Höhn: Guten Morgen, Herr Heinlein.
Heinlein: Frau Höhn, tief in Ihrem Herzen, wie stark ist Ihre Trauer über den Weggang von Wolfgang Clement?
Höhn: Ach, ich sage mal, es ist ja nicht unbekannt, dass Herr Clement und ich so manchen Strauß ausgefochten haben, aber es ist schon so, dass unsere Beziehung gerade auch in den letzten Jahren gegenseitig eher von hohem Respekt geprägt war, und insofern waren wir auch während den Koalitionsverhandlungen permanent in Kontakt. Wir haben auch sehr gut zusammen gearbeitet. Insofern finde ich den jetzigen Zeitpunkt nicht gerade angenehm. Das muss ich schon sagen.
Heinlein: Warum ist er nicht angenehm?
Höhn: Na ja, Sie haben das ja eben zu Recht gesagt. Die Nachfolge ist nicht geklärt, oder da gibt es viele Fragezeichen, weil in der Tat derjenige, der eigentlich als Nachfolger aufgestellt worden ist, Herr Schartau, noch nicht zur Verfügung steht, weil er kein Landtagsmandat hat und weil in der Verfassung festgeschrieben ist, dass der Ministerpräsident aus dem Landtag kommen muss. Insofern ist es jetzt natürlich so, dass da auch einige Auseinandersetzungen um die Nachfolge stattfinden. Von daher ist aus meiner Sicht und auch für die Grünen ganz wichtig, dass derjenige oder diejenige Person, die Nachfolger von Herrn Clement wird, zum rot-grünen Projekt steht, weil wir durch die Bundestagswahl einen Riesenschub bekommen haben. Und zwar haben wir ihn bekommen, weil für Rot-Grün gestritten worden ist, und diesen Weg wollen wir auch in Düsseldorf gehen.
Heinlein: Also, ein Appell an Finanzminister Steinbrück. Sein Name wird als Nachfolger am häufigsten genannt, und er ist ein erklärter Anhänger des sozialliberalen Modells. Das hat er zumindest vor der Bundestagswahl so gesagt. Was halten Sie denn von dieser Personalie?
Höhn: Ja, ich möchte mich jetzt nicht zu einzelnen Personen äußern, weil das in der Tat originär erst einmal Aufgabe der Sozialdemokraten ist. Deshalb ist aus grüner Sicht einfach wichtig zu sagen: Wir erwarten, dass der neue Weg, der in Berlin auch sehr erfolgreich gegangen worden ist und, ich muss auch sagen, im Wahlkampf auf sehr viel Zustimmung bei der Bevölkerung gestoßen ist, auch in Düsseldorf fortgesetzt wird.
Heinlein: Wie groß ist denn die Gefahr, dass die rot-grüne Koalition nach dem Weggang von Wolfgang Clement nun in Turbulenzen kommt?
Höhn: Ich sage mal: Wir sind alles erwachsene Menschen und wir haben alle gelernt, professionell miteinander umzugehen. Also, insofern sage ich mal andersherum. Ich kann das auch ein Stück gelassen sehen: Ich bin jetzt siebeneinhalb Jahre im Amt. Ich habe zwei Ministerpräsidenten jetzt erlebt. Ich habe gerade Herrn Clement auch mal als Wirtschaftsminister erlebt. Ich habe also vier Wirtschaftsminister erlebt. Insofern, glaube ich, hat man auch mit Personalkonstellationen, bei denen man vorher große Probleme gesehen hat, am Ende durchaus auch professionell zusammen arbeiten können. Insofern kann man das auch ein bisschen gelassen sehen. Aber der entscheidende Punkt ist, dass das rot-grüne Projekt angenommen wird.
Heinlein: Das ist das Stichwort. Gestern gab es ja so etwas wie ein Leuchten in den Augen von Jürgen Rüttgers. Die Düsseldorfer Opposition von der CDU jubelt geradezu über den Weggang von Wolfgang Clement. Was bedeutet denn sein Abschied für die Wahlchancen von Rot-Grün mit Blick auf die kommende Landtagswahl?
