Die Veranstaltung ist erstaunlich gut besucht. Einhundertfünfzig Besucher sind in Istanbul bei einem Lyrikabend sonst nicht anzutreffen. Das momentan durch die Türkei tourende Leseprogramm von fünf kurdischen Dichterinnen aus vier benachbarten Ländern der Region ist eine kleine Sensation in der Türkei, denn erst seit sechs Jahren ist die Publikation kurdischer Literatur hier erlaubt.
"Ich habe den Spiegel des Schicksals zerbrochen,
der uns schon viel zu lange das Bild eine Mädchens mit gesenktem Kopf zeigt.
Schon lange sieht dieser Spiegel mein Gesicht nicht mehr und ich muss seins nicht mehr anschauen."
Wie die im Norden des Irak lebende Lyrikerin Kejal Ahmed thematisieren alle fünf Dichterinnen das Schicksal von Frauen in der kurdischen Gesellschaft. Der gesenkte Kopf des Mädchens in dem Gedicht dient allerdings gleichzeitig als Metapher für die in der Region unterdrückte kurdische Kultur.
Die neue kurdische Frauen-Lyrik formuliert in sehr unterschiedlichen Bildern und Formen den Wunsch nach Aufbruch. Frauenemanzipation und die Befreiung der kurdischen Sprache sind die Leitgedanken.
Das Lyrik-Programm trägt den Titel Şahmaran. Şahmaran ist eine Figur aus der orientalischen Märchenwelt. Eine Schlange mit einem Frauenkopf, die Zauberkräfte hat. In der kurdischen Kultur symbolisiert die Gestalt die Kraft und Weisheit der Frauen.
Die aus der Türkei stammende kurdische Dichterin Fatma Savci sieht das Lyrik-Programm als kleine, intellektuelle Revolution.
"Es ist vielleicht nur ein kleines Kultur-Programm, aber für uns ist es ein Riesenerfolg. Wir haben die Grenzen überwunden, die uns politisch gesetzt sind. Wir leben alle als Minderheit in unterschiedlichen Ländern. Mit unseren Stimmen bilden wir symbolisch die weibliche Landkarte Kurdistans. "
Die Verarmung der Sprache und Literatur ist ein großes Problem für die Kurden der Region. Nur im Norden des Irak gibt es seit über einem Jahrzehnt eine politisch autonome Region. Kurdisch ist neben Arabisch Amtssprache und wird an den Schulen und Universitäten gelehrt. Davon können die Kurden in Syrien und im Iran nur träumen. In beiden Ländern ist die Sprache verboten. Die aus Syrien stammende Kurdin Jana Seyda lebt deswegen seit Jahren im Istanbuler Exil.
"Diese Stadt ist kalt Mutter, wie eine Leiche im Herbst.
Meine Füße sind kalt.
Ich kann Dir nicht mehr entgegengehen."
Jana Seydas Gedichte durchzieht Sehnsucht und Heimweh. Doch in Syrien könnte sie in ihrer Muttersprache nicht publizieren.
"In Syrien ist Kurdisch verboten. Für mich ist das ein Verbot meiner Identität. Wenn ich nicht schreiben kann verbietet man mir zu atmen. In der Türkei ist die Kurdenpolitik besser geworden, ich wünsche mir aber noch mehr Liberalisierung."
Seit 2002 darf Literatur in der Türkei auf Kurdisch publiziert werden. Doch es gibt nur wenige junge Kurden, die in ihrer Muttersprache alphabetisiert sind, denn an den Schulen wird es nicht gelehrt.
Die gehemmte Entwicklung der Sprache ist in der Region für alle Kurden der schmerzlichste kulturelle Verlust. Neu ist allerdings der gemeinsame Versuch das mit den Mitteln der Literatur zu verändern. Und neu ist auch, dass die Frauen ihre Stimmen erheben, wie die im Nordirak lebende Kurdin Kejal Ahmed unterstreicht.
