Samstag, 18. Mai 2024

Schwarzmeer-Getreideabkommen ausgelaufen
World Food Programme befürchtet globale Ernährungskrise

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) befürchtet nach dem Auslaufen des Getreideabkommens zwischen der Ukraine und Russland eine globale Ernährungskrise. Die ukrainische Regierung fordert ein schnelles Handeln.

18.07.2023
    Frisch geernteter Weizen wird in der Nähe von Shuriwka in der Ukraine in einen Getreidespeicher geladen.
    Vor allem für Afrika ist das ukrainische Getreide sehr wichtig. (imago-images / NurPhoto / Maxym Marusenko)
    Der Leiter des Berliner WFP-Büros, Frick, sagte im Deutschlandfunk, immer mehr Menschen seien von Hunger bedroht. Es gebe eigentlich genügend Lebensmittel weltweit, die Preise seien jedoch für viele zu hoch. Der Vertreter der UNO-Organisation wies daraufhin, dass 345 Millionen Menschen von extremer Ernährungsunsicherheit betroffen seien.
    Frick kann die Argumentation Russlands nicht nachvollziehen. Der WFP-Büroleiter erklärte, dass die Exporte von russischen Düngemittel fast wieder Vorkriegsniveau erreicht hätten. Er halte Moskaus Bedingungen deshalb für vorgeschoben. „Es dränge sich der Verdacht auf, dass Russland Hunger als Waffe einsetze“, sagte Frick.
    Zuvor hatte der EU-Außenbeauftragte Borrell erklärt, dass Russland mit seiner Entscheidung die Lebensmittelkrise, die es durch seinen Angriffskrieg verursacht habe, verschärfe. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Thomas-Greenfield, sprach von einem Akt der Grausamkeit.

    Moskau pocht auf Bedingungen

    Das von der UNO und der Türkei vermittelte Abkommen mit Russland zur Verschiffung ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ist gestern offiziell ausgelaufen. Moskau will es erst wieder aufnehmen, wenn Exportbeschränkungen für russische Lebensmittel und Dünger aufgehoben werden.
    Dank der Vereinbarung hatte die Ukraine seit vergangenem Sommer Getreide auf dem Seeweg exportieren können. Mehr als 1.000 Schiffe brachten fast 33 Millionen Tonnen ins Ausland. - Kurz nach dem Ende des Abkommens gab es nach ukrainischen Angaben in der Nacht einen russischen Luftangriff auf die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer.
    Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte, die Exporte auch ohne russische Zustimmung in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und der Türkei fortzusetzen.
    Daten zum Export von Weizen finden Sie hier.
    Diese Nachricht wurde am 18.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.