Höhn: Ich glaube, das Entscheidende ist, was Rot-Grün daraus macht, und wir haben bei der letzten Landtagswahl in gewissem Sinne auch die Quittung dafür bekommen, dass wir in der ersten Legislaturperiode eher ein Gegeneinander und kein Miteinander hatten. Deshalb wird Rot-Grün nur dann die Wahl gewinnen, wenn wir das abstellen und wenn wir überzeugend für dieses rot-grüne Projekt stehen. Deshalb dränge ich eben auch darauf, dass wir auch klar diesen Weg gehen.
Heinlein: Vertrauen Sie heute auf den Bundeskanzler - er kommt ja nach Düsseldorf -, dass er dem rot-grünen Projekt hier in Nordrhein Westfalen noch einmal einen Schub gibt und dem Nachfolger von Clement dies auch ans Herzen legt?
Höhn: Also, der Bundeskanzler hat sich, aus meiner Sicht, im Wahlkampf überraschend deutlich für Rot-Grün ausgesprochen. Ich glaube, das war am Ende auch der Erfolg, denn sehr viele haben ja nicht mehr an den Erfolg von Rot-Grün gedacht – das muss man ja sehen -, und von daher, muss ich sagen, traue ich dem Bundeskanzler in diesem Punkt sehr viel zu.
Heinlein: Reden wir noch ein wenig über Wolfgang Clement, Frau Höhn. Fühlen Sie sich auch so ein bisschen im Stich gelassen von Wolfgang Clement? Sie haben ja gesagt, der Zeitpunkt seines Abschieds ist nicht besonders günstig für Sie.
Höhn: Na ja, ich sage mal, ich kann das verstehen, in welche Situation er da auch gekommen ist. Es geht jetzt um Berlin, und da hat in der Tat ein solches großes Ministerium, das Arbeit und Wirtschaft zusammenlegt, eine durchaus sinnvolle Perspektive, weil ich auch immer der Meinung bin, dass Wirtschaftsminister, die sich nicht um Arbeitsplätze kümmern, eigentlich ihren Job nicht richtig machen. Also, eine Zusammenlegung, Wirtschaft und Arbeit, wo auch die Verantwortung für Arbeitslose, also auch für die soziale Komponente, auch bei den Wirtschaftsministern liegt, der nicht nur mit der Wirtschaft verhandelt sondern auch die soziale Frage zu lösen hat, das finde ich eine sehr gute Idee, die ich eigentlich auch schon viele Jahre favorisiere, und dass Herr Clement dann gebeten worden ist, dieses Amt zu machen – es gibt ja in der Tat da auch Wenige, denen man das zutraut...
Heinlein: Sie trauen es ihm zu?
Höhn: Ich glaube, es ist ein ganz, ganz schwieriger Job und ich wünsche Herrn Clement sehr, sehr viel Glück dazu, weil da auch unheimlich viel für die rot-grüne Koalition abhängt, und er übernimmt da sicher den riskantesten Job des ganzen Bundeskabinetts.
Heinlein: Glauben Sie, dass es Wolfgang Clement auch gereizt hat, diesen Job zu übernehmen? Hat er sich zu Höherem berufen gefühlt, um jetzt seinen Schreibtisch vom Rhein an die Spree zu verlagern?
Höhn: Ja, man weiß ja nicht, ob das wirklich Höheres ist. Der Ministerpräsident von Nordrhein Westfalen ist ja schon ein ganz verantwortliche Aufgabe. Wir sind 18 Millionen Einwohner. Wir sind immer ein Bundesland, das auch enorm Einfluss auf die Bundesebene hat. Also, von daher weiß ich gar nicht, ob das was Höheres ist, aber auf jeden Fall ist es eine ganz neue Aufgabe, und das kann ich mir schon vorstellen, dass ihn das auch gereizt hat.
