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Women's Colleges

Was haben Barbara Bush, Madeleine Albright, Nancy Reagan, Meryl Streep, Katherine Hepburn und Jackie Onassis gemeinsam? Sie alle haben ein Diplom einer Frauenuniversität. Obwohl Frauen erfolgreich an namhaften Universitäten wie Harvard, Yale und Princeton studieren, gibt es in den USA alternativ 70 Frauen-Colleges. Eines der bekanntesten liegt in New York City.

    Von Markus Maier

    Böse Zungen sprechen von einem Mädchen College. Dabei ist Barnard ein Women's College. Und schon gar keins ohne Männer. Rund die Hälfte der Professorenschaft ist männlich. Und viele Klassen absolvieren die jungen Frauen gemeinsam mit jungen Männern. Denn das College kooperiert mit der berühmten Columbia Universität, die auf der Straßenseite gegenüber liegt.

    Warum also eine Frauenuniversität, wenn Frauen doch emanzipiert und Männer offen aufgewachsen sind?

    Wir bieten jungen Frauen die Alternative zu gemischten Universitäten. Studien belegen, dass das Alter zwischen 18 und 22 eine besondere Zeit für Frauen ist. Bei uns finden sie die Umgebung, sich zu entfalten, ihren Träumen zu folgen, Selbstbewusstsein und Führungseigenschaften zu entwickeln. Wir helfen jungen Frauen, sich zu identifizieren und heraus zu finden, was sie mit ihrem Leben machen wollen.

    Elizabeth Boylan spricht aus eigener Erfahrung. Als junge Frau hat sie selbst ein Women's College besucht. Heute ist sie Dekanin in Barnard, einer begehrten Frauenuniversität an der Ostküste der USA. Auch Suman Saran studiert hier seit zwei Jahren. Ihre Eltern kommen aus Indien. Sie selbst ist in New York City aufgewachsen. Schon ihre Schwester studierte in Barnard. Ein Women's College war für Sie also nichts Neues.

    Um die Wahrheit zu sagen: Am Anfang war es mir gleich, ob ich ein Women's College besuche, auch wenn ich alles schon kannte und keine Vorbehalte hatte. Aber dann war Barnards das beste College, dass mich zuließ. Und seitdem ich hier bin, sehe ich die Vorteile. Die Atmosphäre ist wärmer und für mich als Kind von Einwanderern offener.

    Barnard engagiert sich für soziale Gleichheit und Gerechtigkeit. Gerade bei der Berufsfindung will man den Studentinnen helfen, die immer noch bestehenden Vorurteile zu überwinden. Dabei hilft der gute Ruf der Universitäten. An ihnen dozieren hervorragende Professorinnen. Für die Absolventinnen zahlt sich das aus. Im Vergleich zu herkömmlichen Unis sind sie später nicht nur zufriedener im Beruf, sondern auch erfolgreicher. Die selbe Ausbildung ist halt nicht immer die gleiche. Schon ab dem ersten Studientag können die Frauen auf ein erprobtes Netzwerk zurückgreifen. Darunter 15 First Ladies, die alle ein Women's College besucht haben. Eine davon studierte im Jahrgang unter Elizabeth Boylan.

    Viele Bewerbungen gingen bei Women's Colleges ein, nachdem Hillary Clinton als First Lady mit Bill Clinton ins Weiße Haus einzog. Offensichtlich gab es Teile in der Bevölkerung, denen die Bedeutung eines Women's College bis dahin nicht bewusst war. Seitdem ist das Marketing an der Ostküste sehr viel leichter geworden.

    Trotzdem: Frauenuniversitäten kämpfen noch immer gegen Mythen und Vorurteile an. Dabei sind sie keine elitären Bildungsstätten. Frauen mit verschiedenen gesellschaftlichen Hintergründen und ethnischen Identitäten studieren hier. Sie sind auch keine Klöster, wo junge Frauen vor weltlichen Gefahren bewahrt werden. Unter den Dozenten sind Männer und häufig teilt man sich die Ausbildung mit gemischten Unis aus der Umgebung. Nur im Wohnheim auf dem Campus sind die Studentinnen unter sich. Mit der Folge, dass der Campus sicherer und besser in Takt ist Dennoch: Die meisten Frauen besuchen gemischte Universitäten.

    Aus zwei Gründen: Die meisten besuchen die großen State Universities. Women's Colleges aber sind kleiner. Außerdem sind manche Frauen schon sehr früh karriereorientiert und wählen einschlägige Fächer, weil die Eltern glauben, ihre Kinder bekämen leichter einen Job. Bei uns bekommen sie die die Grundlage für das, was sie im Leben erreichen wollen.

    Deswegen fördert Barnards College seine Studentinnen in jeder Hinsicht. Die Studentinnen organisieren Diskussionen und Workshops und spielen ganz selbstverständlich Fußball oder Baseball. Suman kann an männlichen dominierten Aktivitäten teilnehmen, ohne mit der Kraft junger Männern konkurrieren zu müssen. Das "Unter-sich-Sein" fördert das Networking und den beruflichen Ehrgeiz der Frauen.

    Auf einer Girls-School zu sein, heißt: Der Wettbewerb untereinander ist anders. Unbeschwerter, zugleich aber konzentrierter, weil es halt keine Ablenkung gibt, wie Jungs zum Beispiel, nicht in einem romantischen Sinne, du fühlst dich sicherer, weil zu umgeben bist von, ja, man kann sagen, Schwestern.

    Für Suman ist das ein gesunder Wettbewerb, der ihr jetzt und auch später hilft. Denn Barnard ist kein Girl's College ohne Männer. Sondern ein Women's College ohne Jungs.

    Links zum Thema

    Women's College Coalition 125 Michigan Avenue, NE Washington, DC 20017 E-Mail: msm@trinitydc.edu

    Barnard College 3009 Broadway New York, NY 10027