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Wozu Entfernungsunterschiede gut sein können
Das Sommerdreieck

Um Mitternacht findet man jetzt hoch am Südhimmel eine auffallende geometrische Figur: Drei helle Sterne bilden ein großflächiges Dreieck, dessen schmale Spitze zum Südhorizont zeigt.

Von Hermann-Michael Hahn | 30.07.2016
    Das Sommerdreieck aus Wega, Atair und Deneb steht um Mitternacht hoch am Südhimmel
    Das Sommerdreieck aus Wega, Atair und Deneb steht um Mitternacht hoch am Südhimmel (Stellarium)
    Dieser untere Eckpunkt ist zwar nicht der hellste der drei Sterne, wohl aber der nächste: Es ist Atair, der Hauptstern im Adler, der rund 17 Lichtjahre entfernt ist. Wir sehen heute also das Licht, das er etwa zur Jahrtausendwende ausgesandt hat.
    Der hellste Stern des Dreiecks markiert die rechte obere Ecke. Es ist die Wega, der Hauptstern im Sternbild Leier. Wega hat die Nord-Süd-Linie um Mitternacht bereits überschritten. Ihr Licht war rund 25 Jahre unterwegs zu uns, stammt also aus dem Sommer 1991.
    Deutlich schwächer erscheint Deneb, der Hauptstern im Schwan, der den linken oberen Eckpunkt anzeigt. Doch der Eindruck täuscht, denn in Wirklichkeit strahlt Deneb viel heller als Atair und auch heller als Wega.
    Der mitternächtliche Südhimmel mit den Sternbildgrenzen und dem markierten Sommerdreieck
    Der mitternächtliche Südhimmel mit den Sternbildgrenzen und dem markierten Sommerdreieck (Stellarium)
    Aber Deneb ist auch viel weiter von uns entfernt als die beiden anderen Sterne - nach korrigierten Auswertungen der fünfundzwanzig Jahre alten Hipparcos-Messungen rund 1500 Lichtjahre. Stünden alle drei Sterne gleich weit von uns entfernt, dann sähe das so genannte Sommerdreieck ganz anders aus:
    Deneb wäre der hellste Eckpunkt und könnte zum Beispiel so hell wie die Venus erscheinen. Wega wäre dann tausendmal dunkler und nur noch ein Stern der 3. Größenklasse, während Atair am Großstadthimmel mit bloßem Auge kaum mehr zu erkennen wäre.
    Und so käme wohl niemand auf die Idee, diese Sterne zu einem Dreieck zu gruppieren.