Heinlein: Die nordrhein-westfälische Umweltministerin, Bärbel Höhn von den Grünen, heute morgen hier im Deutschlandfunk. Frau Höhn, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Link: Interview als RealAudio
Heinlein: Frau Höhn, tief in Ihrem Herzen, wie stark ist Ihre Trauer über den Weggang von Wolfgang Clement?
Höhn: Ach, ich sage mal, es ist ja nicht unbekannt, dass Herr Clement und ich so manchen Strauß ausgefochten haben, aber es ist schon so, dass unsere Beziehung gerade auch in den letzten Jahren gegenseitig eher von hohem Respekt geprägt war, und insofern waren wir auch während den Koalitionsverhandlungen permanent in Kontakt. Wir haben auch sehr gut zusammen gearbeitet. Insofern finde ich den jetzigen Zeitpunkt nicht gerade angenehm. Das muss ich schon sagen.
Heinlein: Warum ist er nicht angenehm?
Höhn: Na ja, Sie haben das ja eben zu Recht gesagt. Die Nachfolge ist nicht geklärt, oder da gibt es viele Fragezeichen, weil in der Tat derjenige, der eigentlich als Nachfolger aufgestellt worden ist, Herr Schartau, noch nicht zur Verfügung steht, weil er kein Landtagsmandat hat und weil in der Verfassung festgeschrieben ist, dass der Ministerpräsident aus dem Landtag kommen muss. Insofern ist es jetzt natürlich so, dass da auch einige Auseinandersetzungen um die Nachfolge stattfinden. Von daher ist aus meiner Sicht und auch für die Grünen ganz wichtig, dass derjenige oder diejenige Person, die Nachfolger von Herrn Clement wird, zum rot-grünen Projekt steht, weil wir durch die Bundestagswahl einen Riesenschub bekommen haben. Und zwar haben wir ihn bekommen, weil für Rot-Grün gestritten worden ist, und diesen Weg wollen wir auch in Düsseldorf gehen.
Heinlein: Also, ein Appell an Finanzminister Steinbrück. Sein Name wird als Nachfolger am häufigsten genannt, und er ist ein erklärter Anhänger des sozialliberalen Modells. Das hat er zumindest vor der Bundestagswahl so gesagt. Was halten Sie denn von dieser Personalie?
Höhn: Ja, ich möchte mich jetzt nicht zu einzelnen Personen äußern, weil das in der Tat originär erst einmal Aufgabe der Sozialdemokraten ist. Deshalb ist aus grüner Sicht einfach wichtig zu sagen: Wir erwarten, dass der neue Weg, der in Berlin auch sehr erfolgreich gegangen worden ist und, ich muss auch sagen, im Wahlkampf auf sehr viel Zustimmung bei der Bevölkerung gestoßen ist, auch in Düsseldorf fortgesetzt wird.
Heinlein: Wie groß ist denn die Gefahr, dass die rot-grüne Koalition nach dem Weggang von Wolfgang Clement nun in Turbulenzen kommt?
Höhn: Ich sage mal: Wir sind alles erwachsene Menschen und wir haben alle gelernt, professionell miteinander umzugehen. Also, insofern sage ich mal andersherum. Ich kann das auch ein Stück gelassen sehen: Ich bin jetzt siebeneinhalb Jahre im Amt. Ich habe zwei Ministerpräsidenten jetzt erlebt. Ich habe gerade Herrn Clement auch mal als Wirtschaftsminister erlebt. Ich habe also vier Wirtschaftsminister erlebt. Insofern, glaube ich, hat man auch mit Personalkonstellationen, bei denen man vorher große Probleme gesehen hat, am Ende durchaus auch professionell zusammen arbeiten können. Insofern kann man das auch ein bisschen gelassen sehen. Aber der entscheidende Punkt ist, dass das rot-grüne Projekt angenommen wird.
Heinlein: Das ist das Stichwort. Gestern gab es ja so etwas wie ein Leuchten in den Augen von Jürgen Rüttgers. Die Düsseldorfer Opposition von der CDU jubelt geradezu über den Weggang von Wolfgang Clement. Was bedeutet denn sein Abschied für die Wahlchancen von Rot-Grün mit Blick auf die kommende Landtagswahl?
