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Zahl der Studienabbrecher ist zu hoch!

In England, Amerika und Finnland beispielweise studiert heute jeder dritte junge Bürger. In Deutschland ist es einer von sechs. Das ergab der Länder-Bildungsbericht der OECD in Paris. Zwar wende Deutschland weit weniger Geld für einen Studenten pro Studienjahr auf als das Mittel der OECD-Länder. Doch angesichts der langen Studienzeit kostet letztendlich die ganze Ausbildung eines Studenten in der Bundesrepublik wesentlich mehr als andernorts. Nur in der Schweiz sind die Kosten noch höher. Seit zwei, drei Jahren versucht die Bundesrepublik mit einer Bildungsoffensive aufzuholen. Doch statistisch finden diese Bemühungen noch keinen Niederschlag, meint Andreas Schleicher, der den Bildungsbericht mit erstellt hat: "Ich denke, dass Deutschland auf dem richtigen Weg ist. Die Einführung der Bachelor-Degrees sind die richtigen Ansätze. Ein langer Weg, den andere Länder schon vor 20 Jahren gegangen sind."

    Zu den Schlusslichtern gehört Deutschland auch in anderen Bereichen: bei den meisten OECD-Ländern stellen heute die Frauen über die Hälfte der Hochschulabsolventen. In Deutschland nur 45 Prozent. Und dramatisch ist der Frauenmangel speziell in den Sparten Ingenieurwesen oder Naturwissenschaften. Ein weiterer Punkt springt ins Auge: die so genannte Bildungsmobilität ist gering. Junge Menschen, deren Eltern Abitur haben, nehmen dreimal häufiger ein Studium auf, als die, deren Eltern keine Hochschulreife haben. Glanzpunkte sammelt Deutschland lediglich noch im Bereich Doktorenausbildung, da liegt es im OECD-Vergleich auf Platz drei. Das Schlagwort vom Akademikerschwund macht in sehr vielen Ländern die Runde. Andreas Schleicher: "Dieses Mal konnten wir nachweisen, dass in allen Ländern der OECD die Nachfrage nach Akademikern schneller gestiegen ist als das Angebot. Die Arbeitslosigkeit unter Akademikern ist deutlich geringer als unter Menschen mit mittlerem Abschluss." Eine Botschaft liegt den Berichtschreibern sehr am Herzen: Investition in Bildung lohnt sich. Sowohl für denjenigen, der studiert, als auch für die Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt.