil mehrfach eingespielt und gilt heute als eine Art "Lordsiegelbewahrer" der Klassik. Doch er ist kein reiner Tastenlöwe, dessen Horizont am Notenbrett des Konzertflügels endet: Brendel setzt sich intensiv mit Theater, Film, Architektur und bildender Kunst auseinander, malt selbst Aquarelle, hat Bücher geschrieben, auch solche, die nicht direkt mit Musik in Zusammenhang stehen, veröffentlichte scharfzüngige Kritiken, Essays und Gedichte. Er ist ein nachdenklicher Mensch, und was als Titel auf einem seiner Bücher steht, könnte auch das Motto seiner Interpretationen am Klavier sein: Nachdenken über Musik. * Musikbeispiel: W.A. Mozart - 2. Satz (Ausschnitt) aus: Klavierkonzert Nr. 22 Wolfgang Amadeus Mozart: Andante aus dem Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur, Köchelverzeichnis 482, gespielt von Alfred Brendel und dem Scottish Chamber Orchestra unter der Leitung von Charles Mackerras. Alfred Brendel wurde vor 70 Jahren in Nordmähren als Sohn eines Ingenieurs und Architekten geboren. Die Schule absolvierte er in Zagreb; mit sechs Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht. Nach der 1943 erfolgten Übersiedlung nach Graz studierte Brendel am dortigen Konservatorium Klavier und Komposition. 1947 legte er als Externer an der Wiener Akademie die Staatsprüfung für Klavier ab. Es folgten Jahre als Meisterschüler von Edwin Fischer in Luzern, Paul Baumgartner in Basel, Eduard Steuermann in Salzburg sowie erste Preise bei renommierten Wettbewerben. Ab 1960 nahm Brendel an allen bedeutenden Festivals in Europa teil und spielte in den wichtigsten Konzertsälen der alten und neuen Welt. Zusammen mit Paul Badura-Skoda und Jörg Demus leitete Brendel von 1960 bis 1970 eine Pianisten-Meisterklasse im Rahmen der Wiener Festwochen. Spektakulär waren Mammut-Projekte in den achtziger Jahren, als Brendel mit allen 32 Beethoven-Sonaten im Programm in Zyklus-Etappen auf Konzertreise durch Europa und Amerika ging oder die Schubert-Weltreise, die ihn durch 8 europäische Länder sowie nach Japan, Amerika und in die Sowjetunion führte. Brendels Sichtweise der großen Klassiker ist immer geprägt von einem skeptischen Rationalismus; dennoch gelingen gerade ihm Interpretationen von höchster Eindringlichkeit und starker Gefühlsintensität. Das ist immer wieder aufs Neue verblüffend. Vielleicht lüftet Brendel dieses Geheimnis ein wenig, wenn er uns eine seiner Interpretations-Maximen verrät. Er sagt: "Die Absicht eines Komponisten zu verstehen, heißt, sie ins persönliche Verständnis zu übertragen." * Musikbeispiel: W.A. Mozart - letzter Satz (Ausschnitt) aus: Klavierkonzert Nr. 27 Die neue Platte - heute mit Ausschnitten aus Mozarts Klavierkonzerten Nr. 22 und Nr. 27, die die Firma Philipps aus Anlass des 70. Geburtstags von Alfred Brendel herausgebracht hat. Alfred Brendel wurde begleitet vom Scottish Chamber Orchestra unter der Leitung von Charles Mackerras.

Ludwig Rink |