Die Sylt-Urlauber Carsten Busse und Sandra Meyer haben zum Probieren eine Rotalge aus dem Wassertank gezogen. Sie nehmen teil an einer Führung durch die von Klaus Lüning geleitete Algen-Farm. Der Biologe ist optimistisch, dass Algen auf dem Speiseplan der Deutschen eine Chance haben:
Es gibt ja schon ein positives Experiment, Sushi wird ja schon gegessen das ist von der Rotalge Porfira umhüllter Reis und dieses Algenessen, das ist also eine reine Gewohnheit. Insgesamt sind diese Algen ein ganz normales Meeresgemüse, unterscheidet sich nicht von Broccoli oder irgendeinem anderen Gemüse mit allen Vorteilen, die eben Gemüse essen hat. Also, man bekommt Mineralstoffe, Vitamine, und man bekommt eben Ballaststoffe.
In der Wattenmeerstation der Stiftung des Alfred-Wegener-Instituts erforschen und züchten er seine Mitarbeiter die Algen. Aus der nur wenige Meter entfernten Nordsee pumpen sie Wasser in 2.000-Liter-Tanks und bestrahlen die Algen mit künstlichem Licht, damit sie schneller wachsen als im Meer. Großer ökologischer Vorteil der Algenzucht ist, dass sie im Gegensatz zum Anbau von Gemüse in der Landwirtschaft kein Süßwasser verbraucht. Auch als Tierfutter sind die Algen geeignet.
Heutzutage wird ja ein Viertel des gesamten Weltverbrauchs an Fischen, Krebsen, Mollusken also Weichtieren aus Aquakulturen gewonnen. Das Futter kommt aus zermahlenem Wildfisch und wenn man in dieses Futter - sagen wir mal - zehn Prozent getrocknete Meeresalgen hineinmischt und die Fische wachsen genauso gut dann hat man gewonnen. Und genau das haben wir jetzt rausgefunden in einem EU-Projekt SEAPURA, das jetzt gerade abgeschlossen wurde.
Mit Algen lässt sich aber bisher in Deutschland noch nicht viel verdienen. Deshalb hat Klaus Lüning seine Zucht erweitert: Neben Pflanzen züchtet er jetzt auch Tiere: die Meeresschnecken Abalone. Die gelten im asiatischen Raum schon lange als Delikatesse und erzielen Verkaufspreise von bis zu vierzig Euro pro Kilogramm. Genau wie Fische werden sie im Meer gefangen und auch in Farmen gezüchtet. Die große Nachfrage und die hohen Profite gefährden den natürlichen Bestand. Gezüchtet wird die auch Meerohr genannte Schnecke jetzt schon in Australien und Afrika.
Abalone schmeckt so ein bisschen wie Steak würde ich sagen. Der Koch schneidet mit einem raschen Schnitt die Schale ab, und die geht dann in die Andenkenindustrie, das sind diese Schalen mit den vielen Löchern in einer Reihe, und dann wird das Muskelfleisch, so - sagen wir mal - zwanzig Sekunden in Butter gedünstet und dann ist es auch schon fertig.
Algen und Abalone lassen sich optimal zusammen züchten, denn die Abalone frisst am liebsten die Rotalge, und die Rotalge das von der Abalone ausgeschiedene Ammonium und Phosphat. Dadurch reinigt die Alge auch gleichzeitig das Wasser.
Damit haben wir eine Art integrierte Aquakultur oder eine Polykultur, wir haben zwei Monokulturen zusammengefügt zu einer Polykultur und wenn man es genau ausrechnet, wie viel brauche ich von jedem Partner, dann habe ich eine integrierte Aquakultur.
Noch steckt die Abalone-Züchtung in Deutschland in den Kinderschuhen. Die Meeresschnecke ist zwar pflegeleicht, braucht aber vier Jahre, um ihre Marktreife zu erreichen. Die ersten ausgewachsenen Tiere in der Algenfarm werden jetzt noch nicht verkauft, sondern zum Weiterzüchten verwendet. Der richtige Verkauf kann wohl erst in zwei Jahren beginnen. Dann will Klaus Lüning eine profitable Firma gründen. Bis dahin soll die Produktion von Algen und Abalone gesteigert werden. Am Südende von Sylt in Hörnum wird der Biologe ab Herbst ein Klärwerk umbauen.
Da wird also ein ganzes Klärbecken vierzig mal vier Meter mit lebensmittelechter Folie ausgekleidet dann kommt ein Gewächshaus drüber und dann werden wir auch eine solche Algen-Abalone-Farm bauen.
Mit Algen beliefert Klaus Lüning schon jetzt einige Sylter Restaurants: Die Rotalge wird frisch im Salat serviert und die Braunalge als gekochtes Gemüse. Die Besucher der Algenfarm sind jetzt gespannt auf die Meeresschnecke Abalone.
Also, ich würde die Abalone auf jeden Fall mal probieren wollen, die sieht nicht abstoßend aus, wie eine Mischung zwischen Schnecke und Muschel, die ja auch gerne gegessen werden, zumal das ja anscheinend eine gängige Delikatesse ist. So lange ich das nicht roh essen muss, sondern das Ganze so lecker mit Knoblauch angemacht ist, kann ich mir das sehr gut vorstellen.