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Wolfgang Amadeus Mozart - Violinkonzerte Nr.1, 3 und 4

* Musikbeispiel: W.A.Mozart - 1. Satz aus: Konzert für Violine und Orchester Nr. 3, KV 216 Viktoria Mullova gehört heute zur Spitze der internationalen Geigenvirtuosen . Und obwohl außerordentlich erfolgreich und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, hat es ihr die Kritik nicht immer leicht gemacht. Und gerade zum Beginn ihrer Karriere, fand ihr intellektuelles, makelloses, unprätentiöses und unsentimentales Spiel nicht nur Bewunderer. Ihre scheinbar distanzierte Musizierhaltung hat vor allem die Herren Kritiker immer wieder zu recht unsinnigen Charakterisierungen verleitet, "Eis-Königin” ist da noch eine geradezu liebevolle Bezeichnung. Die "Jean d’Arc der Geige” ist da auch nicht gerade gelungener, weist jedoch auf ihre Ausnahmestellung hin. Viktoria Mullovas Repertoire ist breit gefächert und reicht auch bis zur unmittelbaren Moderne, wenn auch bisher Traditionelles überwog. In dem Bestreben, das Potential ihres Instrumentes, der Stradivari "Julius Falk" aus dem Jahre 1723 auszuschöpfen, hat sie sich auch der barocken Aufführungspraxis zugewandt. Um auch alte Musik adäquat darbieten zu können, hat sie das "Mullova Ensemble" gegründet, das 1994 seine ersten Konzertreisen unternahm und Bachs Violinkonzerte auf CD einspielte.

Christiane Lehnigk |
    Für das Projekt mit den Violinkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart hat sie sich mit einem der renommiertesten Ensembles in der internationalen Alten Musik-Szene, dem "Orchestra of the Age of Enlightenment" zusammengetan, das sie selbst auch leitet. Sie versucht somit eine Verbindung von moderner Interpretation und historischer Aufführungspraxis herzustellen, versieht ihre Stradivari mit dann tiefer gestimmten reinen Darmseiten und spielt mit alten Bögen. Das Ergebnis ist, - wenn vielleicht auch ein paar Puristen den Kopf schütteln mögen- , alles andere als modisch aufgesetzt. Vielmehr überzeugt es auf allen Ebenen und die Ankündigung, dass dieses Mozart-Projekt nicht die einzige Zusammenarbeit mit dem "Orchestra of the Age of Enlightenment" bleibt, lässt auf noch mehr einzigartige Konzerte und Einspielungen hoffen. Das leichte und dabei farbenfrohe, klangreiche, betörend schöne und rhythmisch absolut exakte, vibrationsarme Spiel der Mullova macht diese populären Mozart-Konzerte zu einem neuen Hörerlebnis. Die Kadenzen zu den drei Mozart-Violinkonzerten, die Viktoria Mullova mit dem "Orchestra of the Age of Enlightenment" einspielte, stammen von dem Alte Musik-Spezialisten, Cembalisten und Dirigenten Ottavio Dantone, mit dem Viktoria Mullova in der Saison 2004 Konzerte mit Werken für Violine solo bzw. Violine und Cembalo von Johann Sebastian Bach plant.

    Nur die kadenzierten Passagen im 3.Satz des 3.Violinkonzertes schrieb die Solistin selbst. * Musikbeispiel: W.A.Mozart - 3. Satz aus: Konzert für Violine und Orchester Nr. 3, KV 216 Nach den preisgekrönten Aufnahmen der Violinkonzerte von Brahms, Sibelius, Tschaikowsky und Paganini, - die Einspielungen der Bach-Werke liegen schon einige Jahre zurück-, hat sich Viktoria Mullova mit dem Projekt "Through the Looking Glass" auf neues Territorium gewagt. Hierbei ging es um Verbindung von Klassik und Jazz sowie populärer Musik, heutzutage gern als "Cross-over" bezeichnet. Ihre Aufnahme dreier Mozart-Konzertes mit dem "Orchestra of the Age of Enlightenment" zeigt jetzt eine andere, neue Seite ihres künstlerischen Schaffens, die Hinwendung zu barocker Aufführungspraxis.

    Im nächsten Jahr sollen zudem die Violinkonzerte von Beethoven und Mendelssohn mit Sir John Eliot Gardiner erscheinen.

    Viktoria Mullova ist als Absolventin des Moskauer Konservatoriums, sie ist unter anderem auch Preisträgerin des Tschaikowsky-Wettbewerbes, in der russischen Geigenschule ausgebildet worden. Mit barocker Musik ist sie in Russland nicht konfrontiert worden und sie musste sich so ihre Kenntnisse erst nachträglich erwerben und einen ganz neuen Stil kennen- und dann spielen lernen. Wie welcher Bravour sie das bewältigt hat, davon zeugt diese Aufnahme dreier Mozart-Violinkonzerte, die alle in 1770er Jahren entstanden und bis heute zu den Prüfsteinen des Violinspiels zählen. Auch hier erweist sich Viktoria Mullova als souveräne Interpretin, die es vermag, zusammen mit dem "Orchestra of the Age of Enlightenment" eine klanglich homogene Interpretation zu schaffen, die die Künstlerin von einer neuen Seite zeigt. Man darf gespannt sein, was sie auf diesem Gebiet noch entdecken wird. * Musikbeispiel: W.A.Mozart - 3. Satz aus: Konzert für Violine und Orchester Nr. 1, KV 207