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WUS in Deutschland

Ein Vorreiter der Globalisierung auch im Bildungssektor ist der World University Service (WUS), eine Organisation für Akademiker in über 50 Ländern. Das deutsche Komitee konzentriert sich auf die Arbeit mit Studierenden aus Entwicklungs- und Schwellenländern.

Von Anke Petermann |
    Mehr als 100.000 Männer und Frauen aus Entwicklungs- und Schwellenländern studieren in Deutschland. Brauchen sie Hilfe bei der Organisation des Studiums, dann können sie auf die Beratungsprogramme der internationalen Bildungsorganisation World University Service, kurz WUS zurückgreifen. Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika feierten am Wochenende das 60jährige Bestehen des deutschen Komitees. Parallel dazu versammelten sich einige in Darmstadt zum Seminar mit dem selbst ausgewählten Thema "Landflucht". Die inhaltliche Arbeit an sozialen und politischen Themen gehört mit zum Studienbegleitprogramm des WUS, das derzeit von der Europäischen Union mit finanziert wird.

    "Mein Name ist Kunduz. Heute möchten wir am Beispiel Kolumbien und Sri Lanka die Konfliktbearbeitung zusammen anschauen."

    So begrüßt die 22-jährige Referentin aus Gießen ihr internationales Publikum, 20 Studierende aus 13 Nationen. Die angehende Sozialwissenschaftlerin stammt aus Kirgistan und will nach dem Examen selbst in die internationale Bildungsarbeit gehen. Ihre kostenlose Mitgliedschaft beim World University Service nutzt Kunduz Niiazova auch, um Kontakte zu anderen Studierenden aus Entwicklungs- und Schwellenländern aufzubauen - internationale Kooperation auf kleinster Ebene findet sie wichtig. In ihrer Heimat gibt es den World-University Service bislang nicht. Kunduz Niiazova plant, die Integrationsarbeit, die er leistet, nach einem Abschluss in Deutschland nach Zentralasien zu exportieren,

    "weil es auch sehr viel Ausländer oder zumindest verschiedene ethnisch Gruppen gibt. Und das ist schon eine gute Erfahrung, wenn sie lernen, miteinander kommunizieren, sich kennen lernen, also dass sie diese Toleranz durch solche Austausche haben. Und ich plane natürlich, Bildungspolitik von Deutschland mitzubringen und auch Friedenspädagogik, dass man das Studenten beibringen kann."

    Georgina Caballero aus Peru studiert in Frankfurt am Main Theater-, Film- und Medienwissenschaften und überlegt, sich nach dem Examen in ihrem Heimatland selbständig zu machen. Der World University Service bietet rückkehrenden Fachkräften an, sich an der Ausstattung ihres Arbeitsplatzes und an der Anschaffung von Fachliteratur zu beteiligen, so WUS-Mitarbeiterin Susanna Beierlein:

    "Das heißt: Studenten, die in ihre Heimat zurückgehen, können Mittel beantragen, für zum Beispiel Labor- und Materialkosten, die an ihrem neuen Arbeitsplatz anfallen - also Equipment, das sie für ihren neuen Job in ihrem Heimatland brauchen. Da wird auch Beratung gemacht, wir sind auch in Kontakt mit Handwerks-, Industrie- und Handelskammern in allen Ländern der Welt, und da können wir auch so ein bisschen vermitteln."

    Die Kirgisin Kunduz Niiazova und die Peruanerin Georgina Caballero empfinden das als wohltuende Rückversicherung für ihre Zukunftsplanung unter wirtschaftlich und sozial unsicheren Umständen. Georgina Caballero:

    "Ich hoffe, dass die Organisation immer für mich da sein wird und ich Kontakt zu denen aufnehmen kann, wenn ich ein Problem haben würde oder ähnliches."

    Maurice Antoine Kengne konnte sich mit Hilfe des Studienbegleitprogramms drei Monate Praktikum in Kamerun leisten. Dem angehenden Elektrotechniker hat der World University Service damit Mut gemacht, sich nach dem Examen in Deutschland als Elektrotechniker in seiner afrikanischen Heimat niederzulassen.