Wolfgang Gründinger vs. Franz Müntefering Verspielen die Alten unsere Zukunft?
Egal ob die Klimakrise, die marode Infrastruktur, die Rente oder der digitale Wandel - fast immer steckt dahinter das gleiche Grundproblem: die Generationengerechtigkeit. Verspielen die Alten unsere Zukunft?
Eine zugespitzte Frage, zwei Gäste, zwei konträre Positionen – dazu eine Moderatorin oder ein Moderator und ein weites Themenspektrum, jeden Samstag um 17.05 Uhr. Das ist das Konzept der neuen Sendung. Sind wir zu politisch korrekt? Passen Religion und Aufklärung zusammen? BER und Stuttgart 21 – hat Deutschland das Bauen verlernt? Den Streit wert sind Kunst und Musik, Glaube und Wissenschaft, Lebensstil und politische Kultur. Eine gleich bleibende Debattendramaturgie sorgt für klare Standpunkte, dann folgen echter Austausch, Abwägen und gemeinsames Nachdenken. Im besten Fall wird der Titel so eingelöst, dass wir genau das vorführen: Streit-Kultur.
Die Konsequenzen der aktuellen Klima-, Renten- oder Digitalpolitik werden die Alten nicht mehr erleben. Dabei wird die Politik in der Regel von älteren Menschen – und für ältere Menschen gemacht. Auch, weil sie die größte Wählergruppe sind.
Wolfgang Gründinger, ehrenamtlicher Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (Imago / Müller-Stauffenberg)
Wolfgang Gründinger (35), Publizist und Autor des Buches "Alte Säcke Politik"
Jedes zweite Mitglied der Regierungsparteien ist älter als 60 Jahre und jeder dritte Wähler ist älter als 60. Und das macht etwas mit unserer Demokratie und die Themen, über die wir sprechen. Und da müssen wir aufpassen, wenn die Alten immer mehr werden und die Jungen immer weniger, dass die Jungen nicht unter den Tisch fallen.
Franz Müntefering beim Demografiegipfel im März 2017 (imago / IPON)
Franz Müntefering (80), ehemaliger SPD-Parteivorsitzender und Vorsitzender der Bagso (Dachverband der Seniorenorganisationen in Deutschland)
Gerechtigkeitsfragen gibt es immer auch zwischen den Generationen, aber die wichtigen, großen Gerechtigkeitsfragen laufen zwischen reich und arm, zwischen sittenwidrig niedrigen und sittenwidrig hohen Löhnen. Da geht’s um reaktionäre und liberale Positionen, um Menschenfeindlichkeit und Demokratie. Das Problem geht quer zu den Generationen, es gibt vernünftige Junge und vernünftige Alte und die müssen sich unterhaken – dann sind die Probleme zu lösen.