Sie heißen Tom und Gerry. Wie ihre Vettern aus dem Zeichentrickfilm kämpfen sie fortwährend gegeneinander. Und doch sind sie ein gerade dadurch über die Jahre harmonisch und liebevoll zusammengewachsenes Paar. Sie stammen aus der Arbeiterklasse, haben studiert.
Entlang der vier Jahreszeiten folgt "Another Year" ihrem ganz alltäglichen Leben. Zur Arbeit, den Gesprächen über die Kinder, zum Alltag in der Küche und vor dem Fernseher kommen Grillparties, die Arbeit im Schrebergarten und allerlei andere alltägliche Vergnügungen. Gespiegelt wird dieses ganz normale kleine, sich nach nichts anderem sehnende glückliche Leben durch ihre Freunde Mary und Ken. Mary und Ken trinken beide zu viel, träumen zu viel, bekommen weniger Geld von der Sozialversicherung und sind unglücklich, aber nur insgeheim, ohne sich selbst und ihren Freunden das einzugestehen.
Dafür ist sich aber der Film immer ganz, ganz sicher, wo er steht - das macht es dem Zuschauer leicht, zugleich wird dadurch alles ein wenig langweilig.
Denn vor allem das Porträt dieser zwei verlorenen Seelen ist arg plakativ in seiner Gegenüberstellung gegen Tom und Jerry.
Oberflächlich betrachtet, ist Mike Leigh der spirituelle Bruder von Ken Loach: Beide Regisseure sind Briten, beide sind international überaus anerkannt, und beide mit Preisen hochdekoriert: Mike Leigh sogar noch ein bisschen mehr, weil er nicht nur die Goldene Palme von Cannes gewonnen hat - 1996 für "Secrets & Lies" -, sondern auch noch den Goldenen Löwen von Venedig 2004 für das Abtreibungsdrama "Vera Drake". Beide sind auch sehr genaue Beobachter und gelten als Milieuzeichner, als Porträtisten der kleinen Leute mit den guten Seelen, der Proletarier und Kleinbürger.
Wer etwas genauer hinsieht, der bemerkt allerdings vor allem den Unterschied zwischen beiden: Während ein Loach ein ebenso politisch kämpferischer, wie sehr humorvoller und letztendlich optimistischer Charakter ist, ist Leigh das Gegenteil: Ein Moralist und sehr, sehr pessimistisch.
Diesen Ruf bestätigt er auch in seinem neuen Film "Another Year": Der Film besticht durch die Genauigkeit und Meisterschaft, mit der er bezogen auf die ältere Generation die Lage der arbeitenden Klassen in England betrachtet. Da erinnert er fast an einen Dokumentarfilm.
Ansonsten erzählt er - ja von was überhaupt? Davon, wie ein Jahr im Leben von vier Menschen vergeht, wie der Alltag verstreicht, vielleicht, wie man das Älterwerden lernt. Davon, dass manche Glück haben und andere Pech, dass manche in ihrem Leben zufrieden sind, und andere überhaupt nicht.
"Essen, Trinken, fröhlich sein."
"Keine Ahnung"
"Das Leben ist nicht immer nett zu einem."
Das Leben ist nicht immer nett zu einem. Soso, jaja. Wer würde da schon widersprechen? Aber was folgt daraus? Dass der eine Pech hat und der andere Glück? Dass man sich damit abzufinden hat, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie sollen?
In einer Zeit, in der alte Männer in Frankreich, wie Stéphane Hessel zur Empörung aufrufen, in der Philosophen und Künstler allerorten den gar nicht so diskreten Charme des Widerstands neu entdecken, da feiert der alte Klassenkämpfer Mike Leigh plötzlich quietistische Bescheidenheit.
Und dabei suhlt sich "Another Year" zugleich zu sehr in seinem eigenen guten Gewissen und im Elend, das er zeigt. Wunschloses Unglück - ein bisschen ist das der Zustand, den Mike Leigh hier beschreibt, und der nicht nur für die Gescheiterten, sondern auch für das vermeintlich vorbildhafte Musterpärchen Tom und Gerri gilt.
