"Wolfgang Amadeus Mozart - Klavierstücke"
Daniel Höxter hat sich in die Welt der kleineren Klavierstücke Mozarts vertieft. Dieser Pianist ist zugleich ein radikaler Musik-Denker, was ihm nicht überall auf der Welt Freunde verschafft, zumal er meistens recht hat mit seinen Ansichten; nicht jeder Dirigent kann das aushalten. Vor Jahren brachte Höxter eine CD mit den Diabelli-Variationen heraus, die immer noch Maßstäbe setzt; zu erwarten sind demnächst die Goldberg-Variationen. Die vierzehn Werke Mozarts, darunter die c-moll-Fantasie KV 39, die beiden Rondi 485 und 511 und das Adagio h-moll KV 540, werden gespielt wie philosophische Essays, dabei innerhalb eines sehr eng gezogenen Umkreises der gewählten pianistischen Mittel trotzdem mit einer solchen Fülle von Farben und Nuancen, dass jeder Takt mit Sinn und zugleich Sinnlichkeit erfüllt ist. Höxter beherrscht das "Finger-Pedal", wie Gieseking das nannte, in Vollendung und zählt offenbar zu jenen raren Pianisten, die dem Verklingen des Klaviertons zuzuhören imstande sind. Kein Legato, kein Nonlegato ist wie das andere; Artikulation dient hier ausschließlich der Erklärung des kompositorischen Prozesses. Das Adagio h-moll KV 540 hat er, wie zu lesen ist, in memoriam Rudolf Serkin gespielt. Tatsächlich sind die Aufnahmen 1991 bereits in der Berliner Siemens-Villa entstanden, aber - durch welch unglückliche Umstände auch immer - erst jetzt bei Bayer Records erschienen. Das heißt: Man hat sie uns vorenthalten. * Musikbeispiel: Wolfgang Amadeus Mozart - aus: Adagio h-moll KV 540 Das ist nun tatsächlich Bekenntnis-Musik. Daniel Höxter hat auch den Text für das Booklet geschrieben: sehr klug, sehr persönlich und sehr mutig legt er sowohl seine Kenntnisse als auch seine individuellen Ansichten dar. Einer, der den Diskurs mit seinem Publikum sucht. Aber auch einer, der eine seltene Tugend vorspielt: tief gegründetes Verantwortungsbewusstsein. Da erscheint die Fuge aus KV 395 nicht bachisch grübelnd, sondern wie ein verklärender Anklang an die barocke Vergangenheit und wird zugleich zu einem Stück Aufklärung. Und natürlich wird auch die Kleine Gigue KV 574 nicht als musikalischer Scherz gespielt, sondern mit einer leisen Melancholie, dass man am Schluss denkt: Ach! Schon vorbei? * Musikbeispiel: Wolfgang Amadeus Mozart - aus: Kleine Gigue G-dur KV 574 Die CD ausschließlich mit einzelnen Stücken von Mozart ist bei Bayer Records erschienen.