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Zähne Zeigen

Wie teuer und sinnvoll sind Zahnzusatzversicherungen? Dieser Frage hat sich die Stiftung Warentest nun gewidmet. Ein Ergebnis der Untersuchung: Manchmal täuschen die Angebote die Versicherten mit vagen Formulierungen.

Von Dieter Nürnberger |
    Der Zeitpunkt für diese Untersuchung der Stiftung Warentest ist nicht zufällig gewählt, denn seit Beginn dieses Jahres gilt die neue private Gebührenverordnung für Zahnärzte – und demnach müssen sich auch gesetzlich Versicherte mitunter auf höhere Kosten einstellen, das gilt besonders für höherwertigen Zahnersatz. Wobei eine Grundlage des bisherigen gesetzlichen Leistungsanspruchs gleich geblieben ist, nämlich die, dass die Kassen auch weiterhin nur einen Zuschuss zur wirtschaftlich günstigsten Versorgung bezahlen. Schaut man sich diese Regelung im Detail an, dann wird sehr schnell deutlich, dass eben nur ein geringer Teil der Kosten für Kronen, Inlays und Implantate erstattet wird. Eine Gesamtrechnung übrigens, die schnell 2000 oder 3000 Euro ausmachen kann. Maßgeblich ist immer der privatzahnärztliche Rechnungsbetrag. Holger Rohde hat diese Warentest-Untersuchung geleitet.

    "Von diesem Rechnungsbetrag ersetzt die gesetzliche Krankenkasse - nach unseren Modellrechnungen – 25, 30 oder 32,5 Prozent. Je nach Bounsstufe des jeweiligen Versicherten. Wie hoch der Bonus im Einzelfall ist, hängt davon ab, wie oft er in der Vergangenheit den Zahnarzt regelmäßig besucht hat. Und dies auch im Bonusheft dokumentiert ist."

    Untersucht wurden Zahnzusatzversicherungen aller auf dem deutschen Markt tätigen privaten Krankenversicherer, deren Angebot allen gesetzlichen Versicherten offensteht. Dies waren über 140 Tarife. Und wie fast immer liegen im Kleingedruckten der Policen auch einige Fallstricke. Denn viele Versicherer werben recht vollmundig mit Erstattungen von bis 100 Prozent. Doch genau hier sollten Verbraucher stutzig werden oder zumindest genau hinschauen. Denn man sollte stets nach fragen – 100 Prozent von was eigentlich? Vom Kassenzuschuss zur Regelversorgung oder etwa doch von der Gesamtrechnung, was letztendlich deutlich mehr an Erstattung bedeuten würde. Zudem gibt es in den Tarifen Leistungseinschränkungen, sagt Holger Rohde.

    "Manche Versicherer beschränken ihre Leistungen auf eine bestimmte Anzahl an Implantaten. Andere legen Höchstbeiträge fest, die sie pro Implantat oder Inlay bezahlen. Eventuell lohnt sich ein Wechsel: Denn ältere Tarife leisten manchmal deutlich weniger, als die neueren Angebote. Nach Ablauf der Mindestlaufzeit von zumeist zwei Jahren kann mit einer Frist von drei Monaten zum Ende des Versicherungsjahres gekündigt werden. Das ist aber nicht sinnvoll, wenn in nächster Zeit Behandlungen anstehen. Denn aus dem neuen Vertrag erhält man dafür keine Leistungen."

    Es sollten also bei Neuverträgen auch Wartezeiten einkalkuliert werden.

    Für leistungsstarke Zahnversicherungen muss ein 43-jähriger männlicher Neukunde zwischen 18 und 41 Euro im Monat zahlen, gleich alte Frauen zwischen 19 und 49 Euro. Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift "finanztest" stellt die besten Angebote vor.

    "Die vier günstigsten mit "sehr gut" bewerteten Angebote sind die Tarife "EZ" und "EZT" der "Hanse Merkur" und "central.prodent" der "Cenetral" sowie "DT85" der "DKV" und "ZZ Premium Plus" der "Huk-Coburg". Wer mit 43 Jahren eintritt, zahlt hier maximal 25 Euro Monatsbeitrag. Die umfangreichsten Zahnersatzleistungen bieten ein Tarif der "DFV" sowie die identischen Top-Angebote von "ergo Direkt" und "Neckermann"."

    Auffällig ist zudem, dass einige Versicherer ihre Beiträge nach Art einer Lebensversicherung kalkulieren. Hier werden anfangs höhere Beiträge für das Alter des Versicherten angespart, damit spätere Erhöhungen im Rahmen bleiben. Bei einer Police nach Art einer Schadenversicherung steigen die Beiträge mit zunehmendem Alter planmäßig an. Eine Empfehlung für die eine oder andere Form der Beitragsgestaltung kann diese Stiftung Warentest allerdings nicht aussprechen.

    Fazit: Sicherlich ist eine Zahnzusatzversicherung nicht so elementar wichtig wie etwa die Haftpflichtversicherung, aber, so Hermann-Josef Tenhagen, immerhin rund 13 Millionen Bundesbürger haben eine Zahnzusatzversicherung.

    "Eine Zahnzusatzversicherung kann sinnvoll sein, aber sie ist sicherlich nicht zwingend. Für Leute, die sich das leisten können und auch Wert auf ihre Zähne legen, ist dies sicherlich vernünftig. Die meisten Leute möchten gerne, dass ihr Gebiss attraktiv wirkt."