So ist "Another Year" ein Film mit pessimistischer Grundaussage: Denn Herzenswärme allein garantiert gar nichts, auch das zeigt Mike Leigh. Und es ist ein Plädoyer für Fatalismus. Denn machen kann man gegen all das Unglück ja offenbar auch nichts.
Entlang der vier Jahreszeiten folgt "Another Year" ihrem ganz alltäglichen Leben. Zur Arbeit, den Gesprächen über die Kinder, zum Alltag in der Küche und vor dem Fernseher kommen Grillparties, die Arbeit im Schrebergarten und allerlei andere alltägliche Vergnügungen. Gespiegelt wird dieses ganz normale kleine, sich nach nichts anderem sehnende glückliche Leben durch ihre Freunde Mary und Ken. Mary und Ken trinken beide zu viel, träumen zu viel, bekommen weniger Geld von der Sozialversicherung und sind unglücklich, aber nur insgeheim, ohne sich selbst und ihren Freunden das einzugestehen.
Dafür ist sich aber der Film immer ganz, ganz sicher, wo er steht - das macht es dem Zuschauer leicht, zugleich wird dadurch alles ein wenig langweilig.
Denn vor allem das Porträt dieser zwei verlorenen Seelen ist arg plakativ in seiner Gegenüberstellung gegen Tom und Jerry.
Oberflächlich betrachtet, ist Mike Leigh der spirituelle Bruder von Ken Loach: Beide Regisseure sind Briten, beide sind international überaus anerkannt, und beide mit Preisen hochdekoriert: Mike Leigh sogar noch ein bisschen mehr, weil er nicht nur die Goldene Palme von Cannes gewonnen hat - 1996 für "Secrets & Lies" -, sondern auch noch den Goldenen Löwen von Venedig 2004 für das Abtreibungsdrama "Vera Drake". Beide sind auch sehr genaue Beobachter und gelten als Milieuzeichner, als Porträtisten der kleinen Leute mit den guten Seelen, der Proletarier und Kleinbürger.
Wer etwas genauer hinsieht, der bemerkt allerdings vor allem den Unterschied zwischen beiden: Während ein Loach ein ebenso politisch kämpferischer, wie sehr humorvoller und letztendlich optimistischer Charakter ist, ist Leigh das Gegenteil: Ein Moralist und sehr, sehr pessimistisch.
Diesen Ruf bestätigt er auch in seinem neuen Film "Another Year": Der Film besticht durch die Genauigkeit und Meisterschaft, mit der er bezogen auf die ältere Generation die Lage der arbeitenden Klassen in England betrachtet. Da erinnert er fast an einen Dokumentarfilm.
Ansonsten erzählt er - ja von was überhaupt? Davon, wie ein Jahr im Leben von vier Menschen vergeht, wie der Alltag verstreicht, vielleicht, wie man das Älterwerden lernt. Davon, dass manche Glück haben und andere Pech, dass manche in ihrem Leben zufrieden sind, und andere überhaupt nicht.
"Essen, Trinken, fröhlich sein."
"Keine Ahnung"
"Das Leben ist nicht immer nett zu einem."
Das Leben ist nicht immer nett zu einem. Soso, jaja. Wer würde da schon widersprechen? Aber was folgt daraus? Dass der eine Pech hat und der andere Glück? Dass man sich damit abzufinden hat, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie sollen?
In einer Zeit, in der alte Männer in Frankreich, wie Stéphane Hessel zur Empörung aufrufen, in der Philosophen und Künstler allerorten den gar nicht so diskreten Charme des Widerstands neu entdecken, da feiert der alte Klassenkämpfer Mike Leigh plötzlich quietistische Bescheidenheit.
Und dabei suhlt sich "Another Year" zugleich zu sehr in seinem eigenen guten Gewissen und im Elend, das er zeigt. Wunschloses Unglück - ein bisschen ist das der Zustand, den Mike Leigh hier beschreibt, und der nicht nur für die Gescheiterten, sondern auch für das vermeintlich vorbildhafte Musterpärchen Tom und Gerri gilt.
So ist "Another Year" ein Film mit pessimistischer Grundaussage: Denn Herzenswärme allein garantiert gar nichts, auch das zeigt Mike Leigh. Und es ist ein Plädoyer für Fatalismus. Denn machen kann man gegen all das Unglück ja offenbar auch nichts.