
Besonders kritisch sieht Böhm den Drang hin zum Abitur: Die Politik habe den Hautschulabschluss und den Realschulabschluss aus den Augen verloren. Jungen Menschen werde suggeriert, dass man ohne Aufwand höchste Abschlüsse erreichen kann. Böhm rief die Politik auf, zu handeln und Fehler rückgängig zu machen.
Jugendliche mit ausländischen Wurzeln besonders betroffen
Laut einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung beendeten im Jahr 2021 rund 47.500 Jugendliche ihre Schulzeit, ohne zumindest den Hauptsschulabschluss zu erwerben. Das entspricht einem Anteil von rund sechs Prozent.
Jungen sind der Untersuchung zufolge häufiger betroffen als Mädchen. 60 Prozent der Abgänger ohne Schulerfolg waren männlich. Bei jungen Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft ist der Anteil der Abgänger ohne Abschluss fast dreimal so hoch wie bei Gleichaltrigen mit deutscher Staatsangehörigkeit (13,4 zu 4,6 Prozent). Jeder zweite Jugendliche ohne Hauptschulabschluss war in einer Förderschule.
Am höchsten war die Quote laut Studie in Bremen. Dort verließen rund zehn Prozent der Jugendlichen die Schule, ohne zumindest einen Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben. In Bayern waren es mit gut fünf Prozent die wenigsten.
Forscher verweisen auf Gefahr für Schulabbrecher
Der Bildungsforscher Klaus Klemm sagte, Menschen ohne Abschluss hätten ein höheres Risiko, in prekären Beschäftigungsgsverhältnissen zu landen oder gar keine Arbeit zu finden. Die Gesellschaft könne es sich angesichts des wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten, diese Personen durchs Raster fallen zu lassen.
Dass Jugendliche ohne Schulabschluss kaum Chancen auf eine Ausbildung haben, belegen Klemm zufolge Daten aus dem jüngsten Berufsbildungsbericht. Demnach seien zwei Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Schulabschluss erreicht haben, ohne Berufsausbildung. Die Arbeitslosenquote sei bei ungelernten Personen fast sechsmal so hoch wie bei Personen mit Berufsausbildung.
Leisttungsschwache Schüler gezielt Fördern
Um Jugendlichen künftig bessere Perspektiven zu geben, empfiehlt die Bertelsmann Stiftung Maßnahmen auf zwei Ebenen: An den Schulen selbst sollten die besonders leistungsschwachen Schüler im Unterricht bestmöglich gefördert werden. Zudem sei es sinnvoll, erlernte Kompetenzen über das klassische Abschlusszeugnis hinaus zu dokumentieren.
Diese Nachricht wurde am 06.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.