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Women's March
Demonstrationen gegen US-Präsident Trump

Es geht um #MeToo, um Gleichberechtigung - und um Donald Trump: Zum "Women's March" am Jahrestag der Amtseinführung des US-Präsidenten sind in zahlreichen US-Städten hunderttausende Demonstranten auf die Straßen gegangen. Viele kritisierten Trumps Politik als frauenfeindlich.

21.01.2018
    Teilnehmer des Women's March in Washington
    Teilnehmer des Women's March in Washington (AP Photo / Cliff Owen)
    Die größte Demonstration fand in Los Angeles statt. Dort sollen rund 600.000 Menschen zusammen gekommen sein, in Chicago waren es nach offiziellen Angaben bis zu 300.000 Menschen. Insgesamt waren in rund 250 US-Städten Proteste geplant. Auch in anderen Ländern versammelten sich vor allem Frauen zu Solidaritätskundgebungen.
    Viele Demonstrantinnen trugen pinkfarbene Strickmützen mit Katzenohren - so genannte Pussy Hats in Anspielung auf Trump berühmt gewordene Äußerung, dank seiner Berühmtheit könne er Frauen jederzeit in den Schritt fassen, wenn er das wolle.
    Auf Plakaten waren Parolen wie "Der Platz einer Frau ist im Weißen Haus" oder "Wenn man einen Clown wählt, muss man mit Zirkus rechnen". Rednerinnen wie die Schauspielerin Eva Longoria riefen dazu auf, bei den Kongresswahlen im November gegen Trump zu stimmen. Bereits im vergangenen Jahr hatten einen Tag nach Trumps Amtseinführung in einer der größten Demonstrationen in der US-Geschichte etwa fünf Millionen Menschen gegen den Präsidenten protestiert.
    Trump reagierte mit Sarkasmus auf die Proteste am Jahrestag seiner Amtseinführung: Er forderte die Menschen über Twitter auf, auf die Straße zu gehen und "die historischen Meilensteine und den noch nie dagewesenen wirtschaftlichen Erfolg und die Wertschöpfung zu feiern, die sich in den vergangenen zwölf Monaten ereignet haben". "Schönes Wetter überall in unserem großartigen Land, ein perfekter Tag für alle Frauen, um zu marschieren", ergänzte der Präsident:
    Hoffnung auf Politikwechsel
    Die deutsch-amerikanische Schriftstellerin Irene Dische ist der Ansicht, dass durch Trump eine Politisierung in den USA stattgefunden hat. Unter der Ära Bush seien viele Menschen gleichgültig gewesen, obwohl dieser das Land "in einen Krieg gehetzt" habe, sagte Dische im Dlf [Audio] . Inzwischen sei ein großer Anteil der Bevölkerung zur Räson gekommen. Die Menschen sprächen wieder über Politik und dächten nach.
    Die US-amerikanische Schriftstellerin Irene Dische, aufgenommen auf der Frankfurter Buchmesse 2007
    Die deutsch-amerikanische Schriftstellerin Irene Dische (picture alliance / dpa / Arno Burgi)
    Trump ist in Disches Augen nicht das eigentliche Problem. Die Politik werde nicht von ihm gemacht, sondern von den Republikanern. Auf sie habe der Präsident inzwischen einen negativen Einfluss, da viele Menschen den Republikanern Trump übel nähmen. Dische äußerte die Hoffnung, dass die Demokraten bei den anstehenden Kongresswahlen deutlich gewinnen werden.
    Der Politikwissenschaftler Claus Leggewie, ehemaliger Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen, beobachtet die Situation in den USA mit Sorge. Den größten Schaden habe Trump außenpolitisch angerichtet, sagte Leggewie im Dlf. Sein Motto "America first" habe zu Isolationismus und zum Rückzug aus Friedenskooperationen wie der UNO geführt. Trumps Regierungshandeln sei in Wahrheit gar keines, oder - wie Leggewie am Beispiel der Steuerreform ausführt - ein großer Bluff.
    Unter Trump habe sich auch die politische Kultur in den USA spürbar verändert, so Leggewie. Er spricht von einem "völkisch-autoritär unterfütterten Nationalismus", der sich deutlich vom Neo-Konservatismus zur Zeit Ronald Reagans absetze.
    (rm/tj)