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Wolfgang Benz: Wiesenthal war moralische Instanz

Nach dem Tod von Simon Wiesenthal hat der Historiker Wolfgang Benz diesen als moralische Instanz gewürdigt. Bei der Verfolgung von Naziverbrechern sei es Wiesenthal nicht um Rache, sondern stets um Gerechtigkeit gegangen.

    Er sei nicht als "blindwütiger Racheengel" aufgetreten und habe die Auseinandersetzung mit dem Holocaust als Auftrag der Aufklärung verstanden, betonte Benz am Dienstag im Deutschlandfunk. So habe sich Wiesenthal auch einer "Totalverurteilung" des ehemaligen österreichischen Präsidenten Waldheim nicht angeschlossen, weil dieser kein Kriegsverbrecher, sondern ein Opportunist gewesen sei, der sich vor allem durch sein Stillschweigen schuldig gemacht habe.

    Benz bedauerte, dass Menschen wie Wiesenthal gerade in den sechziger und siebziger Jahren nicht mehr Unterstützung bei der Suche nach den Naziverbrechern erhalten hätten: "Eine allgemeine Haltung - Das ist ja jetzt schon so lange her, lasst uns den Schlussstrich ziehen - stand den Bemühungen von Simon Wiesenthal entgegen."

    Bleiben werde die Überzeugung, die Simon Wiesenthal vermittelt habe, betonte der Historiker: "... dass es nicht um Vergeltung, nicht um Rache geht, sondern dass es eine Notwendigkeit ist, Aufklärung über eine schreckliche Vergangenheit zu betreiben, um Wissen zu vermitteln und um eine Wiederholung zu vermeiden."