Höhn: Ich glaube, das Entscheidende ist, was Rot-Grün daraus macht, und wir haben bei der letzten Landtagswahl in gewissem Sinne auch die Quittung dafür bekommen, dass wir in der ersten Legislaturperiode eher ein Gegeneinander und kein Miteinander hatten. Deshalb wird Rot-Grün nur dann die Wahl gewinnen, wenn wir das abstellen und wenn wir überzeugend für dieses rot-grüne Projekt stehen. Deshalb dränge ich eben auch darauf, dass wir auch klar diesen Weg gehen.
Heinlein: Vertrauen Sie heute auf den Bundeskanzler - er kommt ja nach Düsseldorf -, dass er dem rot-grünen Projekt hier in Nordrhein Westfalen noch einmal einen Schub gibt und dem Nachfolger von Clement dies auch ans Herzen legt?
Höhn: Also, der Bundeskanzler hat sich, aus meiner Sicht, im Wahlkampf überraschend deutlich für Rot-Grün ausgesprochen. Ich glaube, das war am Ende auch der Erfolg, denn sehr viele haben ja nicht mehr an den Erfolg von Rot-Grün gedacht – das muss man ja sehen -, und von daher, muss ich sagen, traue ich dem Bundeskanzler in diesem Punkt sehr viel zu.
Heinlein: Reden wir noch ein wenig über Wolfgang Clement, Frau Höhn. Fühlen Sie sich auch so ein bisschen im Stich gelassen von Wolfgang Clement? Sie haben ja gesagt, der Zeitpunkt seines Abschieds ist nicht besonders günstig für Sie.
Höhn: Na ja, ich sage mal, ich kann das verstehen, in welche Situation er da auch gekommen ist. Es geht jetzt um Berlin, und da hat in der Tat ein solches großes Ministerium, das Arbeit und Wirtschaft zusammenlegt, eine durchaus sinnvolle Perspektive, weil ich auch immer der Meinung bin, dass Wirtschaftsminister, die sich nicht um Arbeitsplätze kümmern, eigentlich ihren Job nicht richtig machen. Also, eine Zusammenlegung, Wirtschaft und Arbeit, wo auch die Verantwortung für Arbeitslose, also auch für die soziale Komponente, auch bei den Wirtschaftsministern liegt, der nicht nur mit der Wirtschaft verhandelt sondern auch die soziale Frage zu lösen hat, das finde ich eine sehr gute Idee, die ich eigentlich auch schon viele Jahre favorisiere, und dass Herr Clement dann gebeten worden ist, dieses Amt zu machen – es gibt ja in der Tat da auch Wenige, denen man das zutraut...
Heinlein: Sie trauen es ihm zu?
Höhn: Ich glaube, es ist ein ganz, ganz schwieriger Job und ich wünsche Herrn Clement sehr, sehr viel Glück dazu, weil da auch unheimlich viel für die rot-grüne Koalition abhängt, und er übernimmt da sicher den riskantesten Job des ganzen Bundeskabinetts.
Heinlein: Glauben Sie, dass es Wolfgang Clement auch gereizt hat, diesen Job zu übernehmen? Hat er sich zu Höherem berufen gefühlt, um jetzt seinen Schreibtisch vom Rhein an die Spree zu verlagern?
Höhn: Ja, man weiß ja nicht, ob das wirklich Höheres ist. Der Ministerpräsident von Nordrhein Westfalen ist ja schon ein ganz verantwortliche Aufgabe. Wir sind 18 Millionen Einwohner. Wir sind immer ein Bundesland, das auch enorm Einfluss auf die Bundesebene hat. Also, von daher weiß ich gar nicht, ob das was Höheres ist, aber auf jeden Fall ist es eine ganz neue Aufgabe, und das kann ich mir schon vorstellen, dass ihn das auch gereizt hat.
Heinlein: Die nordrhein-westfälische Umweltministerin, Bärbel Höhn von den Grünen, heute morgen hier im Deutschlandfunk. Frau Höhn, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Link: Interview als RealAudio