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Wozu noch Theologie?

Die Hochschulen müssen sparen, auch in Berlin. Da fürchtet so manches Institut um seine Zukunft. Auch an den Theologie-Leerstühlen sorgt man sich. So soll die große Fakultät an der Humboldt-Universität in Berlin rund ein Drittel ihrer Professuren verlieren. An der Freien Universität Berlin lehrt gar nur noch ein einziger Professor. Dort tritt man die Flucht nach vorne an und richtete den neuen modernen Bachelorstudiengang "Evangelische Theologie und nichtchristliche Religionen" ein.

    Das bundesweit einmalige Studienangebot der FU, das im Sommer beginnt, soll auf zwei Beinen stehen, erklärt Institutsleiter Michael Weinrich: "Das eine ist ein theologisches Fach, die Evangelische Theologie. Hier wird die Glaubenstradition gleichsam von innen reflektiert. Das andere Standbein ist, möglichst viele Religionen wenigstens von außen soweit kennen zu lernen, dass man mit diesen Religionen später auch dialogfähig ist." Fit für die multikulturelle Gesellschaft - um die Studierenden dahin zu bringen, sucht das Institut auch die Kooperation mit Nachbarfächern wie Judaistik, Islamwissenschaften oder Sinologie. Zu den ersten Studentinnen des Fachs zählt Verena Schmidt. Sie hat sich dafür entschieden, "weil ich es schön fand, die Theologie auch durch den Vergleich mit anderen Religionen ein Stück zu relativieren." Der Stundenplan wird die nächsten Jahre aber ganz schön voll. 50 Prozent Theologie und 20 Prozent Religionswissenschaften schreibt die Studienordnung vor, außerdem soll jeder Studierende drei nichtchristliche Religionen unter die Lupe nehmen. Aber mehr noch, als Detailwissen über verschiedene Redaktionen will Michael Weinrich vermitteln, Bezüge zwischen ihnen herzustellen: "Die Dialogkompetenz soll ja den Dialog nicht ersetzen. Man muss also in diesen Religionen nicht so kompetent sein, dass man sie in jeder feinen Verästelung darstellen kann. Aber man muss wissen, worauf man achten muss, wo Sensibilitäten liegen, wo die eigentlichen Grundentscheidungen liegen. Insofern ist es vertretbar, sich in den anderen Religionen tatsächlich mit Grundkenntnissen zufrieden zu geben."