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Wunschname Adolf, sprechende Bären und ein Schwein im Gazastreifen

In diesem Sommer flimmern einige Komödien über die Leinwand: Von religiösen Zwickmühlen über außergewöhnlichen Namensvorlieben bis hin zu unberührbaren Tabus sind so einige brisante Themen filmisch humorvoll umgesetzt worden. Lachen ist garantiert.

Von Josef Schnelle |
    Was ist eigentlich wirklich lustig? Eine zerstrittene Familie, keine Frage, aber auch ein sprechender Bär, der sich benimmt, als habe er sämtliche Bände von Casanovas Memoiren gelesen und natürlich ein Schwein, das plötzlich im muslimischen Gazastreifen auftaucht. Als verbotenes und unreines, aber wertvolles Tier. In jedem Fall wird alles durcheinandergewirbelt. Das ist Komödie und die große Zeit der Kinokomödien bricht gerade jetzt an, wenn die Zuschauer im Urlaub sind, oder jedenfalls kaum noch ins Kino gehen, außer in amerikanische Blockbuster, oder eben in Kinokomödien. Besonders die Komödien aus unserem Nachbarland Frankreich haben gerade Konjunktur. Plötzlich scheinen auch Pointen reisen zu können, zumindest französische nach Deutschland. In Matthieu Delaportes und Alexandre de la Patellières schon erfolgreichem Bühnenstück "Der Vorname" hängt alles an einem einzigen Gag. Das gutbürgerliche Ehepaar Pierre und Elisabeth verrät den Freunden beim launigen Abendessen den Vornamen, den ihr erwarteter Sohn bekommen wird: Adolf. Der Sturm der Empörung könnte kaum größer sein:

    Du bist doch nicht ganz dicht. Du dumme Nuss."
    "Ich lass' mir doch nichts vorschreiben von einem, der seine Kinder Apollo und Melantine nennt."
    "Stoopp."


    Die bürgerliche Wohlanständigkeit löst sich bald auf und ein bissiges Feuerwerk von Ironie und Bosheit ergießt sich über die Zuschauer - schnell und voller Pfeffer. Die beiden Autoren verstehen es auch, die filmischen Mittel - Handkamera, Nahaufnahme und überlange Einstellung - perfekt einzusetzen. Ein großes Vergnügen, nach dem der Streit problemlos zu Hause weitergehen kann. Schließlich schleppt jeder ein paar Familiengeheimnisse, verborgene Wünsche und unberührbare Tabus mit sich herum. Ob der Film aber an den Wahnsinnserfolg der französischen Komödie "Ziemlich beste Freunde" anknüpfen kann, das ist doch ziemlich zweifelhaft.

    Komödie ist auch, wenn man sich auf die Schenkel klopft. Daran erinnert "Ted" von Neuling Seth MacFarlane. In diesem amerikanischen Spaßarrangement hat ein Mann seinen Teddy auch als Erwachsener noch lieb, denn seit einem kindlichen Hilferuf hat er nicht mehr aufgehört zu sprechen. Da wundert sich selbst seine sexuell aufregende Freundin, als plötzlich bei Blitz und Donner der kleine Flauschfreund hereinrauscht, sich einfach zwischen die beiden klemmt und die übliche Donnerbegleitung einfordert.

    "Donnerbuddys fürs Leben."
    "Richtig?"
    "Komm, wir singen den Donnersong."
    "Wenn du den Schall des Donners hörst, mach dir nicht ins Hemd. Schapp deinen Donnerbuddy und sing ganz ungehemmt: Fick dich, Donner, leck mich doch am Sack. Du Arschloch kannst mir gar nichts. Du bist nur Gottes Kack."


    Kuschelbär "Ted" ist ein schrecklicher Macho, der an der Supermarktkasse mit obszönen Bewegungen die Kassiererin zu verführen versucht, Drogen konsumiert und sich überhaupt so schlecht benimmt, wie sein Herrchen es ihm offenbar beigebracht hat. Dass es durchaus klamaukig mit ernstem Hintergrund geht, beweist Sylvain Estibal mit seinem Film "Das Schwein von Gaza". Einem erfolglosen palästinensischen Fischer geht ein vietnamesisches Schwein ins Netz. Das ist von einem Frachter gefallen. Was soll er nun tun, mit dem unreinen Tier, vor dem schon seine Frau erschrickt?

    "Hilfe, hast du das gesehen?"
    "Ach, das da, das hatte ich neulich im Netz und weiß nicht wohin damit."
    "Das ist ein Schwein, hörst du ein Schwein."
    "Nein, es ist - ach, was weiß ich."
    "Jaffar, du hast ein Schwein ins Haus geholt."
    "Na ja, wer weiß. Es sieht zwar irgendwie aus wie ein Schwein, aber hast du schon mal ein echtes Schwein gesehen?"

    Unter den Filmkomödien dieses Wochenendes hat in seinem frechen und frischen Ansatz "Das Schwein von Gaza" das größte Potenzial. Schon bald wird ja alles wieder ernst zugehen.