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Wunderkind gegen Schachgenie

Am 7. November beginnt im indischen Chennai die Schach-WM. Der junge Norweger Magnus Carlsen fordert den routinierten Weltmeister und Lokalmatador Viswanathan Anand heraus.

Von Arnulf Boettcher |
    Der Titelverteidiger trifft auf den Weltranglisten-Ersten, Erfahrung auf Jugend, Weltoffenheit auf Glamour: Das Match um die WM-Krone zwischen dem Inder Viswanathan Anand und Magnus Carlsen wird ein "großes Event", kündigte der favorisierte Herausforderer aus Norwegen an.

    Der 22-Jährige Carlsen gilt als Jahrhunderttalent. Ihn zeichnen vor allem ein ausgeprägter Kampfgeist und eine beeindruckende Kondition aus. Bereits im Alter von 13 Jahren schlug er den früheren Weltmeister Anatoli Karpow, 2010 wurde er jüngster Ranglisten-Erster der Geschichte. Im gleichen Jahr erhielt er einen Vertrag als Model für eine niederländische Bekleidungsfirma. Mittlerweile zählt ihn das "Time Magazine" zu den hundert einflussreichsten Persönlichkeiten weltweit. Carlsen lebt in der Nähe von Oslo und spielt in seiner Freizeit gerne Fußball.

    Für den WM-Kampf qualifizierte sich Carlsen beim Kandidatenturnier mit acht Großmeistern im März dieses Jahres in London. Am Ende setzte er sich gegen Ex-Champion Wladimir Kramnik durch. Der Ausnahmespieler war dabei Besuchermagnet und stand im Fokus der Medien.

    "Tiger von Madras"

    Der Inder Anand setzt auf den Heimvorteil. Der 43-Jährige stammt aus Chennai, dem früheren Madras und wird deswegen "Tiger von Madras" genannt. Bereits als Sechsjähriger erlernte er das Schachspiel von seiner Mutter. Seit 2007 ist er Weltmeister. In der Szene gilt er als reife Spielerpersönlichkeit, seine Spezialität ist Schnellschach.

    In seiner Heimat fördert der indische "Volksheld" Schachschulen und unterstützt Sozialprojekte. Anand gibt sich aber auch weltoffen, fließend spricht er spanisch und deutsch. Im hessischen Taunus besitzt er eine Wohnung. Anand ist verheiratet und hat einen Sohn. Derzeit steht er auf Rang acht der Weltrangliste.

    Bisher standen sich die Kontrahenten 29 Mal gegenüber. 20 Partien endeten mit einem Remis. Carlsen konnte drei Partien gewinnen, während Anand sechs Mal triumphierte.