"In unserer Kultur wurde Frauenliteratur lange ignoriert. Wir treten also gegen zweierlei an: die Unterdrückung der Frauen und unserer Kultur. Wir wollen zeigen, wie viel die Frauen unserer Kultur literarisch zu bieten haben und das wir uns nicht mehr verdrängen lassen."
"Ich habe den Spiegel des Schicksals zerbrochen,
der uns schon viel zu lange das Bild eine Mädchens mit gesenktem Kopf zeigt.
Schon lange sieht dieser Spiegel mein Gesicht nicht mehr und ich muss seins nicht mehr anschauen."
Wie die im Norden des Irak lebende Lyrikerin Kejal Ahmed thematisieren alle fünf Dichterinnen das Schicksal von Frauen in der kurdischen Gesellschaft. Der gesenkte Kopf des Mädchens in dem Gedicht dient allerdings gleichzeitig als Metapher für die in der Region unterdrückte kurdische Kultur.
Die neue kurdische Frauen-Lyrik formuliert in sehr unterschiedlichen Bildern und Formen den Wunsch nach Aufbruch. Frauenemanzipation und die Befreiung der kurdischen Sprache sind die Leitgedanken.
Das Lyrik-Programm trägt den Titel Şahmaran. Şahmaran ist eine Figur aus der orientalischen Märchenwelt. Eine Schlange mit einem Frauenkopf, die Zauberkräfte hat. In der kurdischen Kultur symbolisiert die Gestalt die Kraft und Weisheit der Frauen.
Die aus der Türkei stammende kurdische Dichterin Fatma Savci sieht das Lyrik-Programm als kleine, intellektuelle Revolution.
"Es ist vielleicht nur ein kleines Kultur-Programm, aber für uns ist es ein Riesenerfolg. Wir haben die Grenzen überwunden, die uns politisch gesetzt sind. Wir leben alle als Minderheit in unterschiedlichen Ländern. Mit unseren Stimmen bilden wir symbolisch die weibliche Landkarte Kurdistans. "
Die Verarmung der Sprache und Literatur ist ein großes Problem für die Kurden der Region. Nur im Norden des Irak gibt es seit über einem Jahrzehnt eine politisch autonome Region. Kurdisch ist neben Arabisch Amtssprache und wird an den Schulen und Universitäten gelehrt. Davon können die Kurden in Syrien und im Iran nur träumen. In beiden Ländern ist die Sprache verboten. Die aus Syrien stammende Kurdin Jana Seyda lebt deswegen seit Jahren im Istanbuler Exil.
"Diese Stadt ist kalt Mutter, wie eine Leiche im Herbst.
Meine Füße sind kalt.
Ich kann Dir nicht mehr entgegengehen."
Jana Seydas Gedichte durchzieht Sehnsucht und Heimweh. Doch in Syrien könnte sie in ihrer Muttersprache nicht publizieren.
"In Syrien ist Kurdisch verboten. Für mich ist das ein Verbot meiner Identität. Wenn ich nicht schreiben kann verbietet man mir zu atmen. In der Türkei ist die Kurdenpolitik besser geworden, ich wünsche mir aber noch mehr Liberalisierung."
Seit 2002 darf Literatur in der Türkei auf Kurdisch publiziert werden. Doch es gibt nur wenige junge Kurden, die in ihrer Muttersprache alphabetisiert sind, denn an den Schulen wird es nicht gelehrt.
Die gehemmte Entwicklung der Sprache ist in der Region für alle Kurden der schmerzlichste kulturelle Verlust. Neu ist allerdings der gemeinsame Versuch das mit den Mitteln der Literatur zu verändern. Und neu ist auch, dass die Frauen ihre Stimmen erheben, wie die im Nordirak lebende Kurdin Kejal Ahmed unterstreicht.
"In unserer Kultur wurde Frauenliteratur lange ignoriert. Wir treten also gegen zweierlei an: die Unterdrückung der Frauen und unserer Kultur. Wir wollen zeigen, wie viel die Frauen unserer Kultur literarisch zu bieten haben und das wir uns nicht mehr verdrängen lassen."