
Der Ökohydrologe Stefan Krause von der Universität Birmingham hat den WWF wissenschaftlich unterstützt. Er sagte im Deutschlandfunk, die größten Sorgen bereiteten Nanopartikel und die kleinsten der Mikroplastikpartikel - solche, die bis zu zehn Mikrometer groß seien. "Wir wissen, dass gerade diese besonders einfach von Organsystemen aufgenommen werden und dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können."
Mikroplastikpartikel (MnPs) sind Plastikpartikel mit einem Durchmesser von bis zu fünf Millimetern, bei Nanoplastik wird die maximale Größe typischerweise bei einem Mikrometer, also einem tausendstel Millimeter, angesetzt. Die Mehrheit der in der Umwelt aufgefundenen MnPs sind sogenannte Sekundärpartikel, die entstehen, wenn größere Teilchen zerfallen oder durch mechanische Einwirkung zerstört werden.
Gesundheitsschädliche Additive
Für den Menschen sind nicht nur die Kunststoffe als solche schädlich, sondern auch viele Stoffe, die bei der Herstellung zugesetzt werden, um gewünschte Eigenschaften zu erzielen. Diese Zusatzstoffe werden als Additive bezeichnet. Dazu gehören etwa Bisphenol A oder Phthalate. Etliche Zusatzstoffe werden mit einer Reihe gesundheitlicher Störungen in Verbindung gebracht, darunter hormonbedingte Krebserkrankungen, verminderte Fruchtbarkeit, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch neurologische Erkrankungen wie ADHS oder Demenz.
Mikroplastik kommt auf mehreren Wegen in den menschlichen Körper, wie Umweltwissenschaftler Krause erläuterte. Partikel in der Luft würden eingeatmet, andere befänden sich in unserer Nahrung oder deren Verpackung und würden verschluckt, wieder andere gelangten aus Kosmetika über unsere Haut in den Organismus. Dementsprechend sei die individuelle Exposition sehr verschieden: Wer auf dem Land lebe, habe etwa eine geringere Belastung durch Schwebstoffe, die von Autoreifen herrührten.
Immunsystem von Regenwürmern geschädigt
Der WWF nimmt auch die Wirkungen auf die Umwelt in den Blick. Nicht allein der Mensch und größere Tiere seien durch MnPs in Gefahr, heißt es in dem Aufruf. So hätten Studien gezeigt, dass Mikroplastik aus Polyethylen das Immunsystem von Regenwürmern schädige; diese wiederum seien von großer Bedeutung für die Bodengesundheit und Teile der Nahrungskette.
"Maßnahmen müssen bei glaubwürdigen Risikohinweisen auch dann ergriffen werden, wenn noch keine absolute wissenschaftliche Gewissheit besteht", verlangt der WWF. Dieses Vorsorgeprinzip sei unerlässlich, um langfristige Schäden zu vermeiden. Weil Plastikverschmutzung nicht vor Grenzen haltmache, sei koordiniertes globales Handeln erforderlich.
Diese Nachricht wurde am 28.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.