Jamaika
Worauf es bei der Nothilfe nach Hurrikan Melissa ankommt

In Jamaika ist nach dem Durchzug des Hurrikans Melissa die internationale Katastrophenhilfe angelaufen. Der Landesdirektor des Welternährungsprogramms WFP, Bogart, spricht von einer "apokalyptischen Lage" insbesondere im Süden der Insel.

    Ein Mann radelt durch eine überflutete Straße, im Hintergrund zerstörte Häuser und blauer Himmel mit weißen Wolken
    Wie hier in Black River sind in Jamaika massive Schäden durch den Hurrikan Melissa zu sehen (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Matias Delacroix)
    In der Küstenstadt Black River sähen manche Gegenden aus, als wäre eine Bombe explodiert, erklärte Bogart. Zu den unmittelbaren Prioritäten gehörten die Wiederherstellung der Straßenverbindungen zu isolierten Gemeinden und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln. Jamaika sei zwar vorbereitet gewesen, benötige aber trotzdem viel Unterstützung.

    WHO und Rotes Kreuz schicken Hilfsgüter ins Katastrophengebiet

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entsendet medizinische Notfallteams, bietet psychologische Hilfe an und verstärkt die epidemiologische Überwachung auf Jamaika. Darüber hinaus hat die Organisation 2,6 Tonnen medizinischer Hilfsgüter nach Kuba geschickt und hält 5,5 Tonnen für den Versand nach Jamaika bereit.
    Indessen startete die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) einen Aufruf zur Nothilfe in Höhe von 20 Millionen Euro, um 180.000 Menschen in Jamaika zu helfen, sowie einen weiteren über 16 Millionen Euro, um 100.000 Menschen in Kuba zu unterstützen. In Jamaika mobilisierte die IFRC 400 Freiwillige und verteilte Gegenstände wie Decken, Hygienekits und Plastikplanen.

    Forscherin: Nothilfe auf Inseln komplizierter, lokale Organisationen entscheidend

    Wenn Inseln zu Katastrophengebieten werden, seien Nothilfe- und Wiederaufbauprogramme logistisch schwieriger zu bewerkstelligen als auf dem Festland, schreibt die Stadtplanungs-Professorin Ivis García von der A&M-Universität in Texas in einem Online-Beitrag. Sie hatte die Auswirkungen des Hurrikans María auf das US-Überseegebiet Puerto Rico wissenschaftlich begleitet.
    García erklärte, auf Jamaika komme lokalen Organisationen wie Kirchen und zivilgesellschaftlichen Gruppen gerade eine übergeordnete Rolle zu. Sie seien für die erste Phase der Nothilfe, aber auch den Wiederaufbau, unverzichtbar. Dabei seien auch Spenden der jamaikanischen Diaspora eine dringend benötigte Finanzquelle.
    Zugleich seien massive internationale Zuwendungen nötig, um die Infrastruktur nicht nur wiederaufzubauen, sondern auch für künftige Gefahren zu ertüchtigen. Durch den Klimawandel müsse man mit stärkeren Stürmen in der Karibik rechnen - und zum Beispiel Strom- und Wasserversorgung an diese Gegebenheiten anpassen, so García.

    Zahl der Todesopfer durch Frühwarnsysteme gering

    Nach dem Durchzug eines der stärksten Hurrikans seit Menschengedenken sind auch in Haiti, Trinidad und Tobago sowie auf den Bermuda-Inseln Hilfsaktionen im Gange. Necephor Mghendi, der Rotkreuz-Leiter für die Karibik, betonte, dass Frühwarnsysteme dazu beigetragen hätten, die Zahl der Opfer gering zu halten. Nach Angaben der lokalen Behörden sind in Jamaika mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen, in Haiti gab es 30 Tote. 20 weitere Personen werden vermisst.
    Diese Nachricht wurde am 01.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.