Archiv


WWF und Allianz-Konzern präsentieren Klimaschutz-Rangliste der G8-Staaten

Die Kirschblüte beginnt fünf Tage früher als noch vor 50 Jahren - das ist noch ein harmloser Vorbote des Klimawandels in Japan, dem Gastgeberland des nächsten G8-Gipfels. Der WWF legte zusammen mit dem Versicherungskonzern Allianz jetzt eine Rangliste der G8-Staaten in Bezug auf den Ehrgeiz ihrer Klimaziele vor.

Von Dieter Nürnberger |
    Japan liegt in diesem Klima-Ranking auf einem mittleren Platz. Das heißt konkret, die Autoren der Studie bescheinigen Japan relativ niedrige CO2-Emissionen als eines der hochindustrialisierten Länder dieser Erde, aber auch Japan liegt demnach noch über den Kyoto-Zielen zur Treibhausgas-Minderung. Und was ebenfalls negativ ist, in dem Land liege national noch kein verbindlicher Plan zur künftigen Reduktion der CO2-Emissionen vor. Japan wird in diesem Ranking übrigens auf eine Stufe gestellt mit Italien.

    Diese Untersuchung zur Klimapolitik der G8-Staaten hat folgende Kriterien: Zum einen sind dies die Fortschritte der Länder seit 1990, diesen Vergleichsrahmen hat ja auch das Kyoto-Protokoll als Richtwert. Das zweite Kriterium ist der aktuelle Stand der Bemühungen und drittens spielen natürlich auch möglicherweise schon ergriffene oder angedeutete Klimaschutzmaßnahmen eine Rolle. Hauptfrage generell: Wird es gelingen, den Anstieg der Temperaturen auf ein Durchschnittsplus von 2 Grad Celsius zu begrenzen? Die Antwort der Studie: Nein - die G8-Staaten werden es nicht schaffen, wenn sie so weitermachen wie bisher. Niklas Höhne von der Agentur "Ecofys Deutschland" ist Autor der Studie:

    "Es gibt eine Spitzenreitergruppe von Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Die haben in gewissen Bereichen eine sehr gute Performance gezeigt. Deutschland beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien. Großbritannien hat die Emissionen in der Vergangenheit recht gut begrenzt. Aber es fehlt in den anderen Bereichen. Die nächste Gruppe ist Italien und Japan. Diese beiden Länder haben bereits geringere spezifische Emissionen, aber ihre Gesamtemissionen steigen kräftig und sind weit entfernt vom Kyoto-Ziel. Dann haben wir eine abgeschlagene Gruppe von Russland, Kanada und den USA. Russland ist noch etwas besser durch die Emissionsreduktionen in den 90er Jahren. Aber auch das ist inzwischen gestoppt und die Emissionen steigen wieder an. Und in Kanada und den USA sind die spezifischen Emissionen sehr hoch, es sind keine Gegenmaßnahmen zu sehen, um dies zu begrenzen."

    Wenn Deutschland nun, aufgrund dieser Bewertungen, neben Großbritannien und Frankreich zu den drei Ländern gehört, die mit ihren Klimaschutzbemühungen am weitesten sind, dann hört sich das erst einmal gut an, aber: Diese Bemühungen reichen trotzdem nicht aus, um das 2-Grad-Ziel einzuhalten. Man kann also grundsätzlich anmerken: Die G8-Staaten sind zu langsam im Wettlauf gegen den Klimawandel. Jetzt könnte man einwenden, es gehe ja nur um 8 Staaten auf dieser Erde, aber es sind natürlich die Schwergewichte in vielerlei Hinsicht, sagt Regine Günther, Leiterin Klima- und Energiepolitik beim WWF:

    "Die G8-Gruppe erwirtschaftet 60 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts, die G8 verursacht 40 Prozent der aktuellen Treibhausgas-Emissionen. Diese Länder haben 62 Prozent der akkumulierten Emissionen verursacht, das heißt, was wir heute in der Atmosphäre finden, haben 8 Staaten zu verantworten. Obwohl nur 13,5 Prozent der Weltbevölkerung in diesen Ländern leben. Dieser Klimaschutz-Vergleich der G8-Staaten ist mehr als ernüchternd. Die Emissionen steigen in diesen Staaten dramatisch, auch wenn in einzelnen Staaten in spezifischen Bereichen Erfolge vorgewiesen werden können. "

    Für die Umweltorganisation WWF geht es nun um Konsequenzen, die die betroffenen acht Staaten aus dieser Untersuchung ziehen sollten. Der nächste G8-Gipfel findet in Japan statt, in der Stadt Hokkaido. Mittelfristig- und langfristig sollte daher folgendes vereinbart werden, Regine Günther:

    "Gerade die G8-Staaten müssen die Entwicklungsländer unterstützen. Das beinhaltet enorme Finanztransfers, auch einen Technologietransfer. Drei Ziele müssen dabei angegangen werden: Einerseits die Anpassung an den Klimawandel, zweitens müssen Technologie-Kooperationen vorangetrieben werden. Und drittens muss die Entwaldung gestoppt werden."

    Wenn die großen wirtschaftlichen Schwergewichte beim Klimaschutz nicht vorangingen, so die Erkenntnis der Umweltorganisation, dann könnten viele kleinere und ärmere Länder beim Klimaschutz auch folgen, weil ihnen die finanziellen Mittel oder oft auch das notwendigen Know-how fehlen.