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"Yes, I’m The Great Pretender"

Auch 20 Jahre nach dem tragischen Ende von Queen-Frontmann Freddie Mercury ist der Kult um die Band ungebrochen. Die Kölner Tribute-Band "Mayqueen" nutzt die andauernde Beliebtheit der Pop-Ikonen - und spielt seit rund 25 Jahren Queen-Stücke.

Von Anja Reinhardt | 26.12.2011
    Ein Proberaum in einem alten Festungsgebäude in Köln, an einem beißend kalten Sonntagnachmittag. Mayqueen spielen mit ihrem neuen Sänger Stefan ihr Live-Repertoire. Vor den Weihnachtstagen stehen noch zwei Auftritte an. Die aktuelle Band-Konstellation ist noch relativ frisch – noch ein Grund mehr, zu proben. Seit rund 25 Jahren gibt es Mayqueen nun schon – mit wechselnder Besetzung. Bandgründer Ralf Sädler selbst ist ein wenig verblüfft über seinen langen Atem.

    "Nee, ein Karrieretraum war das Weiß Gott nicht, das kann ich nicht so sagen, ich hatte die Idee noch früher gehabt, einige Jahre vorher, bevor ich das dann angefangen hab, in die Tat umzusetzen, da hab ich mir einfach nur gedacht, aus Spaß heraus, aus Lust an der Sache ne Band zusammenzutrommeln und Queen-Songs zu spielen. Klar, man lässt das dann offen, was sich daraus entwickeln kann und es hat sich dann so entwickelt, dass wir dann doch recht erfolgreich arbeiten konnten."

    So makaber das klingt, aber das ist letztendlich dem frühen Tod von Freddie Mercury geschuldet. Auch wenn die verbleibenden Queen-Mitglieder Brian May und Roger Taylor danach noch auf Tour gegangen sind, ohne den charismatisch-glamourösen Frontmann Mercury war es nicht dasselbe. Ralf Sädler sieht genau darin einen Grund, warum Bands wie Mayqueen funktionieren.

    "Die Berechtigung solcher Tribute-Bands besteht einfach darin, dass solche bekannten Bands wie Queen oder ähnliche, dass die halt nicht mehr in kleinen Clubs spielen oder auf Stadtfesten, Open Airs und so weiter, in der Größenordnung von 1000-3000 Leuten, sondern die haben eben die ganz großen Stadien und Hallen und kommen eben nicht mehr in die kleinen Geschichten rein. Die Leute haben aber das Bedürfnis, besonders bei Queen jetzt, die Musik auch - ... ein Stück weit damit leben zu wollen und die ausleben zu wollen und das nicht nur aus der Retorte zu hören, sondern gemeinsam mit anderen das auch live abfeiern zu können."

    Zum Selbstverständnis von Mayqueen gehört es übrigens nicht, auch noch so auszusehen wie Freddie und Co. Immerhin setzt sich die Band aus teilweise studierten Musikern zusammen.

    "Ich sehe auch nicht unbedingt aus wie Brian May, wir sind keine Look-alike-Band, und darum geht es mir auch nicht. Mir ist es immer um die Musik als solches gegangen, und ich hab keine Motivation, mir eine Perücke aufzusetzen, so was finde ich einfach nur lächerlich, oder wenn der Sänger kommt und klebt sich einen Schnäuzer an, um dann auszusehen wie eine Witzfigur, da bin ich ganz strikt dagegen, solche Sache zu machen."

    Sänger Stefan Meyer dagegen empfindet die noch nicht mal ansatzweise vorhandene Ähnlichkeit mit dem Queen-Sänger als Problem. Er hat schulterlange schwarze Haare und wirkt eher gemütlich als drahtig.

    "Ich hab ihn fünfmal live gesehen, ich hab immer gesagt, was der da macht ist Wahnsinn. Und jetzt stehe ich da selber und soll es tun? Es gibt Leute, die können das wesentlich besser mit den Bewegungen, nur vom Gesang her, da weiß ich nicht, da bin ich doch schon nah an Freddie dran. Das eine will man, das andere kann man, der eine hat von dem mehr und der andere hat von dem mehr, die Bewegung ist bei mir sehr eingeschränkt, aber ich arbeite dran."

    Spätestens wenn die Menge alkoholisiert ist, spielt das Äußere wahrscheinlich sowieso keine Rolle mehr. Viel eher bereitet der Band eine andere Tatsache Probleme. Gründer Ralf Sädler steht in direkter Konkurrenz zu den ehemaligen Mayqueen-Mitgliedern, die ohne ihn weiter machen wollten und nun ebenfalls mit einem Queen-Tribute-Programm unterwegs sind. Ralf Sädler und seine Bandkollegen haben aber zumindest den Vorteil, den Segen des Originals zu haben – von Queen-Gitarrist und Nachlassverwalter Brian May höchstpersönlich.

    "Der fand das schon klasse damals! Wir haben Brian May kennengelernt, also kennengelernt kann man auch nur bedingt sagen, wir haben ihm damals mal eine CD von uns geschickt und da kam dann eine nette Reaktion drauf, und das hat uns sehr gefreut, dass unsere Arbeit da honoriert wurde von dem großen Idol. Und er hat sich dann sogar die Zeit genommen, als er damals 1994 in Köln war, sich die Band auch live anzusehen, hier in Köln in der Live Music Hall. Da war ich schon sehr nervös, die haben schon sehr die Knie geschlottert."

    Covern als Lebensinhalt – zumindest im Fall von Ralf Sädler trifft das zu. Anfang des Jahres gründete er sogar noch eine weitere Band, Mr. Pleasant, die dem Kinks-Repertoire Tribut zollt. Sädler, der als Musiker nicht nur in Cover-Bands gespielt hat, kann zwar auch auf eine mittlerweile lange Liste selbst geschriebener Songs zurückblicken. Aber die Eitelkeit muss bei Mayqueen-Auftritten dann doch draußen bleiben.

    Die Leute kommen wegen der Queen Songs, um die zu hören, man kann mal hier und da den Leuten was Eigenes unterjubeln, dass schlucken die auch noch, aber das ist ja eigentlich nicht Sinn und Zweck der ganzen Sache. Das sollte man schon auseinanderhalten.