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XML setzt sich durch

Nahezu die gesamte Palette an Inhalten im globalen Datennetz wird bislang in HTML verfasst, der sogenannten Hypertext Markup Language. Allerdings ist diese Sprache eigentlich eher unvollständig, denn sie beschreibt vor allem das Aussehen und die Formatierung von Informationen für die Darstellung in Browsern. Sehr viel mehr eigenständige Intelligenz bietet XML: Die so genannte Extensible Markup Language besitzt alle Eigenschaften, um komplette Datenbanken online ins Netz zu setzen oder Inhalte problemlos zwischen verschiedenen Anwendungen zu vermitteln. Galt XML bislang eher als Experimentierkasten für hartgesottene Web-Spezialisten, so setzt sich das mächtige Werkzeug inzwischen auch in der Praxis allmählich durch. Einen Überblick über den Erfolgsritt des neuen Industriestandards gab der 4. XML–Kongress, der vom 5. bis 6. Dezember in Darmstadt stattfand.

Peter Welchering, Erik Meissner, Rainer Markewitz |
    Die industrielle Produktion bietet derzeit das Hauptaufgabenfeld für den neuen Präsentationsstandard im Internet, XML. So wird die Extensible Markup Language etwa in der Pharmaindustrie, wenngleich auch noch sehr forschungsnah, an der Schnittstelle von Medikamentenentwicklung und Verfahrenstechnik eingesetzt. Einige Schritte weiter ist dagegen die Automobilindustrie: Dienten in die ersten XML-Anwendungen noch hauptsächlich zur Pflege von Ersatzteilkatalogen, so verständigen sich heute schon Fertigungsroboter des Autobauers VW untereinander sowie mit dem Fertigungsleitsystem via XML. Dazu entwickelten Programmierer einen speziellen Dialekt der Internetsprache, der sich inzwischen mit großem Erfolg etablieren konnte.

    Doch ganz ohne Reibung kann auch dieser neue Standard nicht Fuß fassen: Das ehrgeizige Ziel, komplexe Datenbanken in großem Stil über Datennetze anzuzapfen und ihre Informationen direkt etwa an Maschinen weiterzugeben, stellt die Entwickler vor neue Probleme: "Dabei treten vor allem zwei Hindernisse auf: Einerseits müssen neue Konventionen für die Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen existierenden Datenbanken und der XML-Kommunikation geschaffen werden. Zum anderen können zwar neue Datenbanken ganz in XML erstellt werden, doch bislang unterstützen nur wenige Systeme diesen Ansatz", berichtet Erik Meissner, Informatiker am Fraunhofer Institut für grafische Datenverarbeitung in Darmstadt.

    "Besonders heikel ist die identische Übertragung zwischen relationalen Datenbanken und XML - Während XML auf einer hierarchischen Gliederung basiert, steht demgegenüber die vielfältige verknüpfte Listenstruktur der etablierten Datenbanksysteme", erläutert Tagungsleiter Rainer Markewitz. Um Informationen aus relationalen Datenbanken in XML - Strukturen zu übermitteln, setzen Programmierer bislang auf die in jeder Datenbank existierenden Abfragemechanismen, deren Ergebnisse dann in die XML-Hierarchie übertragen werden. Damit wird einerseits die Kommunikation zu anderen Anwendungen erschlossen, andererseits bleibt die Kompaktheit und Geschwindigkeit der ausgereiften Datenbanksysteme weiter bestehen.