Samstag, 18. Mai 2024

Amazonas-Gipfel
WWF: Ergebnisse bleiben hinter Erwartungen zurück

Die Ergebnisse des Amazonas-Gipfels in Brasilien sind nach Ansicht der Umweltschutzorganisation WWF hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Sie seien allenfalls ein erster Schritt in die richtige Richtung, sagte der Brasilien-Experte Maldonado im Deutschlandfunk.

09.08.2023
    Abgesägte Baumstämme im Amazonas-Regenwald in Brasilien. Die Stämme liegen gestalpelt auf einer gerodeten Lichtung.
    Abholzung im Amazonas-Regenwald in Brasilien (IMAGO / ingimage / via imago-images.de)
    Die Situation im Amazonas sei angespannt, sagte Maldonado. In den Ländern Peru und Bolivien nehme die Abholzung weiter zu. Auch der Rückgang in Brasilien reiche nicht aus, erklärte Maldonado. Drei Viertel des Amazonas-Gebiets seien instabil, einzelne Regionen hätten den Kipppunkt bereits überschritten, 17 Prozent des Regenwaldes seien bereits verloren. Um den Amazonas zu retten, müsse auch hierzulande beim Konsum umgesteuert werden. Die Massentierhaltung mit Soja aus Südamerika müsse sofort gestoppt werden.
    Die Organisation Greenpeace kritisierte, dass es keine konkreten Verpflichtungen gegen die anhaltende Abholzung des Regenwalds gebe. Der Generalsekretär der Organisation Klima-Observatorium, Astrini, erklärte, der Abschlusserklärung des Gipfels fehle Durchschlagskraft. Es sei unverständlich, warum sich die Anrainerstaaten nicht auf den Stopp aller Abholzungen einigen konnten.
    Die acht Amazonas-Anrainerstaaten wollen ihre Zusammenarbeit zum Schutz des Regenwaldes verstärken. Bei ihrem Gipfel in der brasilianischen Stadt Belém konnten sie sich allerdings nicht auf das Ziel einigen, alle Abholzungen im Regenwald zu stoppen. Das Abschlussdokument enthält nun keine festen Vorgaben, wie die Entwaldung verhindert werden könne. Brasiliens Präsident Lula da Silva bezeichnete die Konferenz trotzdem als einen Wendepunkt in der Geschichte des Amazonas.

    Keine Erklärung zu Förderstopp von Erdöl, Gas und Kohle im Amazonas-Urwald

    In der Abschlusserklärung wird das Bestreben der Amazonas-Anrainer erwähnt, den weltgrößten Regenwald nicht an jenen Punkt kommen zu lassen, ab dem seine Zerstörung nicht mehr aufzuhalten ist. Experten gehen davon aus, dass dies dann erreicht wird, wenn 20 Prozent der ursprünglichen Fläche vernichtet sind. Keinerlei Erklärung erhält das Dokument dagegen zum Stopp der Förderung von Erdöl, Gas und Kohle in der Urwaldregion. Der kolumbianische Präsident Petro drängte auf ein radikales Umdenken in der Weltwirtschaft. Er forderte eine Strategie nach dem Vorbild des Marshall-Plans, nach der Entwicklungsländern im Gegenzug für Maßnahmen zum Klimaschutz ihre Schulden erlassen werden.
    In der Erklärung wurden auch die Rechte und der Schutz indigener Völker betont. Außerdem wurde eine Zusammenarbeit in den Bereichen Wassermanagement, Gesundheit, gemeinsame Verhandlungspositionen bei Klimagipfeln und nachhaltige Entwicklung vereinbart. Zudem wurde ein wissenschaftliches Gremium ähnlich dem UNO-Klimapanel eingerichtet.
    An der Konferenz nahmen Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru, Ecuador, Guyana, Suriname und Venezuela teil. Auch Deutschland und Norwegen schickten als Hauptunterstützer des Amazonas-Fonds Vertreter. Es war das erste Treffen dieser Art der sogenannten der Amazonas-Kooperationsorganisation seit 14 Jahren.
    Diese Nachricht wurde am 09.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.